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Schiffsrumpf am „Elefantenhafen“ des Roten Meeres gefunden

„Dieses Mal haben wir während der Ausgrabung Glück gehabt.“ reflektiert die Archäologin Iwona Zych von dem „Centre of Mediterranean Archaeology“ der Universität Warschau die letzte Grabungssaison. In der antiken Stadt Berenike am Roten Meer fand das Team den hölzernen Rahmen eines Schiffsrumpfs aus der frühen römischen Epoche. Doch die Begeisterung der Archäologen weckte nicht der Fund an sich, sondern die Tatsache, dass es der erste dokumentierte und vollständig erhaltene Schiffsrumpf dieser Epoche in Ägypten ist.

Den Archäologen, die zusammen mit Forschern der Universität von Delaware, USA an dem Projekt arbeiten, ist es durch den Fund nun möglich, die genauen Maße des Schiffes zu erarbeiten. Eine spannende Arbeit, denn dies ist das erste Mal, dass die genauen Abmessungen und die Konstruktion eines antikes Schiffes vom Roten Meer erforscht werden können, so Zych. Auch der Fundort ist für die Archäologen interessant, denn vermutlich wurde das Schiff einst auseinander montiert und in einem Warenhaus in der Hafenbucht gelagert.

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Welche Bedeutung hatte der Tierfriedhof?

Nordöstlich des Hafens entdeckten Archäologen noch einen großen Friedhof mit Kleintieren. 60 Bestattungen konnten allein in diesem Jahr identifiziert werden. Die meisten stammen von Katzen, aber auch einige wenige Hunde, zwei kleine Meerkatzen – auf einer der Meerkatzen lag ein Metallkragen – und ein Pavian wurden im Wüstensand von Berenike gefunden. Die meisten Tiere lagen entweder in beschädigten Tongefäßen oder sie waren mit Scherben von Keramikgefäßen und Amphoren bedeckt.

Beispiel einer Bestattung auf dem Tierfriedhof. Foto: K. Braulińska/Berenike Project, PCMA UW
Beispiel einer Bestattung auf dem Tierfriedhof. Foto: K. Braulińska/Berenike Project, PCMA UW

Die Forscher sind sich nicht sicher, warum hier Tiere vergraben wurden. Die Archaeozoologin der Ausgrabungsmission Dr. Marta Osypińska hat zwei Vermutungen: Hinter der auffällig großen Anzahl an Tierbestattungen könnte entweder eine aus einem fernen Ort stammende Plage stecken oder die Tiere wurden in magischen Ritualen geopfert, die den Seefahrern eine gute Reise bescheren sollten. Um diese Frage zu erklären, wollen die Forscher die Tiere weiter untersuchen.

Radarmessungen zeigen verdächtige Strukturen

Mit Hilfe magnetischer Messungen Anfang diesen Jahres konnte eine geophysikalische Karte von Berenike erstellt werden, auf der einige interessante Strukturen zu erkennen sind.  An dem Knotenpunkt zweier Straßen könnte ein Tetrapylon (Tor mit vier Eingängen) liegen und im nördlichen Teil der Stadt ist ein großer Komplex sichtbar, der eventuell öffentlichen bzw. administrativen oder kultischen Zwecken diente. Zych ist guter Dinge, dass hier die wichtigsten Stadtbauten in der Region liegen könnten.

Ob die Forscher mit ihren Vermutungen recht haben, soll die nächste Ausgrabungssaison zeigen.

Berenike – Handelsplatz für Kriegselefanten

Die Stadt Berenike (Baranis) wurde im 3. Jh. v. Chr. am südlichen Roten Meer von Pharao Ptolemaios II. gegründet. Der Hafen wurde hauptsächlich für den Handel afrikanischer Elefanten genutzt, die der Herrscher für seine Schlachten gegen die Seleuciden im Osten benötigte. Die Elefanten kamen aus dem östlichen Sudan, Eritrea und Äthiopien, wurden über das Meer nach Berenike verschifft und schließlich nach Edfu gebracht von wo aus sie auf dem Nil weiter transportiert werden konnten.

Neben den Kriegselefanten erreichten auch Waren aus Indien, Ceylon (Sri Lanka) und dem südlichen Arabien den Hafen von Berenike. Die Stadt war eine Fluchtburg und kurzfristige Bleibe von Seefahrern, Händlern und Menschen von den entlegensten Ecken der Erde, wie die Science&Scholarship Poland ihren Bericht abschließt.

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