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Fehlende Einnahmen – Museumspersonal monatelang ohne Gehalt

Ägyptisches Museum KairoSeit 2011 kommt Ägypten aus den Schlagzeilen der Weltpresse nicht heraus. Zwar gibt es kaum noch Reisewarnungen für das Land, aber von stabilen innenpolitischen Verhältnissen kann noch immer keine Rede sein. Und obwohl es in vielen Teilen des Landes absolut ruhig ist und Touristen wirklich nichts zu befürchten haben, leidet das ganze Land unter dem stark eingebrochenen Tourismussektor. Im Ägyptischen Museum in Kairo tummeln sich täglich nur noch eine Handvoll Besucher. Zwar versucht man, das Beste aus den niedrigen Besucherzahlen zu machen und hat in Kooperation mit deutschen Stellen ein 4,3 Million Dollar schweres Modernisierungsprogramm aufgelegt (wir berichteten), aber die fehlenden Einnahmen führen zu verzweifelten Verhältnissen.

Der Leiter der musealen Dokumentationsabteilung, Yasmin El-Shazly, verantwortlich für die Inventarisierung der über 200.000 Museumsstücke, versuchte mit der Einrichtung eines Spendenprojekts seinen Etat etwas aufzufüllen. Auch früher seien die Zeiten schwierig gewesen, berichtet er, weil das viele Geld, das durch die Eintrittsgelder eingenommen wurde, nur zu einem winzigen Bruchteil an das Museum zurückfloss, aber jetzt, ohne die Eintrittsgelder, sei es so schlimm wie nie zuvor. Nicht einmal Büroklammern oder Stifte könne man derzeit anschaffen, von anderen Verwaltungsaufgaben wie der dringend nötigen Computerwartung ganz zu schweigen. Viele Museumsangestellte hätten seit Monaten keinen Lohn mehr erhalten und seien gezwungen, sich nach anderen Jobs umsehen.

Zu den fehlenden Eintrittsgeldern kommt noch hinzu, dass auch kaum noch Ausstellungsstücke in anderen Ländern unterwegs sind, was in früheren Zeiten ebenfalls eine sprudelnde Quelle für ausländische Devisen war. Im letzten Jahr musste unter der Mursi-Regierung eine Kleopatra-Ausstellung aus den USA zurückgerufen werden, nachdem ein Kairoer Gericht entschieden hatte, dass mehrere Ausstellungsstücke so einzigartig seien, dass sie das Land nicht verlassen dürften. Seitdem seien die Offiziellen sehr zurückhaltend bei der Genehmigung ausländischer Anfragen, um sich weder Korruptionsvorwürfen noch der Anschuldigung mangelnden Patriotismusses ausgesetzt zu sehen.

Der kürzliche Besuch eines Expertenteams des Britischen Museums endete nur mit Lippenbekenntnissen, und japanische Organistoren, die eine Tut-Ausstellung vorbereiten wollten, mussten unverrichteter Dinge wieder abreisen. Die zurückgeholte Kleopatra-Ausstellung, die von kleinen Goldmünzen bis hin zu acht Tonnen schweren Granitfiguren aus der See vor Alexandria eine interessante Bandbreite verschiedenster Stücke beinhaltete, hatte seit 2010 bereits vier US-Städte bereist. Sie abzubrechen, habe Ägypten viele Millionen Dollar gekostet, sagt der für die Antiquitäten zuständige Direktor Lotfi Gazy. Man habe $ 450.000 von jeder Stadt erhalten, die für die Ausstellung vorgesehen war. Zusätzlich hätte man $ 1 Million pro 100.000 Besucher erhalten sollen sowie 10% von allen Merchandising-Einnahmen. Der Abbruch sei „eine Katastrophe“ gewesen, sagte Gazy den Reportern von Ahram Online, und seither habe es keinen einzigen neuen Vertrag gegeben.

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