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Schrein für den Ahnenkult aus der frühen 18. Dynastie in Edfu entdeckt

Das Tell Edfu Projekt des Oriental Institutes von der Universität in Chicago hat bei Ausgrabungen einige sehr wichtige und außergewöhnliche Funde in Edfu gemacht. In einem Wohnviertel der frühen 18. Dynastie stießen sie auf ein 400 qm großes Wohngebäude, das in die Zeit der frühen Thutmosiden (ca. 1500-1450 v. Chr.) datiert werden konnte.

Das Haus besteht aus mehreren Säulenräumen. Der größte Hauptraum ist 10x8m groß und wurde gestützt von sechs Säulen. In einer Ecke befindet sich ein gut erhaltener Hausschrein, der für den Ahnenkult genutzt wurde. Verschiedene Elemente für den Kult, wie eine kleine Feuerstelle, ein Opfertisch mit einem sehr seltenen Exemplar einer Ahnenbüste und eine Statue von einem sitzenden Schreiber wurden dort entdeckt.

Bild: Tell Edfu Projekt, Universität Chicago

Die Frauenbüste

Die Frauenbüste ist aus Kalkstein und 20cm hoch. Sie zeigt eine unbekannte Frau mit einer langen dreigliedrigen Perücke und einem wesech-Kragen. Ihre Gesichtsmerkmale gehören stylistisch in die frühe 18. Dynastie (vor Thutmosis III.).

Der Schreiber

Bild: Tell Edfu Projekt, Universität Chicago

Die Statue des sitzenden Schreibers ist aus schwarzem Granit und 23.4cm hoch. Sie zeigt einen auf einem Stuhl sitzenden Mann mit einer schulterlangen Perücke und einem langen, enganliegenden Schurz. In seiner linken Hand hält er eine Papyrusrolle vor seiner Brust umklammert, während die rechte flach ausgestreckt auf seinem Knie liegt. Auch hier kann man die typische Merkmale der frühen 18. Dynastie erkennen, wie die großen Ohren, die an die Kunst des Mittleren Reiches erinnert. die Inschriften an den vier Seiten erwähnen die Titel des Schreibers. Sein Name ist Jwf und der Name seiner Frau ist die „Herrin des hauses“ Hory.

Die Kalksteinstele

Bild: Tell Edfu Projekt, Universität Chicago

Die Archäologen fanden auch eine kleine und ziemlich ungewöhnliche Kalksteinstele. Auf der 37,6cm hoch und 23,5cm breite Stele wurde mittig ein Mann und eine Frau nebeneinanderstehend eingemeißelt. Die Hieroglyphen um das Paar herum sind typische Opferformeln, die Name und Titel der beiden Personen beinhalten. Die Inschrift umrahmt die beiden Personen in der Mitte, deren Gesichter beschädigt sind. Zudem sind die unteren Ecken der Stele abgeplatzt, so dass es schwierig ist, ihren Namen zu entziffern.

Über die Ausgrabungen

Die Ausgrabungen unter der Leitung von Prof. Nadine Moeller and Dr. Gregory Marouard haben die seltene Chance, einen Hausschrein außerhalb thebanischen Gebietes näher zu untersuchen. Der Schrein in Edfu ist eines der frühsten Beispiele bisher für das Neue Reich und der erste archäologische Fund in dieser Hinsicht seit vielen Jahrzehnten. Das meisten Erkenntnisse von solchen kultischen Anlagen stammen bisher aus dem Arbeiterdorf Deir el-Medinah aus der Ramessidenzeit.

Bei Ausgrabungen in späteren Siedlungsschichten über dieser Villa fanden die Archäologen eine beschriftete Säule aus der frühen 18. Dynastie, die in der Spätzeit wieder (immer noch) verwendet wurde. Es handelt sich hierbei um eine 1,64m hohe Sandsteinsäule mit einer senkrecht geschriebenen Zeile, die den Hohepriester von Horus aus Behedet (Edfu) namens Amenmose erwähnt. All diese Beweise belegen die Präsenz einer Familie aus der Oberschicht aus der frühen 18. Dynastie in diesem speziellen Teil der antiken Stadt Edfu.

Mehr über das Tell Edfu Projekt könnt ihr auf der offiziellen Internetseite nachlesen.

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