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Rettung für die Nordgräber und den Großen Aton-Tempel in Amarna

Pharao Echnaton schrieb auf einer seiner Grenzstelen, dass seine Höflinge und hohen Beamten im „östlichen Berg“ seiner neuen Hauptstadt Achetaton begraben werden sollen. Hier fanden sie auch tatsächlich ihre letzte Ruhe, in einer Klippenwand am nördlichen Ende der Ostberge von Amarna („Nordfriedhof“) und in einem niedrigen Steilabhang am südlichen Ende („Südfriedhof“). Doch wo fand die übrige Bevölkerung, die einfachen Arbeiter und Bauern, ihre letzte Ruhestätte?

Ein Team der Cambridge Universität um den Ägyptologen Barry Kemp glaubt, das Rätsel gelöst zu haben. Die Archäologen fanden mehrere Stellen ganz in der Nähe des Nord- und Südfriedhofs, wo Menschen der einfachen Bevölkerungsschicht begraben wurden.

Das südliche Gräberfeld

Von 2006 bis 2013 fanden Grabungen im südlichen Gräberfeld, nahe des Südfriedhofs von Amarna, statt. Die Archäologen fanden an der Oberfläche Tonscherben aus der späten 18. Dynastie, einige Bruchstücke aus Glas und Fayence sowie Schlammziegel. Teile des Friedhofs wurden von gelegentlichen Überflutungen weggeschwemmt. Diese Überschwemmungen hinterließen Knochenreste, die über den Wadi (ausgetrockneter Flusslauf) und die Wasserläufe verstreut waren, welche die vorgelagerte Wüstenebene durchzogen.

Ausgrabungen förderten weitere menschliche Überreste, bemalte Sarkophage und Grabstelen ans Tageslicht, die sehr wichtig für das Verständnis der Amarnazeit sind. Anthropologen versuchten, die von antiken Grabräubern über den Friedhof verstreuten Knochenreste wieder zusammenzufügen. Insgesamt konnten so 432 Individuen identifiziert werden, die hier ihre letzte Ruhestätte fanden.

Die Anthropologen standen vor der Aufgabe, Daten über die Schädelmaße zu sammeln, ohne die noch verbliebenen Haarreste zu beschädigen, wie Barry Kemp in einem seiner Newsletter berichtet. Dafür entfernten sie die Haare und setzten sie für die Zeit der Untersuchungen auf einen Kunstschädel. Bei besonders gut erhaltenen Schädeln wurde das Haar mit Cyclododecan behandelt. Das Bindemittel wird erwärmt und in einem flüssigen Zustand auf das Haar verteilt. Nach einer Zeit verhärtet es sich wie Wachs und erleichtert das Abziehen der Haare. So konnten detaillierte Aufzeichnungen über die vielen Variationen der altägyptischen Frisuren gemacht werden, wie das Flechten und Knüpfen von Haarextensions.

Der Große Aton-Tempel

Arbeiten am Großen Aton-Tempel © Amarna Project
Arbeiten am Großen Aton-Tempel
© Amarna Project

Auch am Großen Aton-Tempel wurde gearbeitet und eine Menge an Fragmenten aus Kalkstein und Sandsteinen von Mauern, Säulen und anderen architektonischen Elementen ausgegraben. Die Säulen hatten die übliche Form von Papyrusstängeln mit Knospen, aber in den oberen Bereichen waren vermutlich noch zusätzliche Bänder aus Lotusblüten eingemeißelt und bunt koloriert.

Spendenaktion für das nördliche Gräberfeld und den Großen Aton-Tempel

2015 sollen die Arbeiten an dem nördlichen Gräberfeld beginnen. Auch hier erhoffen sich die Archäologen neue Funde, die mehr über Tod und Leben der einfachen Bevölkerung von Echnatons alter Hauptstadt bereithalten sollen. Doch die Stätte ist von Grabräubern bedroht und die Knochen und Tonscherben von geplünderten Gräbern liegen überall verstreut. Um die Ausgrabung finanzieren zu können, bittet Barry Kemp über Crowdfunding um eine kleine Spende

Ebenso bittet Barry Kemp um Spenden für den Erhalt des Großen Aton Tempels, der direkt neben einem modernen Dorf liegt und unter extremer Beeinträchtigung leidet. Die Überreste des Tempels grenzen direkt an den Friedhof der modernen Stadt El-Till. Jede Menge Müll sammelt sich von dem angrenzenden Dorf und verteilt sich über die Stätte. Seit 2012 arbeiten die Archäologen an der Freilegung, Reinigung und Dokumentation des Tempels, um ihn vor der modernen Zivilisation zu schützen und ihn auch für Besucher wieder sichtbar zu machen. Um das Projekt weiter finanzieren zu können, wird auch hier um Spenden gebeten.

Wir lesen so oft über Raubgrabungen und Zerstörungen von Stätten in Ägypten. Hier können wir mal etwas aktiv werden und mithelfen, etwas dagegen tun. Also Leute, spendet! Das Geld ist bei Barry und seinem Team gut angelegt! Mehr Informationen über die Ausgrabungen in Amarna erfahrt ihr auf der offiziellen Seite amarnaproject.com

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