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Begräbnisstätte mit Särgen und Mumienportraits im Faiyum entdeckt

Im Faiyum-Bezirk hat eine ägyptische Grabungsmission eine große Begräbnisanlage aus ptolemäischer und römischer Zeit gefunden. In ihrer 10. Grabungssaison seit 2016 machten die Archäologen diesen Fund in den Ruinen der Stadt Gerza – von den Griechen Philadelphia genannt –, ca. 40 km südlich der Bezirkshauptstadt Faiyum City.

Große Begräbnisanlage in Gerza, Faiyum. Foto: Tourismus- u. Antikenministerium Ägypten

Der Boden des großen Hauptgebäudes besteht aus farbigem Kalksteinmörtel mit verschiedenfarbigen, austauschbaren Fliesen darauf. Überreste von vier Säulen zeugen von einer kleinen, davor liegenden Säulenhalle, vor der Spuren eines antiken Weges entdeckt wurden. Neben dem Hauptgebäude wurden mehrere Grabanlagen gefunden, von denen sich sechs unterirdische Lehmziegelbauten als Massengräber im Katakombenstil entpuppten. Die Gräber und ihre Inhalte zeigen einen Mix aus ägyptischen und griechischen Stilen, da in der ptolemäischen Zeit beide Volksgruppen in dieser Stadt lebten.

Anthropoider Sarg im altägyptischen Stil. Foto: Tourismus- u. Antikenministerium Ägypten

In den Gräbern fanden die Archäologen eine Reihe kunstvoll dekorierter Holzsärge, von denen ebenfalls einige im ptolemäischen, andere im griechischen Stil gehalten sind. In einem dieser Särge wurde auch eine seltene, ca. 60 cm große Terrakotta-Statue der Göttin Isis-Aphrodite gefunden.

Sarg mit Bemalung im griechischen Stil. Foto: Tourismus- u. Antikenministerium Ägypten
Foto: Tourismus- u. Antikenministerium Ägypten

Neben einer Vielzahl von Tongefäßen wurden auch alte Dokumente in demotischer und griechischer Schrift gefunden, die Auskunft über die sozialen, religiösen und wirtschaftlichen Verhältnisse der damaligen Bevölkerung geben. Weiterhin entdeckten die Archäologen auch sogenannte Faiyum-Portrais. Es sind die ersten Funde dieser Art, seit Flinders Petrie einige dieser Mumienportraits im Jahr 1907 entdeckt hatte. Die nun hier gefundenen Portraits sind damit einer der wichtigsten Funde dieser Grabungssaison.

Die Stadt Gerza, die von den Griechen Philadelphia genannt wurde, wurde von Ptolemaios II. im 3. Jh. v.Chr. gegründet. Dort arbeiteten Ägypter und Griechen in dem großen Landwirtschaftsprojekt, das in der Oase Faiyum einen Teil der Nahrungsmittel für das ägyptische Reich produzierte. Schon im Mittleren Reich war das Faiyum-Becken durch einen langen Kanal mit dem Nil verbunden und für die Landwirtschaft genutzt worden. Und dies ist bis heute so, weshalb es als „Gemüsegarten Kairos“ gilt.

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