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Unbekannte astronomische Darstellungen im Esnatempel entdeckt

Im Tempel des widderköpfigen Gottes Chnum in Esna, wo seit zwei Jahren an der Restaurierung der Reliefs und der Inschriften gearbeitet wird (wir berichteten), stießen die Wissenschaftler bei ihrer Arbeit auf mehrere astronomische Darstellungen, die sowohl bekannte als auch bislang unbekannte Sternenbilder zeigen. Ein bekanntes Sternbild ist z.B. der „Große Wagen“, der im Esnatempel als Rinderbein dargestellt ist. Dieses Sternbild galt den alten Ägyptern als Manifestation des düsteren Gottes Seth, der nach der Legende seinen Bruder Osiris ermordete. In der Mythologie hält ihn daher die Nilpferdgöttin fest, damit er nicht in die Unterwelt gelangen kann, wo sein Bruder Osiris lebt. Dieser Mythos wurde dadurch unterstützt, dass das Sternbild des Großen Wagens bei seiner Wanderung über den Nachthimmel nie unter den Horizont rutscht, sondern immer darüber sichtbar bleibt.

Ähnlich wie im berühmten Tempel von Dendera ist auch hier im Esnatempel die Decke mit solchen astronomischen Darstellungen verziert. Die ägyptischen und deutschen Wissenschaftler haben erst zwei der sieben Deckenfelder, die zwischen den 24 Säulen liegen, restauriert und dabei bereits 60 Abbildungen von Sternbildern und Himmelsgottheiten identifiziert. Viele davon waren bisher unbekannt, erklärt Prof. Christian Leitz von der Uni Tübingen, der das Projekt leitet.

Astronomische Darstellung mit neu entdecktem Sternenbild (links). Foto: Ahmed Amin

Eines der bislang unbekannten Sternbilder besteht aus zwei Schlangen mit Beinen, die an ihren Enden die Köpfe von Menschen und Gänsen tragen. Es ist mit „Apedu en Re“ bezeichnet, was „Gänse des Re“ bedeutet. Welches tatsächliche Sternbild am Himmel aber damit gemeint ist, das haben die Forscher noch nicht herausbekommen. Vielleicht wird später ein Vergleich mit den astronomischen Decken in Dendera hierzu mehr Aufschluss bringen.

Der Esna-Tempel liegt weit unter dem Stadtniveau. Foto: selket.de

Vom eigentlich viel größeren Esnatempel blieb nur die Vorhalle erhalten, die deutlich unter dem heutigen Stadtniveau liegt. Wer schon einmal dort war, erinnert sich sicherlich an die lange Treppe, die man zum Tempel hinabsteigen muss. Ebenfalls bleibt in Erinnerung, dass im Inneren alle Abbildungen und Inschriften nur in Schwarz- und Grautönen zu sehen waren, weil über allem eine Jahrhunderte alte Schmutz- und Rußschicht lag.

Decke und Säulenkapitelle vor der Restaurierung. Foto: selket.de

Wenn man sich die nun veröffentlichten Bilder des ägyptisch-deutschen Teams ansieht, erstrahlt der Tempel innen aber in nie geahnten Farben und ist damit für uns ein absolutes „Must-Do“ im Besichtigungskalender der nächsten Ägyptenreise.

Säulenkapitell in frischen Farben nach der Restaurierung. Foto: Ahmed Amin

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