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Im Interview – Die drei Autoren des neuen Tondoks „Ägypten – Das Niltal von Kairo bis Abu Simbel“

Der neue Tondok ist da! Der beliebte Reiseführer für Ägypten-Reisende ist nun in einer neuen, überarbeiteten Ausgabe erschienen.

Wir haben die drei Autoren von „Ägypten – Das Niltal von Kairo bis Abu Simbel“ interviewt.

Antworten: WT = Wil Tondok, NE = Nadine Eßbach, MF = Matthias Fabian

Stellt euch doch bitte kurz vor. Wer steckt hinter dem Reiseführer?

MF:
Wil Tondok ist vielen Ägyptenreisenden ja ein Begriff. Er hat die Reihe Reise Know-How mit gegründet und macht seit über 30 Jahren Ägyptenreiseführer. Egal ob „Ägypten individuell“ oder „ÄGYPTEN – DAS NILTAL von Kairo bis Abu Simbel“, „der Tondok“ steht für bewährte Qualität.
Neu im Team sind seit dieser Auflage die Ägyptologin Nadine Eßbach und ich. Wir reisen seit über zehn Jahren alleine mit dem Rucksack durch’s Land am Nil und besonders Nadine kennt auch viele entlegene Winkel, in die sich selten zuvor ein Tourist verirrt hat. Ihr Beispiel zeigt sehr gut, dass man auch als alleinreisende Frau das gesamte Land problemlos erkunden kann.

NE:
Matthias hat Ägypten ja nicht nur als flüchtiger Durchreisender – immer auf der Suche nach der nächsten Sehenswürdigkeit – kennengelernt, sondern auch tiefere Einblicke in das Leben am Nil gewinnen dürfen. So war ihm Kairo, die Mutter der Welt, zwischenzeitlich Heimstadt und das quirlige Treiben dieser Metropole schnell auch Alltag. Von seinem großen Erfahrungsschatz kann nun jeder Reisewillige profitieren, der sich sicher gewappnet durch den Großstadtdschungel schlagen will.

WT:
Als ich mir – aus Altersgründen – Gedanken über eine Nachfolge für meine Ägyptenbücher machte, fiel mir gleich Matthias Fabian ein. Mit ihm stand ich seit vielen Jahren in Kontakt. Ich kannte seine bis ins kleinste Detail gehende Ägyptenbegeisterung und seine gute Schreibe. Er sagte sofort zu und brachte als Spezialistin Nadine mit, die sich nicht nur fachlich, sondern auch reisepraktisch im Niltal bestens auskennt. Ich selbst habe mich mit dieser Auflage mehr auf das Layout und die verlegerischen Aufgaben zurückgezogen. Nach langer und intensiver Zusammenarbeit bin ich überzeugt, perfekte Nachfolger gefunden zu haben.

An wen richtet sich der Reiseführer?

NE: An alle Ägyptenreisenden – ohne wenn und aber! Jedoch haben wir auf unserem Cover einen Anspruch formuliert – wir wollen zusätzlich auch noch „DAS Handbuch für Entdecker und Individualreisende“ sein. Das heißt, wir richten uns an Menschen, die Lust haben, auch abseits der ausgetretenen Touristenpfade unterwegs zu sein. Reisende, die Wert auf Individualität legen, Entdeckerinnen und Entdecker eben.

MF:
Natürlich haben wir auch alle touristischen Highlights ausführlich und detailliert beschrieben. Das Buch eignet sich daher gleichermaßen für den Einsteiger, wie auch den erfahrenen oder langjährigen Ägyptenreisenden, der bei uns noch sehr viel Neues entdecken kann. Versprochen!

Wie lange habt ihr für die Vorbereitung der Neuauflage gebraucht?

