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Zwei gravierte Steinblöcke den Plünderern abgeluchst

Wie erst kürzlich durch einen Artikel im Magazin Egyptian Archaeology bekannt wurde, hat man in den Wirren der Revolution von 2011 Plünderern zwei große Felsblöcke trickreich abgenommen, die diese in der Nähe der Pyramide des Amenemhat I in Lischt ausgegraben hatten. In der eingravierten Szene zeigt einer der Blöcke den Pharao Amenemhat I, wie er von einer Göttin gesäugt wird.

Der 50 x 150 cm große Kalksteinblock ist nicht nur graviert, sondern auch bemalt. Die Farben sind teilweise noch erhalten und ein gutes Beispiel dafür, wie man im Mittleren Reich – Amenemhat I war der erste Pharao der 12. Dynastie – diese in den Stein gemeißelten Bilder und Inschriften kolorierte.

Die dargestellte Göttin ist Wadjet von Buto, die den Pharao säugt. Daneben steht der Schöpfergott Chnum (mit Widderkopf) und sagt: „Ich gebe Dir Wasser“. Dabei repräsentiert das „Wasser“ vermutlich den Samen des Gottes. Die Darstellung soll also Amenemhats göttliche Abstammung von Chnum und Wadjet bezeugen. Der Block war Teil einer größeren Szene. Ein anderer Teil war schon 1908 ebenfalls in Lischt entdeckt worden. Jener Block ist heute im New Yorker Metropolitan Museum Of Art ausgestellt.

Rechts: Amenemhat I zwischen Chnum und Wadjet, die ihn säugt. Bild m.frdl. Genehmigung von Mohamed Youssef Ali, Antikenministerium Ägypten

Autor des nun erschienenen Artikels in der Egyptian Archaeology ist Mohamed Youssef Ali, der zu jener Zeit (2011) Direktor der Stätten Dahschur und Lischt war. Er erzählt der LiveScience, dass es damals zwei Plünderergruppen waren, die sich wohl nicht einig wurden darüber, wer die Fundstücke behalten durfte. Einer von ihnen rief die Militärpolizei an und hoffte auf eine Belohnung für die Meldung des Fundes.

Trotz Gefahr für Leib und Leben – so erzählt es Ali – sei er mit zwei anderen Archäologen und zwei unbewaffneten Wächtern nach Lischt gefahren und habe den Informanten getroffen. Dieser habe ihn ebenfalls gefragt, ob er eine Belohnung bekomme, wenn er sie zur Fundstelle führte. „Natürlich bekommst Du die!“, hatte Ali geantwortet, obwohl er genau wusste, dass nur Finder belohnt werden, die etwas auf ihrem eigenen Grundstück finden, nicht aber solche, die illegal an archäologischen Stätten graben. „Ich habe gelogen, aber ich hatte keine andere Wahl“, zitiert ihn die LiveScience.

Rettungsaktion 2011 in Lischt. Bild m.frdl. Genehmigung von Mohamed Youssef Ali, Antikenministerium Ägypten
Alis Auto wäre auch nicht in der Lage gewesen, die beiden schweren Blöcke zu transportieren. Außerdem wartete die andere Plünderergruppe sicher nur darauf, diesen Wagen zu überfallen. Daher mietete einer aus seinem Team aus dem nahen Dorf einen kleinen Transporter, mit dem sonst Gemüse ausgefahren wurde. Damit wurden die Blöcke von Lischt nach Dahschur in ein sicheres Lager gefahren. Da Alis eigenes Auto noch immer in Lischt stand, glaubten die Plünderer derweil, er und sein Team seien noch immer vor Ort.

Mohamed Youssef Ali ist heute einer der Generaldirektoren des Antikenministeriums und ebenfalls Leiter der Registrierungsabteilung an den Gizeh-Pyramiden.

Der zweite im Januar 2011 in Lischt gefundene Block stellt sechs Ausländer und drei Kinder dar. Die Männer sind vermutlich Libyer. Sie sind mit Schurzen und nacktem Oberkörper dargestellt und tragen lange Haare und Bärte. In welchem Zusammenhang diese Szene erschaffen wurde, ob es etwas mit Krieg oder Handel zu tun hat, darüber findet sich leider kein Hinweis. Der Block sollte aber einige Jahrhunderte älter sein als der Block von Amenemhat I und hat mit diesem also nichts zu tun.

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