Unter den Stücken, die für die aktuelle Sonderausstellung des Ägyptischen Museums der Universität Bonn zur Verfügung standen, war auch ein etwa DIN-A3 großes bemaltes Wandfragment mit der Darstellung von zwei opfernden Männern. Ein Projektmitarbeiter konnte nun die Herkunft dieses Stücks klären. Es stammt aus einem Beamtengrab auf Luxors Westbank, das erst 1980 einer Plünderung zum Opfer fiel. Die derzeitigen Besitzer des Stücks wollen es nun an Ägypten zurückgeben.
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Als vor etwa 3 Wochen eine ähnlich lautende Meldung in der ägyptischen Presse erschien, fragten wir sicherheitshalber beim Ägyptischen Museum der Uni Bonn nach einer Bestätigung. Und tatsächlich: Wie in mehreren anderen Fällen zuvor, waren auch hier einige Fakten falsch wiedergegeben. Wir verzichteten daher auf die Weitergabe der Meldung im Blog. Endlich hat die Uni Bonn nun eine eigene Pressemitteilung herausgebracht, so dass wir den Bericht nun korrekt posten können.
Die gerade erst vor 4 Wochen eröffnete Sonderausstellung heißt: Von der Antike bis zur Moderne – Tierdarstellungen aus vier Jahrtausenden in der Sammlung Preuß. Das Brühler Sammlerpaar Usula und Karl-Heinz Preuß hat in mehreren Jahrzehnten eine der angesehensten Privatsammlungen vorwiegend antiker Kunst zusammengetragen. 1986 kauften sie bei einem Kölner Kunsthaus das besagte Fragment, das damals mit der Herkunft „aus altem englischen Besitz“ versehen war. In Wirklichkeit war es aber erst wenige Jahre vorher aus der Wand eines ägyptischen Grabes geschlagen worden. Geschickt hatten die Plüderer und ihre Hehler dem Stück eine „neue Identität“ verpasst.
Der Mann, der all das nun aufgedeckt hat, ist der erst 35-jährige Ägyptologe Dr. Johannes Auenmüller. Für seine kürzlich beendete Promotion hatte er sich ausführlich mit Denkmälern aus dem Neuen Reich befasst. Als er die Abbildung sah, begann er nachzuforschen und entdeckte auf alten Fotografien genau diese Szene. Sie gehört zur Wandbemalung im Grab des Beamten Sobekhotep, der unter Thutmosis IV. (18. Dynastie, ca. 1400 v.Chr.) „Präfekt des südlichen Sees und des Sobeksees“ war. Sein Grab ist eines der sogenannten „Thebanischen Gräber“, die auf Luxors Westufer zwischen dem Tal der Könige und dem der Königinnen liegen. Sobekhoteps Grab trägt die Bezeichnung „TT63“ und gehört zum Gebiet „Scheich Abd el-Qurna“ auf dem einmal das berühmte Grabräuberdorf stand.
Das Ehepaar Preuß, das nicht nur für sich selbst sammelt, sondern einen Großteil seiner Stücke – z.T. auch als Dauerleihgaben oder sogar Schenkungen – für Museen und Ausstellungen zur Verfügung stellt, sieht die Rückgabe als selbstverständlich an, nachdem es nun von der wahren Herkunft des Fragments erfahren hat. Zusammen mit der Universität Bonn kontaktierten sie Ägyptens neuen Antikenminister Prof. Mamdouh Eldamaty, der über den Rückgabewunsch natürlich hocherfreut war und hofft, dieses gute Beispiel möge Schule machen.
Medienwirksam wird das Stück nun noch vom 01. – 14. Juli in der Ausstellung in Bonn präsentiert, danach wird es der Ägyptischen Botschaft in Berlin übergeben werden. Im mit 150 farbigen Abbildungen versehenen Ausstellungskatalog ist es natürlich ausführlich dokumentiert. Die Sonderausstellung selbst läuft noch bis Ende September. Sie ist täglich außer montags ab 13 Uhr geöffnet.