WT:
Basis war mein Niltalführer, dessen erste Auflage 1989 unter dem Titel «Kairo, Luxor, Assuan» erschien. Nach dessen vierter Auflage tauften wir ihn um auf «ÄGYPTEN – DAS NILTAL von Kairo bis Abu Simbel» und begannen mit der Auflagenzählung von vorn.
Sobald ein Buch gedruckt ist, beginnt man mit dem Sammeln neuer Informationen, z.B. neu geöffnete Sehenswürdigkeiten oder Infos aus Leserbriefen oder sonstigen Quellen.

NE:
Anfang 2015 haben wir das Projekt „Niltalführer“ begonnen. Dabei ließen sich die vielen Neuerungen, die wir eingebracht haben, natürlich nicht so einfach aus dem Ärmel schütteln. Sie sind eher das Produkt von weit mehr als 10 Jahren harter (Forschungs-)Arbeit.
In der Zeit von Herbst 2015 – April 2016 ging es dann in die heiße Phase der Aktualisierung, zu der wir uns zur Vor-Ort-Recherche nach Ägypten begaben und das gesamte Niltal von Kairo bis Abu Simbel bereisten. So haben wir in dieser Zeit z.B. mehr als 300 Hotels gecheckt und 200 Restaurants besucht.

Was hat sich gegenüber der letzten Ausgabe von 2009 geändert?

NE:
Eigentlich haben wir den Reiseführer weitgehend neu erarbeitet. Es gibt eine neue Gliederung, neue Struktur mit Provinzhauptstädten, Ausflügen zu Highlights und Entdeckertouren. Außerdem neue Provinzkarten, detaillierte Anreisehinweise mit dem ÖPNV, neuen Mini-Sprachführer und vieles mehr. Und was besonders hervorzuheben ist: Wir haben erstmals viele Orte und Begriffe auch in Arabisch abgedruckt, so dass von nun an die vorher unüberwindbare Sprachbarriere der Vergangenheit angehört! Was Archäologinnen und Archäologen Schaufel und Pinsel ist, ist Ägypten-Reisenden von nun an der neue Niltal-Reiseführer – ein unverzichtbares Werkzeug zum Entdecken.

WT:
Bei allen Änderungen bleibt sich der Reiseführer dennoch treu. Auch diese Auflage enthält bewährt gut recherchierte Informationen und eine Fülle von Tipps und Tricks für Individualreisende. Wir beschreiben natürlich alle wichtigen Sehenswürdigkeiten und haben erneut viele Hotels und andere Unterkünfte getestet. Und unser Anspruch, auch die Menschen und das heutige Leben in Ägypten unseren Leserinnen und Lesern näherzubringen, bleibt erhalten.

Was ist der Unterschied von diesem Reiseführer zu „Ägypten individuell“ und habt ihr auch hier eine Neuauflage geplant?

WT:
„ÄGYPTEN – DAS NILTAL von Kairo bis Abu Simbel“ beschreibt zum einen die Hauptstadt Kairo mit ihrer Umgebung, zum anderen das Niltal bis ganz in den Süden nach Abu Simbel. „Ägypten individuell“ ist der Reiseführer für das gesamte Land. Wir haben uns für eine Neuauflage des Niltalführers entschieden, da dieser Landesteil derzeit am meisten bereist wird.

MF:
Eine Neuauflage hängt immer auch von der Entwicklung ab – im Land und natürlich auch bei den Touristenzahlen. Wir gucken jetzt erstmal ganz genau, wie der neue Niltalführer aufgenommen wird und machen davon abhängig, wie und wann wir den großen Reiseführer überarbeiten. Das touristische Potential Ägyptens ist mit dem Niltal natürlich noch lange nicht ausgeschöpft und wir hätten tatsächlich noch sehr viel Neues und Unbekanntes zu den anderen Regionen des Landes beizutragen. Man darf gespannt sein. Erstmal freuen wir uns aber über Feedback zur aktuellen Auflage.

Ihr beschreibt viele verschiedene Sehenswürdigkeiten in ganz Ägypten. Was ist euer persönlicher Lieblingsort und warum?

