Vor ein paar Tagen betitelte die Presse einen „phänomenalen“ Fund, der in Taposiris Magna gemacht wurde. Die Archäologen unter der Leitung von Kathleen Martinez fanden ein Grab mit zwei hochrangigen Beamten. Eine der beiden Mumien war sogar ursprünglich mit Blattgold bedeckt. Lebten der Mann und die Frau zur Zeit Kleopatras? Oder würde der Fund nur der Anfang sein, an dessen Ende gar das lang gesuchte Grab Kleopatras steht?
Die LiveScience hat sich auf Spurensuche begeben und mehrere Experten gefragt, wie hoch sie die Wahrscheinlichkeit einschätzen, dass die letzte Königin Ägyptens in Taposiris Magna begraben liegt – mit nüchternem Ergebnis. Mehr als ein Dutzend Forscher sind der Meinung, dass Kleoptra nicht in Taposiris Magna, sondern in Alexandria bestattet wurde. Zusammen mit Marcus Antonius soll sie ausgerechnet in dem Areal liegen, das im Laufe der Zeit komplett vom Meer verschluckt wurde.
Auch Zahi Hawass meldet sich zu Wort, der zusammen mit Martinez zehn Jahre in Taposiris Magna gearbeitet hat. In diesen zehn Jahren wurde kein einziger Beweis gefunden, dass Kleopatra hier bestattet wurde. Kleopatra muss in einem Grab direkt neben ihren Palast begraben sein, der nun unter Wasser liegt. „Ihr Grab wird nie gefunden werden“, ist sich Hawass sicher.
In den letzten zwei Jahrtausenden hat die Küstenerosion dazu geführt, dass Teile von Alexandria, einschließlich eines Abschnitts, in dem sich Kleopatras Palast befand, jetzt unter Wasser liegen. Und selbst wenn das Grab sich nicht unter Wasser befindet, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass es schon in der Antike zerstört oder ausgeraubt wurde. Bestenfalls liegt das Grab unter den Häusern des heutigen Alexandrias, so die Meinung der befragten Wissenschaftler.
Glenn Godenho, Dozent für Ägyptologie an der Universität von Liverpool, der die aktuelle Dokumentation „The Hunt for Cleopatra’s Tomb“ begleitet hat, erklärt, warum Martinez genau an dieser Stelle Kleopatras Grab vermutet: In Taposiris Magna wurde ein großer Osiris-Tempel gefunden, innerhalb dessen Mauern ein kleinerer Isis-Tempel errichtet wurde. Da sich Kleopatra mit der Göttin Isis identifizierte, könnte Kleopatra in der Nähe oder sogar innerhalb des Isis-Tempels bestattet worden sein. Auch ein paar archäologische Funde weisen auf die letzte Königin Ägyptens hin. An die 200 Münzen mit Kleopatras Poträt wurden zusammen mit weiteren ptolemäischen Objekten gefunden.
Aber nach 15 Jahren Ausgrabungen an Ort und Stelle sind die meisten Forscher skeptisch. Erstens lassen die historischen Quellen eher den Schluss zu, dass Kleopatra in Alexandria und nicht im 50km entfernten Taposiris Magna bestattet wurde, und zweitens gibt es in Taposiris Magna bisher keinerlei Hinweise auf königliche Bestattungen. Es sei zwar nichts Ungewöhnliches, dass sich die Ägypter in der Nähe ihrer einflussreichen Führer bestatten ließen, aber Martinez‘ Argument, dass sich die Verstorbenen speziell an dieser Stelle um Kleopatras Grab drängen, findet Godenho dann doch schwierig, wie er selber zugibt.
Doch auch ohne Kleopatra ist Taposiris Magna ein überaus interessanter Ort, in dem wir eine Menge über Handel, Religion, soziale Strukturen, und der Geschichte des Ortes lernen können. „Kleo ist nur ein Geschäftsbereich, und wir sollten das Gesamtbild nicht aus den Augen verlieren „, so Godenho.
Für ein Statement war Martinez leider nicht zu erreichen, wie die LiveScience bedauert.