Ohne großen Vorab-Presserummel hat das Grand Egyptian Museum (GEM) am Donnerstag dieser Woche weitere Bereiche für Besucher geöffnet. In der ägyptischen Presse wird von einem „Soft-Opening“ des GEM gesprochen. Die offizielle Eröffnung des gesamten GEM lässt (natürlich) weiterhin auf sich warten.
Auf den Social Media Seiten des Ministeriums für Tourismus und Altertümer findet sich erstaunlicherweise kein einziger Hinweis auf dieses Soft Opening. Ohne einen entsprechenden Artikel in der Ahram Online hätten wir es daher gar nicht bemerkt. Und genau genommen ist es eben auch „nur“ eine Erweiterung der geführten Touren, die seit dem Frühjahr möglich sind und über die wir schon im Februar dieses Jahres berichtet hatten. Allerdings ist das, was nun hinzugekommen ist, durchaus bemerkenswert: die große Treppe (Great Staircase) des Gigantenmuseums.
Bei diesem „großen Treppenhaus“ handelt es sich im Prinzip um einen senkrecht angeordneten Ausstellungsraum, der durch Treppen, Rollbänder und Aufzüge verschiedene Ebenen miteinander verbindet und der im obersten Stockwerk mit dem großartigen Blick über das Gizeh-Plateau endet.
Die gesamte Fläche wird mit 6.500 qm beziffert. Die Ausstellungsstücke sind in unterschiedliche Themenbereiche gegliedert, z.B. das königliche Abbild, Könige und Götter, göttliche Häuser oder die Reise in die Ewigkeit. Unter den Ausstellungsstücken sind u.a. eine Kolossalstatue aus rotem Granit von König Seti I., Statuen von Hatschepsut, dem römischen Kaiser Caracalla und vielen ägyptischen Gottheiten, dazu Säulen, ein Naos, Nischen und die Spitzen von Obelisken, schreibt die Ahram Online.
Diese „große Treppe“ kommt nun hinzu zu dem „hängenden Obelisken“, der gläsernen Halle und dem Atrium, die auch bisher schon bei den geführten Touren besichtigt werden konnten. Diese Touren können nur online gebucht werden, heißt es. Dafür erhält man auch Zugang zum Museumsgarten und den kommerziellen Angeboten des Museums, also den Souvenirläden, Coffee Shops und Restaurants.
Außerdem soll auch die „immersive Tutanchamun-Ausstellung“, die derzeit ja auch in Hamburg, Stuttgart und Wien läuft, mit eingeschlossen sein. Wohlgemerkt: Dies ist NICHT die große Tutanchamun-Ausstellung mit allen bekannten Stücken aus dem Grab, sondern eine Ausstellung, bei der man mit einer VR-Brille (virtual reality) in eine künstliche Ausstellungswelt eintaucht. Näheres dazu findet ihr auf der offiziellen deutschsprachigen Ausstellungsseite.
Bis zur richtigen und offiziellen Eröffnung des gesamten Museums, für die es immer noch keinen festen Termin gibt (letzter Stand der Dinge war Mai 2024), bleiben also folgende Museumsteile noch unzugänglich: die Hauptgalerien, die allumfassende Tutanchamunausstellung sowie das Cheops-Boot-Museum.
In einer kleinen Seitenbemerkung der Ahram Online wird überraschenderweise gesagt, dass neben den „geführten Touren“, für die man Tickets ja nur online kaufen kann, nun auch separate, „individuelle Besuche“ im Museum möglich seien. Für so einen Einzelbesuch soll man die Tickets am Toreingang der Kairo-Alexandria-Straße kaufen können, und zwar von 9-18 Uhr und nur mit Kartenzahlung. Soll das etwa heißen, dass man auch allein und auf eigene Faust durch die geöffneten Museumsbereiche wandern kann? Klingt zumindest so. Über den Erfahrungsbericht einer/s Kairo-Reisenden, die/der das ausprobiert hat, würden wir uns hier natürlich sehr freuen.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aber: Pünktlich zum 1. Dezember 2023 wurden alle Eintrittspreise für Ausländer um etwa 50 % gegenüber den Mai/Juni-Preisen dieses Jahres erhöht. Das GEM kostet nun offiziell LE 1000/LE 500 für Ausländer bzw. Studenten.
Dr. Tarek Taufik hatte mir im September mitgeteilt, dass bereits fast alle der etwa 6.000 Tutanchamun-Exponate im GEM seien. Die etwa 200 Objekte, die sich noch im alten Museum am Tahrir-Platz befinden, ließen sich binnen 48 Stunden ins neue Museum bringen. Die Transportkiste für die Taa-Maske hat man noch.
Sind wir ehrlich: Ein Eintrittspreis von 30 € wird uns alle nicht abhalten, zumal man dort vermutlich den ganzen Tag verbringen kann. Und für das ein oder andere Grab in Luxor hab ich mehr gezahlt als das… 😉
Den ganzen Tag dort verbringen? Selbst im alten Museum warens 2 Tage Minimum wollte man alles sehen. Und das Beste vom Tut gab’s dort auch.
Preislich schon eine Frechheit für ein Museum (das eh großteils von den Japanern finanziert wurde)
Hallo in die Runde,
ich kann Proximas abwertende Beurteilung nicht nachvollziehen. Daraus, daß Japan einen Großteil der Entwicklungs,- und Baukosten für das finanzell sehr klamme Ägypten übernommen hat eine Frechheit bei der Preisgestaltung abzuleiten ist meines Erachtens absolut diskreditierend.
Die Unterhaltung (Energien etc.) und das ganze Umfeld dieses Mammutprojektes rechtfertigen diesen Preis von ca. 30,- € sicher, wenn man Vergleiche mit ähnlichen Einrichtungen anstellt.
Ich persönlich fiebere der Eröffnung entgegen und bin auch bereit, den Obolus zu entrichten, vielleicht gibt es auch ermäßigte Dauerkarten die einen mehrmaligen Besuch gewährleisten.