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Archäologie mit Schaufelbagger – Zahi Hawass verteidigt Vorgehen

Nach den Aufsehen erregenden Funden einer Kolossalstatue von Ramses II. Psammetich I.* und einer kleineren Statue von Sethos II. in Kairo, hatte es in einigen Beiträgen auf sozialen Netzwerken Anschuldigungen gegeben, dass die Bergung der Fundstücke unsachgemäß erfolgt sei und die Statue dabei sogar noch beschädigt wurde. Fotos von Baggern und einfachen Winden verbreiteten sich in Windeseile. Nun hat sich Zahi Hawass mit einem Statement eingemischt und verteidigt das Vorgehen.

Der Fund ging am vergangenen Donnerstag durch die internationale Presse (auch wir berichteten). Im Kairoer Stadtteil Mataria, wo einst der große Sonnentempel von Ramses II. in der antiken Stadt On (Heliopolis) stand, war in einer 2m tiefen Grube ein Teil einer 8m großen Statue aufgetaucht. Das deutsch-ägyptische Team um Dr. Dietrich Raue hatte sich sofort daran gemacht, weitere Teile der Statue zu finden, und hatte den Kopf bereits aus dem Grundwasser heben lassen.

Dass zur Bergung auch Seilwinden und sogar ein Bagger zum Einsatz kamen, sei nicht ungewöhnlich, betonte nun in einem Presse-Statement Ex-Antikenminister Zahi Hawass. Er habe sich Bildmaterial von Dr. Raue schicken lassen, auf denen die Bergung dokumentiert sei. Hebung und Transport sei von Arbeitern aus Queft geleitet worden, die spezialisiert auf das Herben schwerer Lasten seien. Sie hätten u.a. auch schon in Sakkara gearbeitet und dabei bis zu 20 Tonnen schwere Statuen und Sarkophage bewegt.

#اليوم_السابع | اكتشاف تمثالين لـ رمسيس الثانى وسيتى الثانى فى المطريةالتفاصيل … https://goo.gl/g30EWh

Gepostet von ‎اليوم السابع‎ am Donnerstag, 9. März 2017

Es sei auch völlig normal, dass in Mataria Statuen nur in Bruchstücken gefunden würden, betonte Hawass. Er selbst habe früher dort gegraben und man habe dort noch nie eine komplette Statue finden können. Alle noch verbliebenen alten Tempel und Artefakte seien in der koptischen Ära zerstört und teilweise als Baumaterial für Kirchen und Häuser verwendet worden.

Missionsleiter Dietrich Raue habe ihm versichert, dass die Bergung des Statuenkopfes absolut professionell und ohne Beschädigung erfolgt sei. Die vorhandenen Schäden, vor allem an der linken Kopfseite, stammten alle aus früheren Zeiten. Ein sehr großes Stück des Körpers der Statue liegt noch am Fundort. Es ist so schwer, dass es am Montag mit einem Kran aus der mit Grundwasser gefüllten Grube gehoben werden soll. Danach sollen dann alle Teile zur Restauration ins Grand Egyptian Museum (GEM) gebracht werden.

Auch auf Statuen spielende Kinder sorgten für einiges an Aufsehen in den sozialen Medien.

https://www.facebook.com/thearchaeologistcroft/posts/713474665488864

Und hier noch ein Video, das viele Fotos der Bergung zeigt, u.a. auch Ramses‘ Kopf in einer Baggerschaufel (laut Zahi ein ganz normales Hilfsgerät an einer archäologischen Stätte)…

Nachtrag am 12.3.2017:

Die durch ihren medienwirksamen Einsatz für den Erhalt archäologischer Stätten bekannte Archäologin Monica Hanna kritisiert die Aussagen von Ex-Antikenminister Zahi Hawass. Dieser hatte in seinem Statement betont, zu den Baggern habe es keine Alternative gegeben, da die Fundstücke ja im Grundwasser lagen. Hanna erinnert in der Daily News Egypt daran, dass man an vielen anderen Grabungsstellen das Wasser zunächst mit Pumpen entferne, und erst dann die daraufhin gut sichtbaren Artefakte mit Seilen hebe.

