Die Mission der britischen Cambridge Universität, die seit Jahrzehnten in Tell el-Amarna gräbt, hat Schmuck aus Speckstein und Gold in Amarnas Begräbnisstätte „North Desert Cemetery“ gefunden. Während das gesamte nördliche Gräberfeld Amarnas wohl bis zu 5000 Bestattungen umfasst, wurden auf diesem kleinen Teil, dem „nördlichen Wüstenfriedhof“, nur wenige hundert Personen in Gruben- und Schachtgräbern bestattet.
Der nun gefundene Schmuck stammt aus dem Grab einer jungen Frau, deren Leichnam in Textilien und einer Matte aus Pflanzenfasern bestattet worden war, was dafür spricht, dass sie vermutlich keine hochstehende Persönlichkeit war. Sie trug dennoch drei Fingerringe und eine Halskette, die mit länglichen Hohlperlen bestückt ist, die vielleicht Blütenblätter darstellen. Sollten die Schmuckstücke tatsächlich aus Gold sein, wie die Pressemeldung nahelegt, stünde dies im Gegensatz zu der „einfachen“ Bestattung in einer Schilfmatte. Auf diesen Widerspruch wird in der Pressemeldung leider nicht näher eingegangen. Das Amarna Project, hervorgegangen aus der ursprünglichen Grabungsmission, schreibt dazu, dass Schmuck in den Gräbern Amarnas untypisch sei, weil die Bestattungen eigentlich eher einfach und ohne Grabbeigaben gehalten waren. Außerdem wurden fast alle Gräberfelder von Plünderern besucht.
Besonders ungewöhnlich bei diesem Fund ist einer der Ringe, dessen Oberseite mit Hieroglyphen verziert ist, aus denen man den Titel „Tochter der Herrin der zwei Länder“ lesen kann, auch wenn der kleine Halbkreis (Brotlaib), welcher aus dem Begriff „Herr“ die weibliche Form „Herrin“ macht, hier ziemlich weit über dem Zeichen für „Herr“ (geflochtener Korb) geschrieben wurde, anstatt wie üblich darunter zu stehen. Aber wie man weiß, war den alten Ägyptern Schönheit und Symmetrie des Schriftbildes wichtiger als die Einhaltung der immer gleichen Reihenfolge.
Leider gibt die Pressemeldung des Antikenministeriums keinen Hinweis darauf, wer die bestattete Frau war und ob der Ring tatsächlich einer Prinzessin gehörte – von denen es in Amarna ja nur eine überschaubare Anzahl gab, nämlich die sechs Töchter von Echnaton und Nofretete. Aber vielleicht veröffentlicht die Uni Cambridge oder das Amarna Project ja demnächst noch nähere Informationen zu dem Fund.
Hallo Frau Felske,
da ist den Engländern ja wieder ein recht spannender Fund geglückt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich bei der Frau um eine der zahlreichen Ammen handelt, von denen es in Amarna so viele gegeben hat, dass sogar (in Person des Senqed [Grab in Awlad Azzaz bei Achmim und Sarkophag in Zweitverwertung im Grab des Ry in Saqara]) das Amt eines (männlichen) „Aufsehers der Ammen“ eingerichtet wurde:
https://www.spektrum.de/news/haben-aegyptologen-das-grab-einer-amarna-prinzessin-entdeckt/2092155.
Herzliche Grüße
Joachim Willeitner