Der gestrige Tag war ein ganz besonderer in der Geschichte der europäischen Raumfahrt. Zum ersten Mal landete eine Raumsonde auf einen Kometen und die ganze Welt fieberte mit. Die Namen Rosetta, Philae und Agilkia sind zur Zeit in aller Munde. Doch was hat es mit den drei Namen, die alle etwas mit dem Land am Nil zu tun haben, auf sich?
Rosetta
Rosetta ist eine Stadt im Nildelta. Wir kennen sie auch unter den Namen Rosette. Im Jahr 1799 fanden französische Forscher eine Stele mit einem Dekret des griechischen Herrschers Ptolemaios V. (205 bis 180 v. Chr.). Das Besondere: Das Dekrekt, eine Lobhudelei auf die Wohltätigkeit des Pharaos, steht in drei Sprachen auf dem Steinblock geschrieben. In Hieroglyphen, demotisch (eine Abwandlung der altägyptischen Schrift) und in altgriechisch. Mit Hilfe des Steins von Rosette war es dem Franzosen Jean-François Champollion 20 Jahre später gelungen, die Hieroglyphen zu entziffern. Heute ist der Stein von Rosette im British Museum in London ausgestellt.
Nicht nur die Mission selbst, sondern auch die Raumsonde trägt den Namen Rosetta
Philae
Auf der Insel Philae stand der Tempel der Isis. Nach dem Osiris-Mythos fand die Göttin hier das Herz ihres von Seth zerstückelten Mannes Osiris. In dem Tempel wurden bis in das 6. Jh. n. Chr. noch die heidnischen Götter verehrt. Mit dem Verbot Kaiser Justinians I. endete hier der letzte Außenposten des alten Ägypten.
Die Insel Philae spielte bei der Entzifferung der Hieroglyphen ebenfalls eine große Rolle. Hier lag ein umgestürzter Obelisk mit den Namen Ptolemaios und Kleopatra in griechischen Buchstaben und in Hieroglyphen. Die reiche englische Familie Bankes warf ein Auge auf den Obelisken und beauftragte den Abenteurer Giovanni Belzoni damit, ihn nach England zu holen. Heute steht der Obelisk vor dem Anwesen der Familie Bankes in der südenglischen Grafschaft Dorset.
Der nur kühlschrankgroße Lander mit Minilabor ist nach dem Namen der Insel Philae benannt.
Agilkia
Seit Anfang des 20. Jh. war der Isis-Tempel auf der Insel Philae vom Hochwasser bedroht. Staudämme ließen den Wasserpegel des Nils im südlichen Oberägypten und Nubien dramatisch ansteigen. Als der Tempel schließlich einzustürzen drohte, baute man ihn im Jahr 1972 ab und auf der benachbarten Insel Agilkia wieder auf. Hier steht der Tempel auch heute noch.
Der Name Agilkia wurde aus einem Wettbewerb von 8300 Vorschlägen ausgewählt. Der Landeplatz der Sonde Philae hatte damit auch einen Namen aus Ägypten.
Die Raumsonde, der Lander und der Landeplatz tragen alle einen Namen der etwas mit der ägyptischen Geschichte zu tun haben. Alles waren und sind Orte, dank denen die Hieroglyphen heute kein Geheimnis mehr für uns sind. Nur soll heute keine alte Schrift mehr entschlüsselt werden, sondern die Ursprünge des Weltraums und die Geheimnisse unserer kosmischen Geschichte.