Der vor über 20 Jahren in Israel gefundene Kopf einer Statue, die einen ägyptischen Pharao darstellte, gibt der Wissenschaft noch immer Rätsel auf. Um welchen Pharao handelte es sich? Was machte diese Statue im heutigen Israel? Und warum wurde sie ca. 1000 Jahre nach ihrer Entstehung wieder zerstört?
Der nur etwa 12 cm hohe Kopf aus Grauwacke, einem sehr harten, dunklen Gestein, wurde bereits 1995 in der Grabungsstätte der antiken Stadt Hazor im Norden Israels gefunden. Er ist ca. 4300 Jahre alt und gehörte einmal zur Statue eines Pharaos aus der Pyramidenzeit.
Hazor war ca. 1500 Jahre vor unserer Zeitrechnung die größte Stadt des damaligen Kanaans. Sie wird sowohl in der Bibel als auch in altägyptischen Schriften erwähnt. Vermutlich etwa 1300 v.Chr. wurde die Stadt vollständig zerstört. In diesem Schutt fand man auch die Teile des Statuenkopfes, der in mehrere Teile zerbrochen war.
Im gerade erschienenen Buch der Israel Exploration Society »Hazor VII: The 1990-2012 Excavations. The Bronze Age« berichten Dimitri Laboury (Universität Lüttich) und Simon Connor (Ägyptisches Museum Turin), dass man anhand der Bruchstellen sagen kann, dass der Kopf wohl bereits von der Statue abgetrennt worden war, bevor man ihn absichtlich zerschmetterte. Die Nase war ebenfalls schon vorher abgebrochen oder vielleicht auch abgeschlagen worden.
Der Statuenkopf zeigt eine kurze, eng anliegende Perücke mit gelockten Haaren und einer aufgerichteten Uräusschlange. Sie ist das eindeutige Zeichen, dass es sich hier um eine königliche Darstellung handelt. Eine Aussparung auf der Rückseite des Kopfes deutet darauf hin, dass die Statue nicht frei stand, sondern mit dem Rücken angelehnt war, vielleicht an eine Arte Rückenstütze, wie man sie von Ushebtis der Spätzeit kennt. Dabei stammt diese Statue sicher aus dem Alten Reich. Vielleicht handelte es sich aber auch um eine Statuengruppe mit einer Gottheit oder der Ehefrau neben dem Pharao.
Das Gesicht ist oval mit relativ vollen Wangen und Lippen, ähnlich den offiziellen Portraits des Königs Mykerinos aus der 4. Dynastie. Diese spezielle Perückenform kann man aber hauptsächlich bei Statuen der 5. Dynastie finden, während eine fast gleiche Uräusschlange von einer Kalzitfigur des jungen Königs Pepi II. aus der 6. Dynastie bekannt ist. Dass die Königsdarstellungen in der zweiten Hälfte des Alten Reiches alle sehr ähnlich waren, macht es nun besonders schwierig, denjenigen Pharao zu bestimmen, der hier abgebildet war.
Mehr Aufschluss könnten wohl nur andere Teile der Statue geben. Leider konnten in den vergangenen 22 Jahren aber keine weiteren Teile gefunden werden. Allerdings wurden in Hazor seit Beginn der modernen Ausgrabungen in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Teile von insgesamt 19 verschiedenen altägyptischen Statuen gefunden. Einige davon sind klar königliche Statuen, andere stellen hohe Beamte dar und einige Obsidian-Stücke gehören wohl zu Sphingen. Erst 2012 fand man den Teil einer Sphinx, die laut Inschriften dem Pharao Mykerinos gewidmet war. Und all diese Statuen waren nicht der allgemeinen Zerstörung der Stadt Hazor zum Opfer gefallen sondern waren bereits vorher absichtlich zerschlagen worden, meinen die Forscher. Der Grund dafür ist allerdings noch unbekannt.