WT:
Ich kann mich nicht auf ein Ziel festlegen. Kairo nimmt einen ganz wichtigen Platz in meiner Begeisterung ein. Doch auch die Faszination der Westlichen Wüste mit der Weißen Wüste, dem Großen Sandmeer und dem Gilf Kebir sehe ich fast gleichrangig mit Kairo oder Luxor. Und ebenso will ich den Sinai mit seinen nackten Felsgiganten nicht vergessen, die nahezu senkrecht in den von Korallen gesäumten Golf von Aqaba fallen.

MF:
Jetzt muss ich natürlich Kairo sagen. Die Stadt fasziniert mich mit ihrem quirligen Treiben und ihren Gegensätzen immer wieder aufs Neue. Sehenswürdigkeiten gibt es ja fast ohne Ende, von den Pyramiden über die islamische Altstadt bis hin zum koptischen Alt-Kairo. Aber Kairo ist vor allem auch jung und modern, das denkt man als „Kairo-Neuling“ oft gar nicht. Besonders gut gefällt mir der Stadtteil Heliopolis mit seiner einzigartigen Architektur – und natürlich das Stadtzentrum Downtown mit den alten Gebäuden, das auch viel Atmosphäre hat.

NE: Das kann ich ganz allgemein halten: egal wo, Hauptsache hoch oben in den Bergen in alten Gräbern, pharaonischen Steinbrüchen, Anachoretenhöhlen und vor antiken Graffiti. Die für mich interessanteste, weil archäologisch reichste Region, ist und bleibt das noch im touristischen Dornröschenschlaf liegende Mittelägypten, dessen großes Potenzial vielfach verkannt wird.

Neben den Ausflugszielen gebt ihr auch Tipps und Hinweise, wie man sich als Gast in Ägypten am besten verhalten sollte. Gab es für euch mal eine skurrile oder witzige Situation, bei der ihr einen richtigen Kulturschock bekommen habt?

WT:
Bei 30 oder 40 Ägyptenreisen seit 1981 kann einen so schnell nichts erschüttern, zumal meine (verstorbene) Frau Sigrid und ich nicht lange vor dem ersten Ägyptenbesuch von einer dreijährigen Weltreise mit langem Aufenthalt in Indien zurückgekommen waren. Damals fiel uns die versteckte Arroganz der gängigen Reiseführer auf, die nur auf «alte Steine», aber nicht auf die übrigen Landschaften Ägyptens und nicht auf die Menschen eingingen. Das wollten wir bessern und z.B. auch den manchmal unausstehlichen Bakschischjägern eine Lanze brechen. Natürlich gab es viele witzige, unendlich viele menschlich-herzliche und – besonders mit der Bürokratie – viele kafkaeske, skurrile Erlebnisse.

NE: Gottlob blieb mir der berühmt-berüchtigte Kulturschock in Ägypten erspart. Das lag gewiss aber auch daran, dass ich mich vor meiner allerersten Reise intensiv darauf vorbereitet habe und dazu gehörte die Lektüre des „Ägypten individuell“-Reiseführers. Und natürlich gibt es eine Vielzahl an skurrilen Erlebnissen und Situationen, von denen ich berichten könnte. Ägypten ist halt wirklich immer für eine Überraschung gut. Das macht aber auch den ganz besonderen Reiz dieses Landes aus.

MF:
Irgendwie ist Ägypten doch für uns Europäer ein einziger Kulturschock. Mir fallen da ganz viele kleine Dinge ein, seien es der improvisierende Elektriker im Funkenregen oder der turbulente Straßenverkehr. Aber das gehört ja zum „Erlebnis Ägypten“ dazu und ich finde, es regt den Geist an. Vieles halten wir für völlig normal und selbstverständlich, aber meist gibt es auch einen anderen Weg. Andererseits sind sich die Menschen in Europa und am Nil doch in vielem ähnlicher, als man manchmal denkt.

