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Taucher finden antikes Vergnügungsboot im Hafen von Alexandria

Im versunkenen Portus Magnus, dem antiken Hafen von Alexandria, hat ein Team des Institut Européen d’Archéologie Sous-Marine (IEASM) die Überreste eines Vergnügungsbootes aus griechisch-römischer Zeit entdeckt. Unter Leitung des Unterwasserarchäologen Franck Goddio wurde erstmals das Wrack eines solchen Schifftyps gefunden, den man bislang nur aus Texten und von Bildern kannte.

Mit Photogrammetrie erstelltes 3D-Bild des Thalamagos-Wracks. Erstellt von Christoph Gerigk ©Franck Goddio/Hilti Foundation.

Die gut erhaltenen Holzspanten (Quer- und Längsbalken) des Schiffsrumpfes zeigen, dass das Boot eine Länge von 35m hatte und etwa 7m breit war. Dieser flache Schiffstyp, ein sogenannter Thalagamos, war auf maximale Breite ausgerichtet und trug in der Mitte einen Pavillon. Kennzeichnend für diesen Bootstyp war ein flacher Rumpf sowie eine harte Kimm am Bug und eine abgerundete Wölbung am Heck.

Nil-Mosaik von Palestrina. Museo Nazionale Prenestino, Italien, Bild: via Wikimedia, gemeinfrei

Der antike, griechische Geschichtsschreiber Straton, der solche Boote leibhaftig gesehen hatte, beschrieb: „…sie feiern Feste in Kabinenbooten (Thalamagoi), mit denen sie in das Dickicht der Cyami und in den Schatten der Blätter fahren“.

Im ca. 6×4 m großen sogenannten Nilmosaik von Palestrina ist in der linken unteren Ecke ein solches Boot zu sehen, auf dem junge Edelmänner Nilpferde jagen. Auch Kleopatra VII. soll einen solchen Thalagamos verwendet haben, als sie im Frühjahr 47 v.Chr. ihrem Geliebten Caesar die Schönheit Ägyptens zeigen wollte, heißt es in einer Presseerklärung des IEASM.

Das Wrack wurde bei Ausgrabungen in der Nähe des Isis-Tempels der versunkenen Insel Antirhodos entdeckt. Graffiti in griechischer Sprache, die in die erste Hälfte des 1.Jh. n.Chr datiert werden, lassen die Forschenden vermuten, dass das Boot in Alexandria gebaut wurde, eine luxuriös ausgestattete Kabine hatte und anscheinend ausschließlich mit Rudern angetrieben wurde.

Karte des antiken Portus Magnus, über ein Satellitenbild gelegt. Karte: Franck Goddio ©IEASM

Leiter Franck Goddio glaubt, dass das Boot vielleicht zu diesem Isis-Tempel gehörte und eine rituelle Bedeutung hatte. „Es könnte zum Heiligtum gehört haben und Teil der Seezeremonie der navigatio iside gewesen sein, bei der eine Prozession zu Ehren der Isis auf ein reich verziertes Schiff traf, das Navigium, das die Sonnenbarke der Isis, der Herrin des Meeres, verkörperte. Dieses Schiff unternahm eine jährliche, rituelle Reise der Göttin vom Portus Magnus von Alexandria zum Heiligtum des Osiris in Kanopus entlang des Kanopischen Kanals“, schreibt er. Eine weitere Vermutung wäre, dass es dann vielleicht bei der katastrophalen Überschwemmung der Insel im Jahr 50 n.Chr. zerstört wurde und unterging.

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