Eine ägyptische Mission des Obersten Rates für Altertümer hat im östlichen Nildelta, an der Stätte Tell el-Far’un, eine Stele entdeckt, auf der in hieroglyphischer Schrift das Kanopus-Dekret festgehalten ist. Dieses Dekret wurde von König Ptolemaios III. im Jahr 238 v.Chr. verfasst.
Mehrere Abschriften dieses Dekretes sind bekannt, von denen einige sogar in drei Sprachen nebeneinander geschrieben wurden, nämlich in Hieroglyphen, in demotischer und in griechischer Sprache – ähnlich wie der Text auf dem berühmten Stein von Rosetta. Auf der nun gefundenen Stele ist der Text nur in Hieroglyphen eingemeißelt worden. Dafür ist die Stele noch fast ganz heil, während viele andere Abschriften des Dekrets nur in Bruchstücken erhalten sind.
Das Kanopus-Dekret heißt so, weil es von Ptolemaios III. bei einer Priesterzusammenkunft in der Stadt Kanopus (nahe Alexandria) verkündet wurde. Das Dekret ist auch deshalb bemerkenswert, weil darin die Einführung eines zusätzlichen Tages alle vier Jahre in den ägyptischen Kalender festgelegt wurde. Hiermit wurde also offiziell der Schalttag im alten Ägypten eingeführt, auch wenn dieser Schalt-Kalender sich nach dem Tod des Königs (noch) nicht durchsetzte.
Die 1,27m große Stele ist aus Sandstein gefertigt, 83 cm breit und ca. 48 cm dick. Sie hat oben einen halbrunden Kopfbereich, in dem eine geflügelte Sonnenscheibe zu sehen ist, von der sich zwei königliche Uräusschlangen herabschlängeln, die die Rote und die Weiße Krone von Ober- und Unterägypten tragen. Zwischen ihren Köpfen stehen die beiden Hieroglyphen di und ankh, die für das Geben des Lebens stehen und die vom Grabungsteam in dieser Pressemitteilung mit „Er, dem Leben gegeben wurde“ übersetzt werden.
Auf der Stele werden Ptolemaios III. und seine Frau Berenike II. als die „wohltätigen Götter“ bezeichnet, die mit diesem Dekret u.a. Folgendes festlegten:
- Opfergaben für die Tempel
- Sichern des Friedens in den Beiden Ländern
- Steuererleichterungen in Dürrezeiten
- Verehrung der Königsfamilie in den Tempeln und Einführung eines neuen Priesterstandes für diese Aufgabe
- Einführung eines Festes zum jährlichen Erscheinen des Siriussterns
- Einführung eines zusätzlichen Schalttages alle vier Jahre, der der Verehrung der „wohltätigen Götter“ dienen sollte.
Das Dekret bestimmte auch, dass mehrsprachige Abschriften dieses Dekrets in Griechisch, Demotisch und Hieroglyphen in allen wichtigen Tempeln des Landes aufgestellt werden sollten.
Tell el-Far’un ist die antike Stadt Imet. Sie liegt bei der modernen Stadt Husseiniya im Verwaltungsbezirk Sharqiya, im Osten des Nildeltas. In früheren Grabungen waren dort Tempel aus der ptolemäischen Zeit entdeckt worden , darunter auch ein Heiligtum der Göttin Wadjet, sowie große Wohnkomplexe.



immer wieder kommen interessante Nachrichten aus Ägypten. Vermutlich werden Ausgrabungen noch ein paar 100 Jahre dauern. Vielen Dank für die tollen Infos.