Das ScanPyramids-Team hat mit verschiedenen Scantechniken die Pyramide des Mykerinos untersucht, um die Theorie eines zweiten Eingangs zu überprüfen. Die Sans ergaben tatsächlich Hohlräume hinter einer polierten Fläche auf der Ostseite. Ein bisher unbekannter Eingang an dieser Stelle ist also durchaus möglich.
Die Mykerinos-Pyramide ist die kleine der drei großen Pyramiden auf dem Gizeh-Plateau. Sie wurde von König Menkaure (griechisch Mykerinos) erbaut, dem Sohn des Chephren und Enkel des Cheops, welche die beiden großen Pyramiden errichtet hatten. Warum Mykerinos eine „nur so kleine“ Pyramide baute – mit 65m ist sie nicht einmal halb so hoch, wie die von Vater und Großvater – ist nicht ganz klar. Sicher ist dagegen, dass sie nicht fertig gebaut wurde. So wurde die Granitverkleidung nur etwa halbhoch gezogen, etwa 16 Reihen hoch. Heute sind davon nur noch die unteren sieben Reihen zu sehen. Diese Granitblöcke haben eine weitgehend raue Oberfläche, nur an wenigen Stellen gibt es glattpolierte Flächen.
Die Mykerinos-Pyramide war zuletzt von 1906 bis 1910 von dem US-amerikanischen Ägyptologen George Andrew Reisner im Auftrag der Harvard-Universität gründlich untersucht worden. Seitdem hatte sich die Pyramidenforschung eher auf die beiden großen Pyramiden, besonders auf die berühmte Cheops-Pyramide konzentriert. Die Mykerinos-Pyramide blieb dagegen bis heute weitgehend unbeachtet, so dass es durchaus unbeantwortete Fragen und Theorien rund um diese Pyramide gibt.

Eine dieser Fragen ist, ob es hinter einer glatten Fläche in der Ostfassade, die sehr ähnlich der Fläche ist, wo in der Nordseite der Eingang zur Pyramide liegt, evtl. einen weiteren Eingang gibt, der noch nie gefunden wurde. Dieser Frage wollte das ScanPyramids-Team nachgehen und untersuchte diese Stelle gezielt mit drei unterschiedlichen Scantechniken: Geoelektrik (ERT), Bodenradar (GPR) und Ultraschalltests (UST).

Die Ergebnisse ihrer inzwischen 3-jährigen Forschung veröffentlichten sie in der Oktoberausgabe des Fachblatts »NDT & E International«; die Abkürzung steht für „non-destructive testing and evaluation“, also ein Journal, das sich gezielt mit solchen wissenschaftlichen Methoden der Untersuchung von baulichen Strukturen beschäftigt, die keinerlei Schäden an den Bauwerken hinterlassen.
Die Scans zeigen zwei Anomalien hinter der glatten Oberfläche der Ostseite. Anomalie 1 beginnt 1,35 m hinter der Oberfläche und ist etwa 1 × 1,5 m groß. Anomalie 2 beginnt in etwa 1,13 Tiefe und ist mit 70 × 90 cm etwas kleiner. Beide Anomalien scheinen luftgefüllte Hohlräume zu sein, die im Kalkstein, dem Baumaterial der Pyramide, und also hinter der Granitverkleidung liegen. Erwähnenswert ist noch, dass der größere der beiden Hohlräume direkt hinter einem besonders robusten, trapezförmigen Granitblock liegt.
Die Scans konnten zwar zeigen, wo diese Hohlräume beginnen, aber nicht, wie weit sie in den Kalkstein hineinreichen. Dies kann nur durch weitere Studien, evtl. auch mit anderen Scantechniken, weiter untersucht werden. Die Anhänger der Theorie eines zweiten, bislang unentdeckten Eingangs haben jedenfalls Wasser auf ihre Mühlen bekommen, wenngleich die entdeckten Hohlräume für einen Eingang doch recht klein sind.

Es ist jedenfalls immer wieder erstaunlich, dass solche weltberühmten und bereits 4500 Jahre alten Bauwerke noch immer ungelüftete Geheimnisse in sich tragen können. Wir bleiben gespannt. Zum Beispiel auch auf die „große archäologische Entdeckung in der Cheops-Pyramide“, die Zahi Hawass (übrigens bei dieser Studie Mitautor) kürzlich für 2026 angekündigt hat. Dazu vielleicht in Kürze mehr….
Die Informationen und Abbildungen stammen aus:
Khalid Helal, Polina Pugacheva, Hussien Allam, Mohamed Fath-Elbab, Mohamed Sholqamy, Olga Popovych, Simon Schmid, Benedikt Maier, Amr Galal, Alejandro Ramirez, Johannes Rupfle, Khalid Taie, Menna Ali, Clarimma Sessa, Thomas Schumacher, Zahi Hawass, Mehdi Tayoubi, Christian U. Grosse, Hany Helal, Mohamed Elkarmoty:
»Detection of two anomalies behind the Eastern face of the Menkaure Pyramid using a combination of non-destructive testing techniques«
NDT & E International, Volume 155, 2025, 103331, ISSN 0963-8695, https://doi.org/10.1016/j.ndteint.2025.103331

