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Ministerium ermöglicht virtuelle Besichtigungen

Als Teil seiner Initiative »Experience Egypt from Home. Stay Home. Stay Safe« hat das Antiken- und Tourismusministerium angekündigt, virtuelle Rundgänge durch verschiedene Sehenswürdigkeiten zu erstellen. So sollen Interessierte die schönsten Gräber, Tempel und Artefakte wenigstens von zu Hause aus besichtigen können, wenn der Tourismus wegen der Coronakrise schon auf Null heruntergefahren werden musste. Der erste Rundgang führt ins Grab des Menna, in eines der schönsten Beamtengräber in Luxor West, der Nekropole des antiken Theben.

So löblich diese Initiative des Ministeriums auch ist, so groß ist auch die Kritik an seinem Umgang mit der Krise. So tourten noch bis Mitte März Touristenströme durch das Land, obwohl es bereits Anfang März hohe Ansteckungszahlen und einen ersten Todesfall auf einem Nilkreuzfahrtschiff gegeben hatte. Ministerium und Regierung versuchen, das Land nach außen möglichst positiv darzustellen, so als habe man alles im Griff: Armeefahrzeuge fahren durch die Straßen, es wird tonnenweise Desinfektionsmittel verspritzt und werbewirksam signalisiert der Tourismusminister vor den illuminierten Pyramiden, dass man „Stay Home – Stay Safe“ verstanden habe. Dass dem vermutlich nicht ganz so ist, kann sich jeder, der das Leben in Ägypten kennt, lebhaft vorstellen. Als könne man im Minibus oder auf dem Souk Abstand halten! Nicht umsonst hat es sogar in unserer deutschen Tagesschau mehrfach Berichte über die schwierige Lage in Ägypten gegeben (z.B. hier).

Monumentaler Auftritt des Ministers. Foto: Antiken- und Tourismusministerium Ägypten

Doch zurück zum Grab des Menna, der in der 18. Dynastie, also der Zeit der Thutmosiden, ein hoher Beamter war. Sein Grab ist eines der schönsten unter den Beamtengräbern in Scheich Abd el-Qurna auf Luxors Westbank. Die wunderschön restaurierten Farben der Wandmalereien zeigen Menna als Obersten Schreiber und Aufseher der Felder des Pharaos und des Amun-Re Tempels. Vermutlich hatte er einige einfache Scheiber unter sich, welche die Felder vermaßen, die Feldarbeit überwachten, die Erntemengen festhielten und säumige Schuldner der Gerichtsbarkeit zuführten. In den Darstellungen des Grabes trägt er das sogenannte „Ehrengold“ um den Hals, das eine Auszeichnung des Pharaos war und das seine herausgehobene Stellung dokumentiert. Der Pharao, der ihm das Ehrengold verlieh, wird namentlich im Grab nicht genannt. Vermutlich war es aber Amenhotep III., dessen Totentempel sich im Areal zwischen Mennas Grab und den Memnon-Kolossen erstreckt.

Den virtuellen Rundgang ermöglicht das »American Reserch Center in Egypt« (ARCE), das 2007-2009 auch die Restauration des Grabes finanziert hatte, in Zusammenarbeit mit dem 3D-Dienstleister Matterport. Die virtuelle Präsentation findet man daher u.a. auch auf der entsprechenden ARCE-Seite »Tomb of Menna«.

Nachtrag 1:
Das Grab enthält eine der ersten Darstellungen des „Wiegens des Herzens“, die bis dahin in Beamtengräbern unüblich war. Vor dem Gott Osiris wurde das Herz des Verstorbenen gegen die Feder der Maat gewogen. Nur wenn das Herz leicht genug war und nicht von „schweren“ Sünden herabgezogen wurde, konnte man ins ewige Leben hinüber gehen. Die Darstellung findet sich hinten links vor der Nische, in der einst die Sitzstatuen des Grabherrn und seiner Frau standen.

Nachtrag 2:
Das Ministerium hat heute direkt auch ein zweites Grab online gestellt, nämlich das Grab von Königin Meresanch III. aus Gizeh. Über den Infopoint am Eingang könnt ihr euch zu einem sehr interessanten 6-minütigen Video durchklicken, in welchem Meresanch höchstpersönlich euch durch ihr Grab führt! Leider nur in Englisch.

4 Gedanken zu „Ministerium ermöglicht virtuelle Besichtigungen“

  1. Davon haben wir noch nichts gehört, dass man eine DVD davon herausgibt. Auf der neuen Ministeriumsseite (noch Beta) sind aber alle Links zu den virtuellen Touren aufgelistet. Zusätzlich zu den Gräbern, die uns besonders interessierten, waren ja auch noch Kirchen und Moscheen dabei. Zumindest solange, wie die Rundgänge bei der Herstellerfirma Matterport noch online bleiben, wird man sie also darüber abrufen können.

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