Heute vor einem Jahr begann in Ägypten ein Umbruch, der noch immer andauert. Neben den vielen Menschen, die wegen der Revolution sterben mussten, waren es vor allem die von Vandalen mutwillig zerstörten und geraubten Altertümer, die ein Opfer der Revolution wurden. Doch auch die Ägypter, die ihren Lebensunterhalt nur mit Hilfe des Tourismus bestreiten können, hatten kein gutes Jahr.
In so manchen Stätten, wo sich die Touristen früher gegenseitig auf die Füße traten, herrscht nun gähnende Leere. Die Situation und die Verunsicherung der Touristen wird durch den Wahlsieg der islamistischen Parteien nicht besser. Die gemäßigten Muslimbrüder und die radikalen Islamisten haben mehr als zwei Drittel der Sitze inne. Die Presse der letzten Wochen war bestimmt von skurrilen Vorschlägen der islamistischen Parteien, wie den Sphinx zu verhüllen oder ägyptische Statuen mit Wachs zu überziehen. Einer prangerte gar die Nacktheit der pharaonischen Abbilder als Ketzerei an. Badegäste am Roten Meer werden wohl hauptsächlich durch die Gerüchte eines Bikini-Verbotes abgeschreckt werden, das eine Sittenpolizei nach saudi-arabischen Vorbild überwachen soll. In einigen Restaurants soll es mittlerweile keinen Alkohol mehr zu kaufen geben.
Die Muslimbrüder, die mit 47 Prozent der Stimmen stärkste Partei im Parlament sind, wurden in den letzten Wochen nicht müde zu betonen, man wolle dem Tourismus nicht schaden. Demonstrativ schlenderte der Kopf der Partei, Mohammed Badie, kürzlich händeschütteltend durch die Touristengruppen in Luxor und stellte sich den Fragen der Besucher. Wahltaktik oder ernstgemeinter Dialog? Die nächsten Wochen werden es zeigen.
Quo Vadis, Ägypten?