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Neu: Ein kleiner Isis-Tempel in Assuan

Fast unbemerkt von der internationalen Presse wurde in den vergangenen Tagen in Assuan ein „neuer“ Tempel eröffnet. Dr. Khaled El-Enany, der Minister für Tourismus und Antikes, der sich im Rahmen der landesweiten Werbekampagne »Genießt den Winter in Ägypten« gerade in Assuan befand, führte die Eröffnung des kleinen Isis-Tempels persönlich durch. Das „klein“ betonen wir deshalb, weil der berühmte Tempel auf der Insel Philae (bzw. heute auf der Insel Agilkia) natürlich auch ein Isis-Tempel ist, der aber, da ja im Stausee, etwas außerhalb Assuans liegt. Der nun eröffnete, kleine Isis-Tempel liegt dagegen mitten in der Stadt, nur wenige Minuten von der Corniche entfernt, zwischen Wohnhäusern und einer Straße.

Antikenminister bei der Eröffnung des Isis-Tempels in Assuan. Foto: Antikenministerium Ägypten

Natürlich ist der Tempel nicht „neu“, erbaut wurde er von Ptolemäus III. so um 240 v.Chr. zu Ehren der Göttin Isis und der Triade Assuans. Der Bau wurde allerdings nie ganz fertiggestellt und es ist unklar, ob und wie der Tempel in antiker Zeit genutzt wurde. Wiederentdeckt wurde er 1871, etwas unterhalb der damaligen Häuserebene. In moderner Zeit war das Gelände lange einfach nur eingezäunt und eine Besichtigung für Touristen unmöglich. Erst in den letzten Jahren hatten dort Restaurationsarbeiten begonnen, die nun beendet sind.

Der Isis-Tempel unterhalb der Häuser Assuans 2019. Foto: selket.de

Der Tempel wurde aus Sandstein gebaut. Er ist 19m lang und von einem kleinen Außenbereich umgeben, den die Archäologen nutzten, um darauf Grabungsfunde zu lagern und zu sortieren. Die beiden Eingänge werden von einer geflügelten Sonne gekrönt. Am Haupteingang sind die meisten Inschriften und Bilder in späteren Jahren absichtlich beschädigt oder ausgehackt worden. Am zweiten Eingang sind die Reliefs aber noch sehr schön erhalten.

Nebeneingang mit gut erhaltenen Reliefs. Foto: selket.de

Im Inneren findet sich eine Halle mit drei angrenzenden Räumen, von denen der mittlere das Sanktuar enthält. Dort soll es einige Opferszenen an den Wänden geben (siehe Titelbilder). Die Restauratoren hatten in den letzten Jahren Rückstände, wie Vogel- und Fledermauskot sowie Ruß von Wänden und Decken entfernt; schließlich wurde noch ein Lichtsystem installiert und im Außenbereich Erklärungstafeln aufgestellt. Auf den wenigen bisher veröffentlichten Fotos aus dem Inneren (z.B. bei der Ahram Online) sieht es allerdings nicht so aus, als ob hier Spektakuläres zu sehen wäre. Es ist ein einfacher, kleiner Tempel, der vermutlich nur Ägyptomanen anziehen wird, oder diejenigen Touristen, die in Assuan schon alles Andere gesehen haben. 🙂

Außenbereich mit ärchäologischen Funden 2019. Foto: selket.de

Und genau deshalb steht dieser kleine Isis-Tempel ab sofort auch auf unserem Besichtigungsprogramm, wenn wir endlich wieder nach Ägypten reisen können. Zuletzt waren wir 2019 dort am Zaun entlang um das Tempelgelände herumgegangen, hatten ein paar Fotos gemacht und versucht, vom Zaun aus von den Arbeitern ein paar Informationen zu erhalten. Beim nächsten Besuch können wir den kleinen Tempel dann endlich auch von innen besichtigen. Der Eintritt beträgt 60 LE und auch hier kann, wie inzwischen fast überall in Ägypten, mit dem Handy kostenlos fotografiert werden (ohne Blitz). Wer dennoch einen Fotoapparat nutzen möchte, muss 50 LE zusätzlich zahlen (siehe Preistafel ganz unten).

linke Außenwand des Isis-Tempels 2019. Foto: selket.de
Frontseite des Isis-Tempels unterhalb des Stadtniveaus 2019. Foto: selket.de
Haupteingang mit ausgehackten Reliefs. Foto: selket.de
Bild: Tourismus- und Antikenministerium Ägypten

11 Gedanken zu „Neu: Ein kleiner Isis-Tempel in Assuan“

  1. Toller Bericht, dankeschön. Den kleinen Tempel muss ich mir bei meinem nächsten Aufenthalt in Assuan einmal anschauen.

  2. Ja, ich bin auch gespannt, wie es da jetzt aussieht. Um es besuchertauglich zu machen, muss da schon noch einiges passiert sein seit 2019, denn da war das noch mehr oder weniger eine Baugrube, in die man quasi hinunterklettern musste.

  3. Habe schon viel in Assuan gesehen war schon einigemale dort. Hoffentlich kann man bald wieder unbedenklich in dieses wunderschöne Land Reisen. Empfehlenswert hierzu das Buch von Carina Felske „111 Gründe, Ägypten zu lieben“

  4. Besten Dank für den Bericht Frau Thews.
    Es ist mir dabei aufgefallen, dass die jahrelange Grabungs- und Forschungsarbeit des Schweizer Institut für antike Bauforschung in Bezug auf den Tempel unerwähnt blieb. Das finde ich sehr schade und der ganzen Zeremonie nicht angemessen.

  5. Wer dort die wissenschaftliche Arbeit gemacht hat, blieb in allen Pressemeldungen, die wir gesehen haben, unerwähnt. Als ich mich 2019 dort mit den ägyptischen Arbeitern und dem Wächter unterhielt, sprachen die von „deutschen Doktoren“, die dort arbeiten würden. Sollten Sie einen Link haben, auf dem das von Ihnen erwähnte Schweizer Institut über seine Arbeit dort berichtet, würden wir uns das gerne durchlesen.

  6. Guten Tag Fr. Thews, anbei sende ich Ihnen hier einen Link wo Sie einen sehr guten Bericht über die Arbeit der Schweizer über diesen Tempel finden. Der dazugehörige Bereich wurde leider vor Jahren durch den Bau einer Straße abgetrennt. Es gab zwar Bestrebungen die Straße zu versetzen um diesen Teil wieder einzugliedern. Das hat sich jedoch durch die politischen Wirren in den vergangenen Jahren wieder zerschlagen. Und hier der Link: http://www.swissinst.ch/html/forschung_neu.html

  7. In der kleinen Ausgabe unseres Lieblingsreiseführers (»Ägypten – Das Niltal von Kairo bis Abu Simbel«) ist auf Seite 419 eine Straßenkarte, auf der der Tempel eingezeichnet ist.
    Ansonsten: Am südlichen Ende der Corniche der am Ferial Garden nach links abknickenden Straße folgen und hinter der großen Bischofskirche dann wieder in die nächste Straße nach links abbiegen…

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