Schon im Alter von 12 Jahren wurde Amenophis III., ein Sohn von Thutmosis IV. und einer Nebenfrau, zum Pharao erhoben. Amenophis III. war einer der größten Bauherren der Geschichte Ägyptens. Er erweiterte den Tempel von Karnak und Luxor und ließ sich einen riesigen Totentempel in Kom el-Hattan bauen (die Memnon-Kolosse gehörten einst dazu). Den Regierungssitz verlegte er in seinem neu erbauten Palastgelände Malqata in Theben-West.
Amenophis III. wandte sich immer mehr von den Amun-Priestern ab und legte damit den Grundstein seines berühmten Sohnes Amenophis IV. (Echnaton), der die Sonnenscheibe Aton als alleinigen Gott verehrte.
Die vermeintliche Mumie Amenophis III. wurde im Grab seines Großvaters Amenophis II. (KV35) entdeckt. Als Grafton E. Smith die Mumie am 23.09.1905 auswickelte war sie in einem sehr schlechten Zustand, irgendwo zwischen Mumie und Skelett. Die Mumie ist wahrscheinlich schon auf der Suche nach wertvollen Amuletten von antiken Grabräubern freigelegt und zerstört worden.
Der Kopf war abgebrochen und das weiche Gewebe vom Schädel zersetzt. Das rechte Bein war vom Rumpf weggebrochen und Teile des Fußes fehlten. In der Bauchhöhle befanden sich Knochen von Vögeln, ein menschlicher großer Zeh und Teile eines Arms.
Die Einbalsamierer nutzten eine für die Zeit ungewöhnliche Methode: Sie banden Teile des Körpers mit Bandagen zusammen und um den eingefallenen Körper menschlicher aussehen zu lassen, gossen sie eine harzhaltige Masse in den Beinen, Armen und den Hals.
Smith schätze das Alter des Mannes, der sehr schlechte Zähne hatte, auf 40-50 Jahren
Warum wurde die Mumie aufgefüllt?
Howard Carter hegte in seinem zweiten Buch über Tutanchamun einige Zweifel bezüglich der Bestimmung von Mumie CG 61074. Das ungewöhnliche Füllmaterial unter der Haut der Mumie lässt eher auf die 21. Dynastie schließen. Aber genetische Studien weisen die Mumie eindeutig in die 18. Dynastie, was für die Forscher der Studie einige Fragen aufwirft. Warum haben die Einbalsamierer diese neue Technik ausprobiert? Und warum wurde dieses neue Verfahren wieder fallengelassen und erst drei Jahrhunderte später in der 21. Dynastie wieder aufgenommen?
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die subkutane (unter der Haut) Füllung mit der harzigen Masse in einem trockenen Gewebe 300 Jahe nach seinem Tod als Restaurationsmaßnahme durchgeführt wurde. Das hätte das brüchige trockene Gewebe nur stark beschädigt. Die Füllung kann also nur direkt nach dem Tod von den Einbalsamierern verwendet worden sein.
Smith erklärte sich die ungewöhnliche Methode mit einem neuen Stil unter Amenophis III., die aber bald wieder aufgegeben wurde, bis die Einbalsamierer der 21. Dynastie sie wieder neu für sich entdeckten.
Religiöse Motivation?
Manche Ägyptologen, wie Joann Fletcher sehen in der Methode den Teil einer neuen religiösen Motivation der Amarna-Zeit. Amenophis III. behauptete, dass sein gold-bedeckter Körper einst wie eine schimmernde goldene Statue des Sonnengottes ausgesehen hatte, was die königliche Macht der Sonne im Leben nach dem Tod symbolisierte. Durch das eingegossene Harz sollte eine Statuen-ähnliche Erscheinung hergestellt werden und ihn somit als lebendendigen Gott verherrlichen. Was unter Amenophis III. Sonnenkult noch Sinn machte, war in der Nach-Amarna Zeit unter Eje wieder unrealistisch geworden. Die Methode wurde also wieder fallengelassen.
Durch neue Untersuchungen konnte nun aber festgestellt werden, dass durchaus mehrere Mumien aus der Mitte der 18. Dynastie bis zur 20. Dynastie mit der Füllung unter der Haut mumifiziert wurden. Zumindest die Füllung im Gesicht ist häufig durchgeführt worden, wie Sahar Saleem und Zahi Hawass an den Mumien beobachteten.
Die Mumie CG 61074 war also nicht die einzige aus der Mitte der 18. Dynastie, die so mumifiziert wurde. Zum Beispiel zeigt die Mumie von Juja, der zur Zeit Amenophis III. gelebt hat, ebenfalls Anzeichen dieser Methode.
Das Material für die Mumie CG 61074 war eine Mischung von Harz, Natron und anorganischer Materie. Saleem und Hawass bemerkten, dass dieses Material sehr unüblich für die 21. – 22. Dynastie war, als Lehm, Sand, Sägespäne und fettreiches Material benutzt wurde. Die Mumie CG 61074 stammt also höchstwahrscheinlich nicht außer dieser Zeit.
Auch Harris und Weeks akzeptierten die Zuordnung Amenophis III. im Jahr 1973, als der Pharao als fetter, kranker und träger Mann beschrieben wurde, schon fast kahl und geplagt mit Zahnproblemen in seinen letzten Jahren.
