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TV-Doku über einen bisher nicht bekannten Fund in Luxor

Am 1. Weihnachtsfeiertag lief im ZDF eine Doku von Terra X, die vermutlich viele von uns aus familiären Gründen verpasst haben. Es geht darin um einen Fund in Luxor, der bislang völlig unter dem Radar der Presse geblieben ist, obwohl er bereits 2023 gemacht wurde und obwohl Zahi Hawass beteiligt ist, der ja kaum an einer Kamera vorbei gehen kann, ohne eine bevorstehende archäologische Sensation zu verkünden. 😉
Dennoch hat es nach unserer Kenntnis — und wir verfolgen Fundmeldungen aus Ägypten sehr aufmerksam — keine offizielle Pressemeldung des Ministeriums oder der Altertumsbehörde gegeben, ist weder auf Zahi Hawass‘ Webseite, noch auf seinen social media Kanälen etwas darüber zu lesen und keine große Zeitung hat darüber berichtet. Deshalb möchten wir die Terra-X-Doku, die natürlich noch in der ZDF-Mediathek angesehen werden kann, hier kurz vorstellen.

Die Funde aus dem neu entdeckten Grab überraschten selbst Dr. Zahi Hawass, der seit Jahrzehnten Ausgrabungen in Ägypten durchführt. © ZDF/Caterina Turroni

Was den Fund für Ägypteninteressierte so interessant macht, sind gleich drei Dinge. Erstens wurde ein ganzer Friedhof entdeckt mit Gräbern, die z.T. noch original versiegelt und damit natürlich auch ungeplündert sind. Zweitens stammen diese Gräber aus der sog. „kuschitischen“ 25. Dynastie, aus der es nicht so viele Informationen und Artefakte gibt. Und drittens wurde der Fund an einer Stelle gemacht, die jeder Luxorreisende kennt und an der trotzdem noch nie jemand einen Grabungsversuch unternommen hatte.

Lage des Grabungsdreiecks auf Luxors Westbank. Bild: selket.de

Beginnen wir mit dem Fundort: Die Gräber wurden auf Luxors Westbank an der Kreuzung gefunden, an der man auf dem Weg von den Memnon-Kolossen zum Tal der Könige rechts abbiegen muss. Dort liegt zwischen den Straßen ein dreieckiges Stück Land, das außer Sand und dem oben abgebildeten Schild nie etwas enthielt. An dieser Kreuzung ist linker Hand auch das Tickethäuschen für die Beamtengräber und die Westbank-Tempel, so dass jeder Individualtourist dort beim Ticketkauf schon auf dem Boden über diesem Friedhof gestanden hat.

So sah das Grabungsgebiet (hinter dem Schild) in der Zeit vor der Grabung aus. Im Hintergrund Alt-Qurna. Foto: selket.de

Ganz in der Nähe hatte Zahi Hawass 2020/21 die „verlorene goldene Stadt“ gefunden (wir berichteten). Hawass sagt in dieser TV-Doku, dass er persönlich die Idee hatte, auch das nördlich der verlorenen Stadt gelegene „Dreieck“ einmal zu überprüfen. So begann man, auch diese unbebaute „Verkehrsinsel“ zwischen den Straßen zu untersuchen, wo anscheinend trotz hunderten von Jahren und tausenden von Archäologen noch nie irgendjemand gegraben hatte. Schnell entdeckte Hawass‘ Team hier Lehmziegel. Damit war klar, dass es hier Bauwerke gab und man weitersuchen musste.

Mit Hilfe von einfachen Flaschenzügen leeren die Arbeiter die mit Sand verfüllten senkrechten Schächte der Gräber. Der neuentdeckte Friedhof im sogenannten Dreieck ist eher ungewöhnlich für Theben, da die meisten Gräber dort in den Hängen des Westgebirges angelegt wurden, nicht in der Ebene. © ZDF/Caterina Turroni

Das Grabungsteam stieß dabei auf etliche interessante Grabbeigaben, z.B. auf bisher unbekannte Frauenfigurinen, mit, für ägyptische Verhältnisse, unüblich breiten Hüften, die zeigen, welch hohe Positionen die Frauen der Eroberer während der 25. Dynastie in Ägypten einnahmen.

Die im Grab 6 auf dem Friedhof im sogenannten Dreieck gefundenen Statuetten, die jeweils eine nubische Frau darstellen, sind einzigartig in der ägyptischen Geschichte. Die weitausladenden Hüften, sowie die leicht negroiden Züge datieren sie in die 25. Dynastie. © ZDF/Caterina Turroni

Dabei nutzten die kuschitischen neuen Herrscher die Tatsache, dass man auch in Kusch den Gott Amun verehrte. Sie setzten daher ihre eigenen Töchter als Gottesgemahlin des Amun ein und stellten sich so nicht gegen, sondern in die altägyptische Tradition — was es dem Volk leichter machte, die neuen Herrscher zu akzeptieren.

Amenirdis I. war die erste kuschitische Gottesgemahlin des Amun. Mit ihrer Hilfe gelang der reibungslose Übergang zwischen der 24. und der 25. Dynastie. In Ägypten stellten sich die Kuschiten traditionell in ägyptischer Ikonographie dar. © ZDF/Caterina Turroni

Leider ist der Boden, in dem die gefundenen Gräber liegen, nicht sehr fest und wird bei Austrocknung spröde. Der Schacht zu einem vielversprechenden Grab, das man im Frühjahr 2023 geöffnet hatte und das dann während der heißen Monate, in denen keine archäologischen Arbeiten durchgeführt werden können, unberührt blieb, fand man zu Beginn der nächsten Grabungsperiode im Herbst eingestürzt vor. Der Boden war durch die trockene und heiße Sommerluft so ausgetrocknet, dass eine Stabilisierung nicht möglich war und das Grab hinter dem eingestürzten Schacht aufgegeben werden musste. Für das nächste Grab, das man nun in Angriff nehmen wollte, musste man sich also erst eine Methode überlegen, wie man den Boden so konsolidieren kann, dass das nicht wieder passiert.

Im Vorspann der Dokumentation heißt es: „Die Gräber stammen aus einer Zeit, als Ägypten von fremden Herrschern erobert wurde, und Frauen mehr Macht und Ansehen genossen, als je zuvor. […] Wer waren diese Frauen? Und was haben sie mit dem neu entdeckten Friedhof zu tun?“ . Unser Tipp: Anschauen!

Hier gehts zur Doku: »Ägyptens vergessene Gräber« von Terra X.

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