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Private Parties an antiken Stätten – Clever oder Schnapsidee?

Wegen der ausbleibenden Touristen hat das Antikenministerium immer weniger Geld zur Verfügung. Nun hat der Oberste Rat für Altertümer (Supreme Council of Antiquities) eine neue Idee entwickelt, wie man Einnahmen genrieren könnte: Man will private Feiern an antiken Stätten erlauben – natürlich gegen eine saftige Gebühr. Können reiche Pärchen also demnächst den Valentinstag auf der Spitze der Cheopspyramide feiern, oder sich am Tag des Sonnenwunders im Felsentempel von Abu Simbel trauen lassen?

Rückgang der Einnahmen um 80%

Die Einnahmen des Antikenministeriums aus dem archäologischen Bereich sanken um fast 80%, von $146 Mio im Jahr 2010 auf auf $31 Mio im letzten Finanzjahr. Nach der Revolution von 2011 kommen einfach sehr viel weniger Touristen nach Ägypten – und alle bisherigen Maßnahmen haben daran nicht viel ändern können. Durch die anhaltende Ebbe in der Kasse des Antikenministeriums mussten bereits mehr als 20 Museumsprojekte abgesagt oder verschoben werden, meldet Al-Monitor in seiner Onlineausgabe des Egypt Pulse.

6000 Euro für eine Party im Palast

Mahmoud Afifi, Leiter der Abteilung Archäologie im Ministerium, teilte Al-Monitor mit, dass man eine neue Richtlinie herausgegeben habe, welche Art von Feiern an bestimmten Stätten genehmigt werden könnten. Darunter sind der Manial Palace des Prinzen Mohammad Ali, der Baron Empain Palace, der Farouk Palace und der Manasterly Palace. Hier könnten Feiern gegen eine Gebühr von ca. 50.000-60.000 Ägyptischen Pfund (LE) je 300 Gäste, das sind etwa 5.000-6.000 Euro, durchgeführt werden. Mit „nur“ etwa 10.000 LE wäre eine Hochzeit in einer der berühmten Moscheen, z.B. der Ibn-Tulun-Moschee, dagegen sogar vergleichsweise günstig.

Geplant: Die Ibn Tulun Moschee für private Hochzeiten zu vermieten. Bild: WLU, gemeinfrei
Geplant: Die Ibn Tulun Moschee für private Hochzeiten zu vermieten. Bild: WLU, gemeinfrei

Aber auch andere Aktivitäten will man gegen Zahlung einer entsprechenden Gebühr zukünftig erlauben: Das Filmen an Grabungsstätten soll für knapp 7000 LE erlaubt werden, das Fotografieren in berühmten Gräbern soll 2000 LE kosten (die Gräber von Tut, Nefertari und Sethos I. allerdings je 5000 LE), kommerzielle Filme und Dokumentationen werden 20.000 LE kosten. Sie dürfen allerdings nur an einem Tag pro archäologischer Stätte und mit nur einer einzigen Kamera durchgeführt werden.

Vereinbar mit der Würde der Stätten?

Natürlich werde es eine Reihe von Restriktionen geben, um die archäologischen Stätten und auch die Umwelt zu schützen, sagte Afifi. Und Abd al-Rahim Rihan, General Manager der Abteilung für archäologische Forschung und Studien, ergänzte, dass es sich stets um traditionelle Feiern handeln müsse, die ohne Lautsprecher und Lichteffekte auskämen, da solche Techniken negative Auswirkungen auf die Stätten haben könnten. Die Feiern dürften auch nicht gegen die Würde und die Heiligkeit der einzelnen Stätten verstoßen.

Das Antikenministerium ist sich sicher, dass es von kommerzieller und privater Seite genügend Interesse für solche Veranstaltungen geben werde und verweist auf ähnliche gelungene Experimente in Kairo.

Gegner sind alarmiert

Ein Gegner dieser neuen Ideen ist Nashwi al-Dib, Mitglied im Antikenkomitee des ägyptischen Repräsentantenhauses. Er empfindet es als Beleidigung des kulturellen Erbes des Landes, wenn antike Stätten zum Partymachen vermietet werden. Das Antikenministerium könne doch gar nicht 300 Leute gleichzeitig unter Kontrolle halten. Und für eine vernünftige Party-Infrastruktur habe man auch nicht gesorgt. Man könne doch nicht einfach davon ausgehen, dass jeder Party-Planer auch daran denke, bspw. eigene Toiletten mitzubringen.

Statt sich mit solchen Ideen zu befassen, die ohnehin nur einem Tropfen auf dem heißen Stein gleichkämen, sollte man das Übel lieber bei der Wurzel packen und den Tourismus wieder in Gang bringen, indem man z.B. aggressivere Werbung mache oder interessante Urlaubspakete für die Strand- oder die Kulturtouristen schnüre, meint al-Dib. Außerdem müsse man dem Ausland wieder vermitteln, dass das Reisen nach und in Ägypten sicher sei.

In anderen Worten: Er hat auch keine neue Idee, wie man den Tourismus ankurbeln kann…

3 Gedanken zu „Private Parties an antiken Stätten – Clever oder Schnapsidee?“

  1. Sicherheit vermitteln? Ich denke an den Beschuss von Touristen in der Wueste (Oase) vor 3 Jahren. Das war aus Dummheit generiert einfach Mord durch das eigene Militaer.
    Des weiteren holt man sich Devisen ins Land wenn man endlich hinter die Waende des Grabes KV62 schaut oder aber die schon bekannten Ergebnisse veroeffentlicht.
    Dieses „wissenschaftliche“ Aussitzen ist unertraeglich.
    Hawass laest Gruessen!

  2. also Parties nur in den Moscheen und Palästen?…ist mir ziemlich egal…Ausländer die sich dafür interessieren wird man aber auch nur an einer Hand abzählen können.

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