In einem Gespräch mit Antikenminister Khaled El-Enany habe sie diesem andere Bergungsmöglichkeiten vorstellen wollen, der Minister sei aber mehr an der Bedeutung des Fundes interessiert gewesen, als an der Methode der Hebung der Einzelteile.

Hanna stellt in der Daily News Egypt auch den Vorwurf in den Raum, dass Hawass in seiner Zeit als Antikenminister dieses Stück Land an die Kommune verkauft habe, damit diese darauf einen neuen Markt errichten konnte. Diese archäologische Stätte gehöre also nicht mehr dem Antikenministerium, weil Hawass sie als archäologisch uninteressant eingestuft hatte. Angesichts der Tatsache, dass alle früheren und auch die jetzigen Funde belegten, dass es hier einmal einen riesigen Tempel gegeben haben müsse, sei der Verkauf des Landes unter Hawass‘ Leitung damals ein großer Skandal, so Hanna.

Hawass erklärte der Daily News Egypt, diese knapp 70.000 Quadratmeter große Fläche sei eine der größten historischen Stätten des Landes, auf der man Überreste von verschiedenen Tempeln, u.a. auch von Thutmose III. und Echnaton, gefunden habe. Es sei geplant, dort nun neue Grabungen durchzuführen.

*Nachtrag: Bei der größeren Statue handelt es sich nicht um Ramses II., sondern um Psammetich I.

4 Gedanken zu „Archäologie mit Schaufelbagger – Zahi Hawass verteidigt Vorgehen“

  1. „Alle noch verbliebenen alten Tempel und Artefakte seien in der koptischen Ära zerstört“

    Gar nicht auszudenken was in Ägypten an Altertümern noch stehen würde, wenn die frühmittelalterlichen Christen nicht vieles zerstört oder als Baumaterial verwendet hätten. Das ging natürlich bei den Muslimen weiter. (vereinzelt bis Heute)

  2. Ja, das stimmt, obwohl natürlich eigentlich jede nachfolgende Epoche ihren Anteil daran hatte, dass das Erbe der alten Ägypter zerstört oder außer Landes gebracht wurde. Das begann schon in griechisch-römischer Zeit und zieht sich dann durch die ganze Geschichte bis in die heutige Zeit, in der immer noch vielen Ägyptern das tägliche (Über-) Leben wichtiger ist als die Geschichte.

  3. Ich meine die mutwillige Zerstörung die mit dem einem ‚gott‘ ins Land zog, wo alles altägyptische als Teufelszeug deklariert wurde. (Ausgehackte Gesichter – Kopten, generelle Zerstörung menschlicher Abbilder – Muslime) Und die Zweckentfremdung von Statuen und Tempeln als Baumaterial hat ja wohl auch nicht’s mit dem täglichen Überleben zu tun – ist aber noch eher verständlich.

    Das Kunstliebhaber bis in die Spätantike nach Rom etc. geliefert haben ist natürlich richtig. Oft ist es auch so das nur deshalb diese Stücke Heute noch zu bewundern sind.

  4. Hallo zusammen!
    Eigentlich bin ich sehr besorgt, um bei der Einführung der alten – ägyptischen und pharoenischen Zivilisationen und Denkmäler zu helfen, besonders nachdem ich über die letzte Erfindung der Statue des glühenden Königs RAMSES II in Mataria-Ägypten letzte Woche gelesen habe.

    Ich erkannte wirklich, dass wir alle brauchen Bemühungen von jedem, der interessiert ist und bei der Einführung, Unterlagenreservierung oder Ankündigung / Markierung dieser Zivilisation und seiner vorsätzlichen Unterrichtsgegenstände interessiert ist und sie mit der fortgeschrittenen tochnologie sorgfältig handhaben kann, damit die ganze Menschheit es beeinträchtigen kann.

    Ich freue mich darauf, Ihnen bei Ihrer Mission und Tätigkeit als Freiwilligenarbeit zu helfen, die ägyptische altpharoanische Zivilisation so viel wie möglich einzuführen.

    Ich bin Doktorand aus Aegypten und ich studiere Chemie/Nanotechnology in DE seit 2014.

    MfG
    Adel ELSAYED

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