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Nefertaris Grab kann nun virtuell besichtigt werden

Die Online-Plattform mused.org, oder jetzt mused.com, hat eine neue virtuelle Tour durch ein altägyptisches Grab veröffentlicht. Aber es ist nicht irgendein Grab — es ist das Grab der Nefertari! Eines der schönsten und besterhaltenen Gräber in ganz Ägypten, gelegen im Tal der Königinnen auf Luxors Westbank. Ramses II. ließ es für seine geliebte Große Königliche Gemahlin bauen.

Das Grab war 1904 von dem italienischen Ägyptologen Ernesto Schiaparelli gefunden worden. Plünderer und natürliche Ursachen, wie Salze aus dem umgebenden Gestein hatten bereits einige Wanddekorationen beschädigt. Schnell merkte man, dass die spätestens durch den Fund des Grabes von Tutanchamun ausgelöste Ägyptomanie mit ihren vielen Besuchern die wunderschönen Wandmalereien noch mehr beeinträchtigte. Das Grab wurde daher schon in den 1930er Jahren für Besucher geschlossen. In den späten 1980er Jahren begann dann eine Restaurierung durch das Getty-Conservation-Institute, die bis 1992 dauerte.

Info-Tafel zum Konservierungsprojekt des Getty Instituts am Grab der Nefertari.
2019: Der Eintrittspreis hatte sich verdoppelt. Der Ticketverkäufer löst es „ägyptisch“ und verkauft nun 2 Karten für 1 Person (2 x 600 = 1200 LE). Foto: selket.de

Ab 2016 konnte man – mit Beschränkung der Besucherzahlen, einem sehr hohen Eintrittspreis und einer zusätzlichen Zeitlimitierung von nur 10 Minuten – das Grab dann wieder besuchen. 2019 war es mit 1200 LE (umgerechnet damals ca. 60 €) mit Abstand meine teuerste Besichtigung, aber auch der absolute Höhepunkt meiner damaligen Ägyptenreise.

Aktuell ist das Grab wieder mal geschlossen (wir berichteten), da man die zu hohe Luftfeuchtigkeit durch die Besucher einfach nicht in den Griff kriegt. Es ist daher ein Segen, dass dieses wunderschöne Grab nun endlich wenigstens virtuell wieder besichtigt werden kann. Die geführte Tour ist hier wirklich empfehlenswert, da etliche interessante Hinweise gegeben werden, die man nicht vermissen sollte. Und „frei umsehen“ (Free Explore, rechts oben) kann man sich ja hinterher immer noch. Während der geführten Tour wird auch auf die unglaublich gut erhaltene Decke eingegangen, die mit unzähligen fünfzackigen Sternen auf dunkelblauem Grund einen Sternenhimmel zeigt (Tipp: auch während der geführten Tour kann man sich gerne nach allen Seiten umsehen, und dann erst auf „Next“ klicken). Dieser Sternenhimmel symbolisierte den Übergang in die Ewigkeit. Die Hieroglyphe für das Jenseits, das Duat, war daher ein fünfstrahliger Stern in einem Kreis, wie mused.org in ihrem Anschreiben zur Bekanntmachung erläutert.

Erklärungen während der geführten Tour. Bild: © mused.org
Königin Nefertari beim Senet-Spielen. Bild: Wikimedia, gemeinfrei

Die wichtigen Szenen der Grabbemalung, wie z.B. das berühmte Bild der Königin beim Senetspiel, einem im alten Ägypten beliebten Brettspiel, werden in der geführten Tour natürlich auch vorgestellt und erläutert. Die Namensgeberin unserer Seite, die Göttin Selket, ist übrigens auch zweimal groß im Grab dargestellt — meist in einer Szene gegenüber der Göttin Nephtys. Viel Spaß beim Suchen…

Nefertari wird übrigens immer in einem weißen Kleid mit einer roten Schärpe dargestellt. Aber auch einige Tiere an den Wänden, z.B. der als Schakal dargestellte Gott der Mumifizierung Anubis oder einige Schlangen, tragen eine solche Schärpe um den Hals als Zeichen dafür, dass sie auf der Seite der Königin sind oder mit ihr in Beziehung stehen. Auf den Säulen der Grabkammer sieht man, dass nun der Gott der Unterwelt, Osiris, die rote Schärpe um die Taille trägt; Nefertari wird dagegen ohne ihre Schärpe, nur im weißen Kleid, dargestellt. Dies symbolisiert, dass die Verstorbene nun hier mit dem Gott verschmolzen ist und im Jenseits wiedergeboren wurde.

