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Von Plünderungen und Zerstörungen – NBC-Video über illegale Ausgrabungen in Ägypten

Viele von uns waren geschockt über die Berichte illegaler Aktivitäten, bei denen kulturelles Gut für die Nachwelt für immer verloren gingen. Der amerikanische Sender NBC zeigt nun in einem 10-minütigen Video aus der Reihe „Hidden Planet“ neue, erschreckende Bilder über die Zustände in Ägypten.

So sehen wir ganz in der Nähe der Pyramiden etliche Löcher, die auf der Suche nach pharaonischen Schätzen in den Wüstensand gegraben und in den Stein gehauen wurden. In el-Hibeh waren die Plünderungen besonders schlimm. Bilder von zerfetzten Mumien und riesige Haufen umgegrabener Erde bestimmen das Bild. Die Archäologin Carol Redmount erzählt sogar von einem versiegelten Grab, das die Grabräuber fanden und anschließend ausplünderten.

Auch der ehemalige Leiter der ägyptischen Altertümer, Zahi Hawass, kommt mal wieder zur Wort. Er fürchtet vor allem die illegalen Bauten der Einwohner über den archäologischen Stätten. In Sakkara wettert er über eine riesige Moschee, die direkt über einem unter dem Sand begrabenen Taltempel errichtet wurde. Die Bauherren sind sich keiner Schuld bewusst und behaupten, sie hätten die Moschee nur dort gebaut, damit die riesigen Müllberge dort verschwinden würden.

Ein Anwohner in Gizeh, wo kürzlich illegale Raubgrabungen unter einem Haus sechs Menschen den Tod kosteten, gab umumwunden zu, dass sehr viele Einwohner unter ihrem Haus graben und sich dadurch große Reichtümer erhoffen würden. Ein Ägypter führt uns durch einen riesigen Grabkomplex, den er unter seinem Haus gefunden hat. Die Schätze würden niemanden gehören, einzig und allein dem Finder, so sagt er. Er fürchtet nicht etwa die ihm drohenden weltlichen Strafen, sondern die Rache der Geister und Dschinns, die er durch das Rezitieren des Korans zu vertreiben sucht.

Das Video könnt ihr euch unter „On Assignment: In Egypt, the genie is out of the bottle“ (leider nicht mehr verfügbar) ansehen.

Unter dem Video kommt u.a. noch der Antikeninspektor von Sakkara, Mohammed Mehagid, zu Wort. Er versucht das Verhalten seiner Landsleute damit zu erklären, dass die meisten von ihnen nie etwas über ihre Kultur gelernt haben. Die wenigsten unter ihnen hätten je eine archäologische Stätte besichtigt. Die Ägypter hätten sich in den 30 Jahren unter Mubaraks Herrschaft nie dem Land verbunden gefühlt und würden sich jetzt so rächen wollen. Wenn sie in ein Grab einbrechen, tun sie dies sehr gerne, da dies gegen Polizei und Staat ist. Natürlich würde in einem Land, in dem die meisten Menschen nur von 2$ am Tag leben müssten, auch das Geld eine Rolle spielen.

Seit der Revolution gab es 5967 bekannt gewordene Fälle illegaler Ausgrabungen (siehe auch Blogartikel vom 13.05.2012).

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