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Ich weiß, was Du letzten Sommer (vor 2000 Jahren) getan hast!

Gerade in der heißesten Jahreszeit scheint es die alten Ägypter in ihre Betten getrieben zu haben. Im Juli und August sollen die meisten Babies gezeugt worden sein, so eine Studie der University of Central Florida. Für die Studie untersuchten die Forscher viele Mumien, die auf einem Friedhof in der Dachla Oase, 720 km südwestlich von Kairo, gefunden wurden.

Die Verstorbenen lebten einst in einer Siedlung namens Kellis, die in der Antike mehrere tausend Einwohner hatte. Sie wurden vor ca. 1800 Jahren dort begraben, zu einer Zeit, als das römische Imperium Ägypten kontrollierte und das Christentum sich langsam in Ägypten ausbreitete. Bisher fanden Archäologen dort 765 Gräber, darunter auch Überreste von 124 Föten, die zwischen 18 und 45 Wochen nach ihrer Zeugung verstorben waren. Durch ihren guten Erhaltungszustand konnten die Forscher den genauen Todeszeitpunkt feststellen. Durch die Ausrichtung des Grabes, das zu der Zeit immer Richtung aufgehender Sonne ausgerichtet wurde, konnte zudem der genaue Monat des Todeszeitpunkts bestimmt werden.

So fanden die Forscher heraus, dass die meisten Geburten zwischen März und April stattfanden. Die Zeugung musste also in Juli und August stattgefunden haben, wenn die Temperaturen in der Dachla Oase teilweise über 40 Grad erreichten. Die höchste Sterberate der Frauen war ebenfalls im März und April, es müssen also viele Frauen im Kindbett gestorben sein.

Die Ergebnisse der Untersuchung sind sehr ungewöhnlich, so Lana Williams, Professorin an der Florida Universität. In anderen antiken mediterranen Kulturen sei dies nicht so gewesen, weshalb man bisher vermutet hat, dass das heiße Wetter eher nicht förderlich für die Libido war und vielleicht sogar die Anzahl der Spermien reduziert habe. Im alten Ägypen wiederum, fanden in den heißen Sommermonaten 20% mehr Zeugungen statt als in anderen Monaten.

Die Forscher vermuten hinter dem Babyboom in bestimmten Monaten den Glauben der alten Ägypter an die Nilflut und die damit verbundene Fruchtbarkeit. Die Menschen in der Dachla Oase glaubten daran, dass ihre Oase von der Nilflut gespeist wurde. Und der Nil stieg jedes Jahr im Hochsommer aufs Neue wieder an und versorgte den Ort mit Fruchtbarkeit.

Obwohl die Gemeinde zu der Zeit schon christlich geprägt war, belegen Tempelreliefs, dass es in Zeiten der Nilflut immer noch Fruchtbarkeitsfeste gegeben hat. Wahrscheinlich können die Ergebnisse von Kellis auch auf andere Teile Ägyptens übertragen werden, so Williams. Und dies sogar bis fast in die neuere Zeit hinein. Noch in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es die meisten Geburten in dieser Gegend im März und April, wie eine Geburtenstatistik der Weltgesundheitsorganisation für das ländliche Ägypten dieser Zeit belegt.

Während sich die alten Ägypter in den Sommermonaten vergnügten, herrschte um den Januar herum eher tote Hose. Vermutlich hatte das Christentum einen großen Anteil daran, da in bestimmten Zeitperioden wie Advent oder der Fastenzeit der Beischlaf verboten war. Antike Texte empfahlen, den Sexualverkehr zu vermeiden „am Samstag, am Sonntag, am Mittwoch und am Freitag, in den 40 Tagen des Fastens und vor den anderen Feiern, die das Abendmahl beinhalten“, schreibt Peter Brown, Professor und Altphilologe der Princeton Universität, in seinem Buch „The Body and Society: Men, Women and Sexual Renunciation in Early Christianity“ (Columbia University Press, 2008 edition). Bei dieser Ausschlussliste ist es kein Wunder, dass die alten Ägypter die Zeit der Nilschwemme und der Fruchtbarkeit redlich ausnutzten.

Eine solche Häufung von Empfängnissen in bestimmten Monaten legt aber auch nahe, dass es zu anderen Zeiten eine Art von Verhütung gegeben haben muss, meint Lana Williams und ergänzt, dass in verschiedenen antiken Quellen Verhütungsmethoden aufgeführt werden. Schon der 3800 Jahre alte Kahun Papyrus enthält ein Mittel gegen Empfängnisverhütung aus Krokodildung und Honig. Aus heutiger Sicht könnte man dem Säuregehalt des Krokodildungs und der antibakteriellen Wirkung von Honig durchaus spermientötende Eigenschaften zuschreiben. Wie das Mittel allerdings angewendet werden sollte, geht aus den Überresten des Papyrus leider nicht hervor. Auf einem Fragment ist zu lesen, dass der Honig auf den Schoß der Frau gespritzt werden sollte, während sie auf einem Bett aus Natron lag. Dass die Frau ein Mittel, das Exkremente enthielt, in irgendeiner Form verwenden oder gar einführen musste, könnte aber schon dadurch verhütend gewirkt haben, dass es die Lust auf den eigentlichen Akt vermindert habe, meint Williams.

Quelle: LiveScience

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