Übersicht über den Grabgrundriss vor dem Grabeingang. Foto: selket.de

Das Grab wurde leider bereits in der Antike geplündert und alle Schätze gestohlen. Nur wenige Knochen ihrer Mumie wurden noch gefunden, darunter ihre Knie (wir berichteten). Das Grab selbst aber ist und bleibt einer der größten Schätze dieser einmaligen Hochkultur. Danke an mused.org für diese tolle Möglichkeit, dieses einmalig schöne Grab sehen zu können — und das ganz ohne Gebühr oder Werbung oder Mitgliedschaft! Die Plattform ruft daher auch zu Spenden auf. Wer diese Arbeit unterstützen und die Macher in die Lage versetzen möchte, uns noch viele weitere Sehenswürdigkeiten präsentieren zu können, kann dies mit einem Betrag ab fünf Euro tun.

Und hier gehts nun endlich zur geführten Tour durch das Grab der Nefertari im Tal der Königinnen in Luxor. Viel Spaß!

Startbildschirm der Tour durch Nefertaris Grab. Bild: © mused.org

4 Gedanken zu „Nefertaris Grab kann nun virtuell besichtigt werden“

  1. Ob da wirklich so viele Besucher 60 Euro für nur 10 Minuten ausgegeben haben?
    Oder ist das mit der nicht optimalen Luftfeuchtigkeit wohl eher Panik Mache?
    Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen und man will nichts riskieren, bei so oder so geringen Besucherzahlen.

    Ich selber war alleine im Grab und durfte 20 Minuten drin bleiben. (denke eher das ist die Regel nicht die Ausnahme) Schönes Grab, aber Seti I, ist viel besser. (und ohne Stopuhr)

  2. Ich glaube schon, dass die Luftfeuchte ein Problem ist. Man sieht ja den Abluftschlauch auf dem Titelbild.
    Ich war auch alleine im Grab, weil ich ein US-Pärchen abgewartet hatte, die vor mir da waren. Die sind auch deutlich länger als 10 Min. drin gewesen und haben auch Fotos (teils mit Blitz) gemacht. Mit entsprechendem Bakschisch geht bei ägyptischen Wächtern ja fast alles…
    Seti I. war auch toll und absolut beeindruckend (da braucht man 10 Min. ja schon für den reinen Weg bis zur Grabkammer und zurück 😉 ), aber Nefertaris Grab war für mich atemberaubend schön.

  3. „moderne“ Blitze, sind so lichtschwach das sie keine Wandmalereien schädigen. Aber absolut nervig und gehören definitiv verboten…

    Da wundert es mich dann das man nicht Gräber wie Ramses III auch zusperrt (oder eine Jahrelange ruhepause gönnt) wenn man an die Horden von Leuten da drinnen denkt…zum Schluss hin wird das Grab ziemlich eng…

  4. Es sind im Tal der Könige ja immer nur ein paar Gräber gleichzeitig geöffnet, so dass auch die beliebten Gräber mal „Pause haben“. Aber grundsätzlich stehen die hohen Besucherzahlen sicher im Widerspruch zum Wunsch der optimalen Erhaltung.
    Vielleicht gibt es irgendwann ein „Replikenzentrum“, wo von einem Flur dann 10 Türen abgehen und hinter jeder Tür liegt ein anderer Grabnachbau. Für Tuts Grab funktioniert das anscheinend ganz gut (und für die Reisebusse vom Roten Meer wärs vermutlich eine gute Lösung). 😉

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