Fünf Kilometer östlich der Stadt Qasr Qaroun im nordwestlichen Faijum findet eine deutsch-ägyptische Delegation unter Führung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) die Überreste eines sogenannten Gymnasions, einer Bildungsstätte für junge Männer. Diese eigentlich für Griechenland typischen Gymnasien wurden mit privaten Mitteln der griechisch sprechenden Oberschicht des ptolemäischen Ägyptens auch im Land der Pharaonen erbaut, um die jungen Leute in der hellenistischen Tradition zu erziehen.
Dabei wurden die Schüler in Lesen und Schreiben, aber auch in Leibesertüchtigung und Philosophie unterrichtet, erläuterte die deutsche Leiterin der Delegation, Prof. Cornelia Römer. Das nun in der antiken Stätte Watfa gefundene Gymnasion ist zwar kleiner als seine griechischen Vorbilder, wurde aber genau nach deren Vorbild erbaut. Es gab eine große Halle für Versammlungen, eine Laufbahn von etwa 200m, eine Mensa, einen Innenhof und großzügige Gartenanlagen.
Watfa ist die archäologische Stätte der antiken Stadt Philoteris, die von König Ptolemaios II. im 3. Jahrhundert v.u.Ztr. gegründet wurde. Benannt hatte er sie nach seiner Schwester Philotera. Die Stadt Philoteris hatte ca. 1200 Einwohner, von denen etwa ein Drittel griechischsprachige Einwanderer waren.
Dass eine Stadt „auf dem Lande“, wie hier im Faijum, sich ein eigenes Gymnasion leistete, zeigt, wie tief der griechische Einfluss auch im ländlichen Ägypten angekommen war. Das DAI gräbt sei 2010 im nordwestlichen Faijum – in insgesamt 10 archäologischen Stätten, darunter auch Watfa.