Zahi Hawass hatte schon vor ein paar Tagen die Veröffentlichung eines großen Fundes angekündigt. Wir waren sehr gespannt. Wieder etwas Neues aus Sakkara oder vielleicht sogar Anchesenamuns Grab? Keines von beiden, aber dennoch hatte er nicht zuviel versprochen. In der Nähe des Hatschepsuts Tempels in Theben-West wurden einige sensationelle Funde gemacht.
Eine ägyptische archäologische Mission unter der Leitung der Zahi Hawass‘ „Foundation for Antiquities and Heritage“ und des „Supreme Council of Antiquities“ unter der Leitung von Dr. Tarek El-Awady hat einige bemerkenswerte Objekte in Deir el-Bahari ausgegraben. Die Funde umfassen mehrere Jahrtausende altägyptischer Geschichte, vom Mittleren Reich bis zur ptolemäische Epoche und geben neue Einblicke in Bestattungstraditionen, Rituale und die Architektur der unterschiedlichen Zeitabschnitte.
Grundmauern von Hatschepsuts Taltempel
Eine bedeutende Entdeckung sind die Grundmauern von Hatschepsuts Taltempel, der einst durch einen Prozessionsweg mit ihrem berühmten Totentempel in Deir el-Bahari verbunden war. Über 1.000 kunstvoll verzierte Blöcke und Fragmente mit seltenen Flachreliefs und Inschriften, die in der Zeit Hatschepsuts und ihres Nachfolgers Thutmose III. entstanden sind und teilweise noch ihre Original Farben haben, wurden von den Archäologen ausgegraben, genauso wie über 100 Kalkstein- und Quarzit-Tafeln mit den Kartuschen der Königin. Die Blöcke zeigen größtenteils religiöse Zeremonien und sollen zur weiteren Untersuchung und Konservierung in das Ägyptische Museum am Tahrir-Platz gebracht werden.
Unter den Funden ist auch eine Tafel mit dem Namen von Senenmut, Hatschepsuts Chefarchitekten und „Aufseher des Königspalastes“. Senenmut hatte unter anderem Hatschepsuts Totentempel gebaut, und diese Tafel, die leider nicht näher beschrieben wird, soll ein weiterer Beleg für Senenmuts großartige Leistung als Bauarchitekt sein.
Ptolemäische Nekropole
Entlang der Rampe, die zum Taltempel führte, entdeckte die Mission eine ptolemäische Nekropole, die über den Überresten von Hatschepsuts Bauten im Assasif angelegt wurde. Der Totentempel hatte also noch viele Jahrhunderte nach seiner Erbauung eine besondere religiöse Bedeutung für die dort lebenden Menschen. Zu den Artefakten aus dieser Zeit gehören Bronzemünzen mit Darstellungen von Alexander dem Großen, Kinderspielzeug, Totenmasken und Skarabäen.
Seltene Gräber aus dem Mittleren Reich und der 17. Dynastie
In dem Ausgrabungsgebiet wurden zudem Felsengräber aus dem Mittleren Reich und Gräber aus der 17. Dynastie entdeckt. Hier fanden die Archäologen Särge im sogenannten „Rischi“-Stil (Rischi = arabisch für Feder), also mit Federmusterung, ähnlich wie der zweite Sarkophag von Tutanchamun, nur nicht aus Gold, sondern aus Holz.
Die Gräber geben uns seltene Einblicke in den Alltag und den Totenkult der Menschen, die während des Widerstandes gegen die Hyksos lebten, welche unter der Herrschaft der Ahmosiden schließlich vertrieben wurden und so das Reich wieder vereint werden konnte. Einer dieser Särge enthielt seltsamerweise die Überreste eines gefesselten Kindes.
In der Nähe der Gräber fanden die Archäologen eine gut erhaltene Matte und ein geflochtenes Holzbett aus der Übergangszeit zwischen der 17. und 18. Dynastie, auf denen wahrscheinlich die Wächter der Nekropole ihre Schläfchen hielten.
Das Grab von Djehuty-Mes
Der bedeutenste Fund ist laut Zahi Hawass das Grab von Djehuty-Mes, einem Beamten aus der 17. Dynastie, der unter Königin Tetischeri, der Großmutter von Ahmose I. als „Aufseher des Palastes“ diente.
Das in den Fels gehauene Grab von Djehuty-Mes verfügt über einen gewölbten Eingang aus Lehmziegeln und einen mit verschiedenen Szenen bemalten Opferraum. Obwohl das Grab einer bedeutenden Persönlichkeit gehörte, ist es wahrscheinlich aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Zeiten des Krieges recht schlicht angelegt worden.
Im Inneren des Grabes fanden die Archäologen eine intakte Stele, die an Djehuty-Mes‘ Dienste für die königliche Familie erinnert. Die Inschriften weisen auf seine angesehene Rolle im Palast von Tetischeri hin und datieren seinen Tod in das neunte Jahr der Herrschaft von Ahmose. Die Stele könnte also ein Beleg dafür sein, dass Tetischeri noch bis mindestens ins neunte Jahr von Ahmoses Herrschaft gelebt hat. Das Grab gibt uns interessante Einblicke in die 17. Dynastie und welche besondere Rolle Tetischeri als Matriarchin der Familie inne hatte.
Neben den großen Funden wurden etliche weitere Objekte wie Keramikgefäße, Amulette, Münzen und Grabbeigaben aus mehreren Jahrtausenden ausgegraben. Darunter sind auch Pfeilspitzen aus der 17. Dynastie, die, so Hawass‘ Vermutung, wahrscheinlich in Schlachten gegen die Hyksos verwendet wurden.
Weil so viele Gräber der 17. Dynastie hier entdeckt wurden, hofft Hawass auch auf die bisher unentdeckten Gräber der Könige Kamose und Ahmose zu stoßen.
Seit drei Jahren arbeitet das Team schon an diesem Ort und die Funde wurden erst jetzt publik gemacht. Da wundern wir uns nicht mehr, dass der Fund aus der TV-Doku (siehe letzter Artikel), bislang nicht veröffentlicht wurde; die Pressekonferenz dazu kommt folglich wohl erst 2027. Auch hätten wir euch gerne Bilder der einzelnen Funde gepostet aber dem Antikenministerium war der Fund anscheinend nicht wichtig genug, um über ihn zu berichten… Die Infos stammen von der Ahram Online und der LuxorTimes, die aber auch keine eigenen, sodern nur Fotos anderer Presseagenturen verwendet haben, für die wir leider keine Lizenz haben.
Liebes Selket-Team,
danke für den informativen Bericht. Ich kann dies anhand von Fotos, die ich in der letzten Woche direkt aus Luxor erhalten habe, bestätigen. Die Farberhaltung auf den Steinfragmenten, die in unterschiedlichen Größen gefunden wurden, ist hervorragend. Häufig ist der 4. Königsname König von Ober- und Unterägypten von Hatschepsut „Maat Ka Ra“ – Maat ist der Ka des Ra (Re) dargestellt.
Danke für den Beitrag und weiterhin viel Erfolg für alle Beiträge.
Ich hoffe dass ich die Pressekonferenz 2027 noch erleben kann, da mich diese Funde interessieren würden. Das Verhalten vom Antiken Ministerium die Funde für nicht wichtig zu befinden, ist für mich unverständlich. Oder ist es, weil die Funde durch Herrn Hawass gemacht werden.
Besten Dank an das Selket Team für die Veröffentlichung