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Über 4000 Jahre altes Grab eines Hofarztes in Sakkara gefunden

In Sakkara hat es erneut einen erstaunlichen Fund gegeben. Eine französisch-schweizerische Mission hat dort das Grab eines hochrangigen Arztes am Hofe des Königs Pepi II. (6. Dynastie, ca. 2200 v.Chr.) entdeckt und freigelegt, das mit sehr gut erhaltenen farbigen Reliefs geschmückt ist.

Skizze eines Ofengrabes, © Mission archéologique franco-suisse de Saqqâra

Den Fund machte das Team der MAFS (Mission archéologique franco-suisse de Saqqâra) in der Nähe der Mastaba des Huni. Es handelt sich um ein sogenanntes „Ofengrab“ – ein Grabtyp, von dem die Archäolog:innen bereits mehrere in der Nekropole von Pepi I., gefunden hatten. Ofengräber sind kleine Gräber aus ungebrannten Ziegeln, die mehrere Meter tief im Boden errichtet wurden und meist eine gewölbte Decke haben. Sie können nur durch einen Grabschacht erreicht werden, der sich immer nördlich des Eingangs befindet und der mit Sand verfüllt wurde.

Der Türsturz des Grabes wird entdeckt. Foto © Mission archéologique franco-suisse de Saqqâra

Als das Team zur Grabkammer vorstieß, tauchte zunächst der obere Türsturz aus dem Sand auf. Allerdings zeigte schon dieser mit seinen großen Hieroglyphen, die z.T. noch die Originalfarbe trugen, dass hier ein ganz besonderer Schatz lag. Die Gestaltung der Grabkammer übertraf dann aber alles, was man sich vorher ausgemalt hatte. Die Darstellungen an den Wänden sind so gut erhalten und die Farben strahlen so kräftig, dass man sich kaum vorstellen kann, dass all dies vor über 4000 Jahren erschaffen wurde.

Details aus dem Grab des Tetinebefu, Sakkara. Fotos © Mission archéologique franco-suisse de Saqqâra

Schon der Türsturz hatte den Namen des Verstorbenen verraten: Tetinebefu. Von der Mitte nach links und rechts gelesen steht in der waagerechten Hieroglyphenzeile gleich zweimal dieser Name mit jeweils einem unterschiedlichen Titel davor. In den beiden senkrechten Spalten stehen dann noch zwei weitere Titel und zwei weitere Male der Name des Grabinhabers. Tetinebefu war Oberster Arzt des Königshofes sowie Priester der Göttin Selket und auch ein Zauberer der Selket. Dazu war er auch noch Oberster Zahnarzt und Aufseher der Heilpflanzen.

Grabkammer des Tetinebefu. Foto © Mission archéologique franco-suisse de Saqqâra

Der Titel Zauberer der Selket weist diesen Arzt als Experten für Bisse und Stiche von Schlangen, Skopionen und anderen giftigen Tieren aus. Der Name der Göttin, die ja auch Namensgeberin unserer Webseite ist und deren Schreibweise in Hieroglyphen wir gut kennen, ist hier, vielleicht aus Platzgründen, mit nur einem einzigen Symbol dargestellt: mit dem Zeichen des Wasserskorpions. Man findet es auf dem Türsturz von der Mitte nach links lesend direkt vor der Namenskartusche, welche zwei Brotlaibe (=t) und eine Feder (=i) enthält (=tti, also Teti).

Foto © Mission archéologique franco-suisse de Saqqâra

In anderen Presseberichten wird der Name mit Teti-neb-Fu angegeben; das Grabungsteam selbst aber nennt Tetinebefu als Namen. Dabei ist der Namensteil Teti ein Bezug auf den König Teti I. aus der 1. Dynastie, der ca. 3000 v.Chr. lebte. Deshalb ist dieser Namensteil hier auch in einer Kartusche geschrieben, während der Namensteil Nebefu direkt hinter der Kartusche steht. Der Leiter der französisch-schweizerischen Mission, Prof. Philippe Collombert von der Uni Genf, erklärte uns auf Anfrage, dass man sich mit der Übersetzung des Namens noch schwer tue, da der Namensteil „fu“ nicht klar sei. Entweder heiße Tetinebefu „Teti ist sein Herr“ oder „Teti ist ein Herr für mich“, was aber im ersteren Fall nicht überzeugend und im zweiten Fall grammatikalisch unkorrekt sei.

Foto © Mission archéologique franco-suisse de Saqqâra

In der Grabkammer hatten die Archäolog:innen auch einen Sarkophag aus Stein vorgefunden, von dem es leider keine öffentlichen Fotos gibt. Nach Ansicht von Prof. Collombert deuten erste Untersuchungen darauf hin, dass das Grab bereits in der Antike geplündert wurde. Zwar waren die Plünderer sehr gründlich gewesen – von den Grabbeigaben waren nur noch kleine Fragmente vorhanden – aber die fein dekorierten Wände hatten sie erfreulicherweise nicht beschädigt. So können die Forschenden nun in aller Pracht und Deutlichkeit sehen, wie die antiken Baumeister das „Haus für die Ewigkeit“ dieses verstorbenen Arztes geschmückt haben.

Die rechte Wand zeigt z.B. eine wunderschön bemalte Scheintür, neben der auf der einen Seite Grabmöbel und auf der anderen Seite Opfergaben aufgelistet werden. Im umlaufenden, darüberliegenden Fries sind in grünen Hieroglyphen erneut Tetinebefus Namen und Titel aufgeführt. Die Decke der Grabkammer ist mit einem Mosaik in überwiegend Rot bemalt, das eine Decke aus Granit vortäuschen soll, obwohl sie ja eigentlich aus Lehmziegeln gebaut ist. Auch in dieser Decke sind mittig Name und Titel des Grabherrn verewigt.

Foto © Mission archéologique franco-suisse de Saqqâra

Seit 2022 führt die französisch-schweizerische Mission im Süden von Saqqara Ausgrabungen in einem Areal durch, das hinter dem Grabkomplex von König Pepi I. und seinen Königinnen liegt. Hier wurden überwiegend hohe königliche Beamte bestattet. In früheren Grabungen hatten sie dort z.B. die Mastaba des Wesirs Weni gefunden, der dadurch bekannt ist, dass er in seinen Inschriften in seinem zweiten Grab in Abydos den detailliertesten Lebenslauf eines Beamten aus dem Alten Reich hinterlassen hat.

Ein Fernsehteam begleitete übrigens den Fund. Wir können uns also nach der Doku über die vergessenen Gräber in Luxor (wir berichteten) auf eine weitere spannende Dokumentation über einen Fund in Ägypten freuen. Der Film von Frederic Wilner soll aber wohl erst 2026 auf Arte zu sehen sein.

4 Gedanken zu „Über 4000 Jahre altes Grab eines Hofarztes in Sakkara gefunden“

  1. Sehr gerne! Manche Beiträge machen auch echt Freude zu schreiben. Wenn man z.B. so viele tolle Fotos verwenden darf und die Grabungsleiter einen so schnell und unkompliziert unterstützen, macht es viel mehr Spaß, als wenn man keine Fotos hat und keinen Ansprechpartner (wie im letzten Beitrag über die Funde in Deir el-Bahari).

  2. Wieder ein toller Fund und die Farben sind wirklich beeindruckend gut erhalten! Aber was ist mit dem Boden des Grabes los? Der scheint aus einem riesigen Kalksteinblock zu bestehen, den man dort reingeschoben hat. Wozu diese Mühe? Soll er den Zugang zu darunterliegenden Räumen verdecken? Spannend, wird man wohl erst im Film erfahren…

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