Taucher haben im untergegangenen Herakleion die Überreste eines Tempels sowie Goldjuwelen, Münzen und den fehlenden Teil einer Zeremonienbarke entdeckt. Aus der ebenfalls unter dem Meer liegenden Stadt Kanopus haben die Unterwasserarchäologen weitere Neuigkeiten mitgebracht.
Heracleion, benannt nach dem griechischen Sagenheld Herkules, wurde um das 8. Jahrhundert v. Chr. an einem Nilarm direkt am Mittelmeer gegründet. Nach einigen Naturkatastrophen verschluckten die Meeresfluten Herakleion entgültig im 8. Jahrhundert n. Chr. Die Stadt, die auf ägyptisch Thonis hieß, liegt heute durschnittlich 10 Meter tief im Meer und 6,5 Kilometer von der Küste entfernt.
Erst im Jahr 2000 wurde Herakleion unter dem Unterwasserarchäologen Franck Goddio wiederentdeckt. Goddio leitet auch dieses Mal das ägyptisch-europäische Team, das in der nun abgeschlossenen Ausgrabungssaison die Überreste eines großen Tempels mit Steinsäulen und die bröckelnden Überreste eines kleinen griechischen Tempels entdeckte. Der kleine Tempel lag unter einem Meter Schlick auf dem Merresboden versteckt.
Die Forscher verwendeten ein ausgeklügeltes Scan-und Vermessungsgerät, das Bilder von Artefakten überträgt, die auf dem Meeresboden liegen oder die darunter vergraben sind. Mit Hilfe des Gerätes konnten der fehlende Teil eines bereits zuvor entdeckten Schiffes mit der Nummer 61 entdeckt werden. Goddio und sein Team fanden bisher 75 Schiffe, wobei einige nicht komplett waren. Das 13×5 Meter große Schiff 61 wurde wahrscheinlich für zeremonielle Zwecke benutzt. Seine Einzelteile lagen bis zu drei Meter tief im Schlick vergraben. In dem Schiff fanden die Unterwasserarchäologen Schmuck und Münzen aus Bronze und Gold. Die Bronzemünzen konnten auf die Zeit Ptolemaios II. datiert werden, der zwischen 283-246 v. Chr. Ägypten regierte. Des Weiteren fand das Team Keramiken aus dem dritten und vierten Jahrhundert v. Chr.
Die Archäologen tauchten auch noch mal in die untergegangene Stadt Kanopus, die ganz in der Nähe von Heracleion, 25 Kilometer östlich des heutigen Zentrums von Alexandrias liegt. In Kanopus fanden sie einen antiken Gebäudekomplex, der die bisher bekannten Grenzen der Stadt einen Kilometer weiter Richtung Süden verschiebt. Zu den Funden in Kanopus gehören zudem ein antiker Hafen, Münzen aus der ptolemäischen und byzantinischen Epoche sowie Ringe und Ohrringe aus der ptolemäischen Zeit.