Kann man in der jetzigen Situation Leuten empfehlen, nach Ägypten zu reisen? Und wenn ja, worauf sollte man bei der Planung achten?

NE:
Eine ganz klare Antwort: Ja! Dazu sei gesagt: Wir kennen das gesamte Land mit seinen regionalen Besonderheiten sehr gut, beobachten die Situation in den unterschiedlichen Landesteilen sehr genau und lesen vor allem auch die arabisch-sprachige Berichterstattung. Natürlich erfordern die globalen Veränderungen ein Umdenken von uns Reisenden. Das trifft ja nicht nur auf Ägypten zu. Heutzutage sollte man immer informiert sein und bestimmte Ratschläge, wie sie z.B. vom Auswärtigen Amt ausgegeben werden oder bei uns im Reiseführer stehen, berücksichtigen. Dann steht einer erfüllten Reise eigentlich nichts mehr im Wege.

MF:
In Kairo sollte man allerdings das Fotografieren auf die Sehenswürdigkeiten beschränken. Polizei und Bevölkerung sind derzeit sehr vorsichtig und halten Ausländer für irgendwie suspekt, die vermeintlich langweilige Dinge wie normale Straßenszenen, Wohn- und Geschäftsgebäude oder Ähnliches ablichten. Wer diesen Rat beherzigt, kann wundervolle Tage in der Hauptstadt verbringen und braucht sich keine Sorgen zu machen. Ich halte die Stadt nicht für gefährlicher als z.B. europäische Hauptstädte.

WT:
So bitter der aktuelle Einbruch des Tourismus für die davon lebenden ca. 2 Mio Ägypter ist, für Reisende hat er jedoch auch den Vorteil, dass man auf fast leere Sehenswürdigkeiten trifft – keine Schlangen, kein Gedränge oder Geschrei nervös gewordener Fremdenführer.

Vielen Dank, dass ihr euch unseren Fragen gestellt habt!

In unserem Facebook-Gewinnspiel könnt ihr einen von zwei Reiseführer gewinnen! (Teilnahmeschluss ist der 12.06.2016)

8 Gedanken zu „Im Interview – Die drei Autoren des neuen Tondoks „Ägypten – Das Niltal von Kairo bis Abu Simbel““

  1. Kairo ist für mich eine der schmutzigsten und unerträglichsten Städte der Welt. Ein Moloch von Autos und verfallenden Betonruinen.

    Aber jedem das Seine.

  2. Na,mckracken…ich war zwar noch nicht dort aber es gibt sicher überall auf der Welt Großstadt-Probleme. Ich weiß keine Großstadt die wirklich sauber ist. Daher ziehe ich auch eher die kleinen Städtchen und Dörfer vor. 😉 bestimmt sind sie auch in Ägypten schön und interessant. (Die Dörfer und kleinsiedlungen) Wie ist deine Erfahrung?

  3. Ah ok. Und ich bin halt von Natur aus neugierig. Wie und was bereits da gewesene dort erlebt haben. 🙂

  4. Mein Interesse gilt der ägyptischen Antike ganz besonders. Aber ich finde halt auch den Vergleich von Kairo mit den anderen kleineren Orten und den Dörfern dort interessant. Und da ich bisger noch nie vor Ort war und die Gelegenheit sich noch nicht ergeben hat,lese/höre ich auch gerne was die Personen berichten können, die schon da waren. 😉

  5. Gute Frage, Matthias. Vll mal nach diesem Buch googlen.oder direkt auf die Homepages der Autoren gehen. Dann findest du bestimmt raus ob es Leseproben gibt. Vll findest du auf den Homepages auch gleich Kontaktadressen wo dann direkt nachfragen kannst. So suche ich immer nach Infos. Wenn mir niemand direkt Auskunft geben kann. Ist zwar mit etwas Geduld und Rumstöbern verbunden aber es bringt einen weiter;-)

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