In der erst 2012 entdeckten archäologischen Grabungsstätte Wadi Ameyra in der Sinai-Wüste fanden Forscher etwa 60 Inschriften und Zeichnungen, die zwischen 5200 und 4800 Jahre alt sind. Sie stammen wahrscheinlich von Minenexpeditionen, die von den frühen Pharaonen dorthin ausgesandt wurden, um Edelmetalle abzubauen. Die Inschriften beinhalten die Namen einiger Könige und überraschenderweise auch den einer Königin.
Bergarbeiterland
Professor Pierre Tallet von der Pariser Universität Sorbonne ist Leiter des Forschungsteams im Sinai. Er glaubt, dass ein Teil der Inschriften auch dazu diente, die Besitzansprüche Ägyptens über die Gegend zu proklamieren. Südlich des Wadi Ameyra wurden Kupfer und Türkis abgebaut, so dass die Expeditionen eine Zeit lang hier vorbeikamen, bis sich unter Pharao Nebre die Routen der Expeditionen änderten. Der altägyptische Name der Sinai-Halbinsel war übrigens „Biau“ [bjaw], was Bergarbeiterland bedeutete.
Doch nicht Narmers Gattin?
Interessant ist eine Inschrift, die eine Königin namens Neithhotep erwähnt, die als Regentin für Pharao Djer (ca. 3000 v.Chr.) regierte. Neithhotep ist in der Ägyptologie bereits bekannt, wurde bislang aber als mögliche Frau des Pharaos Narmer angesehen, der als letzter König der 0. oder erster König der 1. Dynastie gilt. Die Inschriften deuten jedoch darauf hin, dass diese Neithhotep nicht Narmers Frau sondern eine eigenständige Regentin für den vermutlich noch jungen Pharao Djer war, meint Tallet. Das Namenszeichen von Neithhotep (siehe Titelbild) kannte man bereits von verschiedenen Stellen, zum Beispiel von einem Elfenbeinetikett, das aus dem Grab des Pharaos Aha stammt und heute im Britischen Museum London zu sehen ist (Bild rechts).
Die weißen Mauern
Eine weitere wichtige Entdeckung ist, dass sich auch der Name der alten Hauptstadt Memphis, „Die weißen Mauern“, in den Inschriften findet. Griechische und römische Geschichtsschreiber hatten beschrieben, dass Memphis von einem mythischen König namens Menes erbaut wurde. Ägyptologen glaubten, dass Pharao Narmer dieser mythische König war.
Diese Inschriften beweisen jedoch, dass es Memphis schon lange vor Narmers Geburt gab. Dies sei die älteste bekannte Erwähnung des Namens „Die weißen Mauern“, sagt Tallet. Die Inschriften im Wadi stehen in Beziehung zu einem König Iry-Hor, der zwei Generationen vor Narmer lebte. Memphis gab es demnach schon zu Iry-Hors Zeit und evtl. sogar noch früher.
Buch über die Funde
Prof. Tallet hat seine Forschung und die Entdeckungen im Wadi Ameyra erst kürzlich in einem Buch veröffentlicht, das bisher aber nur auf Französisch erschienen ist. Es heißt »La zone minière pharaonique du Sud-Sinaï II. Les inscriptions pré- et protodynastiques du Ouadi ’Ameyra«. Wir bedanken uns bei Prof. Tallet für die Erlaubnis, die Bilder hier zu verwenden.
Hatte jemand gemutmaßt, daß die Könige der Ersten Dynastie die Stadt Memphis so aus dem Boden gestampft hatten wie später die Stadt AchetAton ?
Bemerkenswert ist es aber auch dass diese Stadt das komplette Zeitalter der Pharaonen überdauert hatte. Memphis (ich glaube der altägyptische Ausdruck heißt On) Überlebte also alle Pharaonen.. Achet-Aton nur zwei. -Echnaton und Semenchkare. Tutanchamun hatte sie ja aufgegeben und wählte als neue Residenz und Wohnort -Memphis. 😉