Blog

3900 Jahre alte Grabkammer einer noblen Tochter im Grab ihres Vaters entdeckt

Ein deutsch-ägyptisches Team hat in der mittelägyptischen Stadt Assiut die Grabkammer der Tochter eines Gaufürsten entdeckt. Das Grab des Vaters Djefai-Hapi I. war seit langem bekannt. Erst 2022 hatte man jedoch bei Reinigungsarbeiten einen tiefen Schacht darin entdeckt, den man seither freilegte. Darin fand das Team nun in einer mit Bruchsteinen verschlossenen Seitenkammer die Bestattung der einzigen Tochter des Nomarchen Djefai-Hapi I. namens Idy.

Idys Grabkammer bei Auffindung. Foto: Andrea Kilian, © Jochem Kahl, The Asyut Project.

Für die Freilegung dieses Schachtes und der Grabkammer brauchte das Team nach der Entdeckung 2022 nun drei Grabungskampagnen. In ihrer insgesamt nun schon 18. Grabungssaison am Gräberberg Assiuts, dem Gebel Asyut al-gharbi, gelang dem Team unter Leiter Prof. Dr. Jochem Kahl (Freie Universität Berlin) nun diese außerordentliche Entdeckung. Neben der Berliner Uni wird das Team auch unterstützt von den Universitäten Sohag (Ägypten) und Kanazawa (Japan) sowie von der polnischen Akademie der Wissenschaften.

Sargtexte auf dem Sarg der Idy, 12. Dyn. Foto: Tourismus- u. Antikenministerium Ägypten
Darstellung der Idy im Grab ihres Vaters Djefai-Hapi I., Foto: Fritz Barthel, © Jochem Kahl, The Asyut Project.

Das Grab des Djefai-Hapi I. stammt aus dem Mittleren Reich, ca. 1880 v.Chr., also der 12. Dynastie. Der Nomarch, der unter König Sesostris I. den Gau regierte, hatte insgesamt drei Kinder von zwei Ehefrauen, darunter zwei Söhne, die er ebenfalls Djefai-Hapi nannte und eine Tochter namens Idy. Sie war eine Priesterin der Göttin Hathor und trug ansonsten den Titel „Herrin des Hauses“. Fun Fact am Rande: Djefai-Hapi hatte auch einen Bruder, der ebenfalls Djefai-Hapi hieß und seine Tochter Idy benannte er nach seiner Mutter. In puncto Namensgebung machte man es sich damals also sehr leicht… 😉

Die Grabkammer der Idy war bereits in der Antike beraubt worden, allerdings hatten die Grabräuber damals nur Schmuck und Wertgegenstände mitgenommen, die sonstigen Grabbeigaben waren für sie anscheinend uninteressant und verblieben daher im Grab. Da die Grabkammer im 14m tiefen Schacht danach vergessen wurde, fand das internationale Forschungsteam nun nicht nur zwei ineinander gestellte, wunderschön dekorierte Holzsärge, sondern auch eine Menge Grabbeigaben.

Außensarg der Idy, Detail. Foto: Susen Döbel, © Jochem Kahl, The Asyut Project.

Die beiden Särge sind aus hochwertigem, nicht in Ägypten wachsenden Holz hergestellt. Mit einer Länge von 2,62 m beim äußeren und 2,03 m beim inneren Sarg, sind sie nicht nur ungewöhnlich groß für eine Frau, sondern wiegen zusammen auch ca. 500 kg. Sie sind vollständig mit toll erhaltenen Szenen und Texten aus dem Jenseits bemalt. »Idys Särge und ihre Dekoration übertreffen zeitgleiche Objekte durch die Kunstfertigkeit ihrer Ausführung und knüpfen damit nahtlos an die herausragende Qualität der Texte und Bilder im Grab ihres Vaters Djefai-Hapi I. an. Insbesondere die Fülle von Texten — religiöse Texte (sog. Sargtexte), Opferlisten und Titel — wird es erlauben, neue und weitreichende Aussagen zur Stellung der Frauen und zum Wissenstransfer im alten Ägypten zu treffen«, heißt es in einer Presseerklärung von Univ.-Prof. Dr. Jochem Kahl auf der Internetseite des Instituts für Ägyptologie an der Freien Universität Berlin.

Als Grabbeigaben fand das Team u.a. eine beschriftete Kanopenkiste, deren vier Kanopengefäße leider zerbrochen sind, darüber hinaus hölzerne Statuen, Herrschaftsinsignien und einen Dolch. Die Reste der Kleidung und der durch die Plünderer zerfledderten Skelettknochen geben einige erste Hinweise auf die Person Idy selbst: Sie wurde etwa 40 Jahre alt und scheint ein angeborenes Fußleiden gehabt zu haben. Nachdem die Objekte im Grab zunächst konservatorisch behandelt wurden, fand die aufwändige Bergung aus dem 14m tiefen Schacht statt. Die Knochen sowie der Sarg und die Grabbeigaben müssen nun weiter wissenschaftlich untersucht werden.

Frauenfigur aus Holz im Grab der Idy, Assiut, 12. Dyn., Foto: Tina Beck-Hasselbach, © Jochem Kahl, The Asyut Project.

4 Gedanken zu „3900 Jahre alte Grabkammer einer noblen Tochter im Grab ihres Vaters entdeckt“

Schreibe einen Kommentar