Verwirrende Beschriftung auf dem Sarkophag
Die Inschriften auf seinem Sarkophag und seinem Leichentuch legen ebenfalls eine Identifizierung mit Amenophis III. nahe, wobei die Beschriftung auf dem Sarkophag verwirrend ist. Die Mumie wurde in einem hölzernen Sarg gelegt, der eigentlich für die erneute Bestattung von Sethos II. verwendet werden sollte. Die Namen „User-Maat-Ra mery en Ra“ und „Seth-mery-en-Ptah“ sind jedoch sehr ungewöhnlich für Sethos II. Die Umhüllung des Sargs trägt den Namen von Ramses III., der Deckel liefert uns dann aber Amenophis Namen Neb-Maat-Ra Amenhotep, Leben, Wohlergehen und Gesundheit, ebenso wie das Leichentuch.
Das Leichentuch gibt uns zudem weitere Informationen über die Restauration: Jahr 12, Monat 4 der Peret-Jahreszeit, Tag 6. An diesem Tag wurde die Restaurierung von König Neb-Maat-Re, Leben Wohlergehen und Gesundheit, von dem Hohepriester des Amun-Re, Pinudjem…“ (wobei der Name des Hohepreisters nicht eindeutig zu entziffern ist und die Forscher zwischen Piankh und Pinudjem I, beide Hohepreister des Amuns in der 21. Dynastie, schwanken)
Eje, Ramses IV. oder doch Amenophis III.?
Wente und Harris führten im Jahr 1992 eine craniofaziale Untersuchung (Kopf/Kiefer) durch und stellten nur eine sehr geringe Ähnlichkeit zwischen CG 61074 und der Mumie von KV 55 fest, die vielleicht die von seinem Sohn Echnaton ist. Sie spekulierten, dass die Mumie die von Eje sein könnte, der kein Mitglied der Thutmosiden gewesen ist.
Den schlechten Zustand der Mumie erklärten sie mit einer Verstümmelung während der Damnatio Memoriae unter Pharao Haremhab. Aber auch die menschlichen Überreste, die Otto Schaden im Grab des Eje (WV23) oder das „gelbe Skelett“, das Belzoni in WV25 gefunden hatte, könnten als Eje in Frage kommen.
Bickerstaffe machte 2009 den Vorschlag, dass die Mumie CG 61074 Pharao Ramses IV. aus der späten 20. Dynastie gewesen sein könnte, der ebenfalls den Thronnamen Neb-Maat-Re trug.
Die genetischen Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Mumie der genetische Vater von der Mumie aus KV 55 sein muss.
Der entscheidene Faktor
Doch die genetische Identifikation stieß kürzlich bei Schlögl auf einige Fragen. Eine Schwäche der Publikation war für ihn die unkritische Identifikation der Mumie CG 61074 als Amenophis III. Das würde nämlich auch bedeuten, dass der König und seine Frau Teje nicht nur die Eltern von Echnaton, sondern auch die von Nofretete sind (vorausgesetzt die „Younger Lady“ ist Nofretete).
Schlögls Theorie, dass die Mumie CG 61074 die von Eje ist, wurde von mehreren anderen Forschern abgelehnt, weil die Priester der 21. Dynastie sich dann in allen Belangen hätten vertan haben müssen. Doch Schlögl argumentiert, dass die Priester der 21. Dynastie durch die Damnatio Memoriae, die auch Eje traf, den Namen nicht kannten und es deswegen zu den Namens-Wirrwarr kam. Nach Schlögl wäre dann Nofretete (die „Younger Lady“) die Tochter und Semenchkare (Mumie aus KV 55) der Sohn von Eje. Die vermeintliche Mumie der Teje wäre nach ihm eine Frau von Eje (dazu in einem weiteren Mumien Who-is-who mehr).
Die Identifizierung der Mumie CG 61074 ist also zu einem entscheidenen Faktor geworden, welche Interpreation korrekt ist.
Ein Weg, die Identifizierung der Mumie zu bestimmen, liegt in einer Genotypisierung, ob Thutmosis IV. der Vater dieser Mumie ist, was bisher leider noch nicht geschehen ist.
Doch auch so gibt es neben der Beschriftung des Sargs/Leichentuchs noch Punkte, die gegen eine Identifizierung mit Eje sprechen. Zum einen wäre da der Todeszeitpunkt. Während die Mumie CG 61074 auf 40-50 Jahre geschätzt wurde, war Eje wahrscheinlich schon zwischen 60-70 Jahre alt als er König von Ägypten wurde.
Die ungewöhnliche Füllmethode der Mumie lässt ebenfalls mehr auf Amenophis III. schließen. Laut Stephen Buckley, Chemiker und Mumien-Experte, wurde das Material für die Mumifzierung von CG 61074 nicht mehr in der späten 18. Dynastie, also zur Zeit Ejes, benutzt. Die chemischen Beweise sprechen also ebenfalls für eine Identifizierung der Mumie als Amenophis III.
Bis es nicht anders belegt ist, wird also die Mumie CG 61074 die von Amenophis III. sein, so das Fazit der Schweizer Forscher in ihrer Studie.
Sehr interessant. Amenophis 3 Statuen haben einen coolen asiatisch anmutenden Einschlag. Und die Memnon Kolosse sind immer wieder ein Highlight wenn ich da bin. In seinem Totentempel tut sich gerade sehr viel – vielleicht wird der in den nächsten Jahren bald offiziell eröffnet.
Ja Amenophis‘ Statuen haben ein wirklich gutes Aussehen…. sehr feine Gesichtszüge. Bei manchen seiner Statuen habe ich den Eindruck als würde er leicht grinsen.