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Dutzende Mumien nahe Stufenpyramide in Sakkara gefunden

Das in Sakkara seit über 20 Jahren grabende Team aus Polen hat in einer antiken Nekropole nahe der Stufenpyramide des Djoser mehrere Dutzend Mumien gefunden, die zumeist in recht einfachen Verhältnissen im Wüstensand bestattet wurden. Sofern überhaupt einfache Holzsarkophage benutzt worden waren, waren sie überwiegend bereits zerfallen. Einige wenige, teilweise sogar dekorierte Sarkophage wurden aber auch entdeckt.

Die Forscher des Polnischen Zentrums für Mediterrane Archäologie (PCMA), ein Institut der Warschauer Universität, hatten sich in der abgelaufenen Saison seit September 2018 auf ein Gebiet konzentriert, das zwischen einem an die Stufenpyramide angrenzenden Areal und dem westlichen Teil des so genannten „trockenen Grabens“ liegt. Dieser ist eine etwa 20m tiefe und 40m breite, in den Felsen gehauene Vertiefung, die den heiligen Bereich der Stufenpyramide umschließt.

Im Westen von König Djosers Pyramide haben die Forscher nun schon zwei Nekropolen der ehemaligen Hauptstadt Memphis gefunden. Eine wurde von den Noblen der 6. Dynastie des Alten Reiches angelegt und enthält Felsengräber und Grabkapellen aus Lehmziegeln. Oberhalb dieser liegt eine weitere, ausgedehnte Begräbnisstätte aus dem Ende der pharaonischen Zeit. Hier wurden schon mehr als 500 einfache Bestattungen entdeckt.

Foto: Jarosław Dąbrowski, PCMA

Die meisten dieser Mumien waren nur recht simpel mumifiziert worden, sagte Grabungsleiter Dr. Kamil Kuraszkiewicz der Onlineplattform »Science in Poland«. Sie hätten nur eine einfache Einbalsamierung erfahren, seien dann in Leinenbinden gewickelt und in Gruben gelegt worden, die man einfach in den Wüstensand gegraben habe. Einige Mumien waren in einfachen Holzsarkophagen bestattet worden, deren Holz jedoch weitgehend zerfallen sei.

Allerdings wurde in der letzten Saison auch ein noch einigermaßen gut erhaltener und sogar dekorierter Sarg gefunden, sagt Kuraszkiewicz, der äußerst interessant sei. Der Künstler, der diesen Sarg bemalte, konnte offensichtlich keine Hieroglyphen lesen sondern versuchte wohl, etwas nachzumalen, das er irgendwann gesehen hatte. Die Hieroglyphen enthalten nämlich Zeichen, die es gar nicht gibt, und der Text ergibt daher keinen Sinn.

Foto: Jarosław Dąbrowski, PCMA

Sehr schön – wenn auch ein wenig plump gemalt – sind dagegen zwei blaue Schakale auf dem Fußende eines Sarkophages, die Anubis symbolisieren. Anubis war der Gott der Einbalsamierung und der Totenriten und sollte hier vermutlich den Toten und sein Grab beschützen. Anubis als liegender Schakal wurde üblicherweise in Schwarz dargestellt. Dass dieser hier in Blau gemalt wurde, sei sehr ungwöhnlich, meint Kuraszkiewicz. Vielleicht sei dies eine Referenz an den altägyptischen Glauben, nach dem die Haare der Götter – also auch die des „göttlichen Schakals“ – aus wertvollem blauem Stein seien. Leider wurde dieser verzierte Sarkophag irgendwann beraubt, so dass die geschnitzte Totenmaske fehlt, die den Verstorbenen darstellte.

Der „trockene Graben“, der die Pyramide und früher einmal umliegende Gebäude innerhalb einer riesigen Kalksteinmauer umläuft, hat vermutlich etwas mit dem altägyptischen Glauben an das Leben nach dem Tode zu tun, meint der Ägyptologe Kuraszkiewicz. Er könnte den Pfad symbolisieren, den ein Pharao gehen musste, um ins jenseitige Leben zu gelangen. Ein Pfad, der Hindernisse enthielt und Mauern mit hoch gelegenen Durchgängen, die von gefährlichen Kreaturen bewacht wurden. Das jedenfalls legen Strukturen nahe, die am Rande des Grabens gefunden wurden. In der kommenden Saison will die polnisch-ägyptische Mission auch ein rechteckiges Loch erforschen, das sie entdeckt haben, dessen Eingang aber von großen Felssteinen blockiert ist.

Ein sehr schön bebildertes PDF über die Arbeit und die Funde der Saison 2018 findet sich in der News-Sektion der Webseite der polnischen Mission: http://saqqara.uw.edu.pl

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