In El-Kab, einem kleinen Ort zwischen Luxor und Edfu, haben Forscher der Universität Yale und der Königlichen Museen für Kunst und Geschichte in Brüssel Felsinschriften entdeckt, die über 5000 Jahre alt sind. Es handelt sich dabei aber nicht einfach nur um Tierdarstellungen, sondern nach Meinung der Wissenschaftler um Hieroglyphen, also Zeichen mit einer Bedeutung.
Unentdeckte Riesen
Da die eingemeißelten Zeichen bis zu 50cm groß sind, ist es fast ein Wunder, dass sie bisher niemand entdeckt hatte, auch wenn der Felsen in großer Höhe über dem Boden thront. Man sei absolut verblüfft gewesen, als man sie entdeckte, erzählt der Ägyptologe John Coleman Darnell, Professor für Sprachen und Zivilisationen des Nahen Ostens an der Uni Yale. Er ist gleichzeitig auch einer der Leiter eines Forschungsprojekts in El-Kab.
Nun gibt es in El-Kab viele Inschriften, Tierdarstellungen und auch „Gaffitis“, also eingeritzte Zeichen aus späteren Perioden, aber die nun gefundenen Symbole haben eine besondere Bedeutung, meint Darnell. Es seien die größten Zeichen aus der frühen, formativen Phase der Entwicklung der Hieroglyphenschrift. Aus dieser Zeitperiode waren bisher nur 1-2cm große Hieroglyphen bekannt. Die nun gefundene Inschrift ist über 70cm hoch und einzelne Zeichen darin bis zu 50cm.
Stierkopf, Störche und Ibis
Eine der Zeichengruppen, datiert auf ca. 3250 v.Chr. und geschrieben von rechts nach links, wie die meisten der altägyptischen Texte, zeigt einen Stierkopf auf einem kurzen Pfahl, zwei rückwärts zueinander stehende Sattelstörche und einen kahlen Ibisvogel über und hinter ihnen (siehe Titelbild). Diese Hieroglyphengruppierung taucht auch in späteren Zeiten des alten Ägyptens oft im Zusammenhang mit dem Sonnenzyklus und der Leuchtkraft auf. Die Zeichen könnten aber auch für das Konzept der königlichen Herrschaft über die untergeordnete Welt stehen, meint Darnell.
Ein noch früheres, in den Felsen geritztes Bild, ca. 4000-3500 Jahre v.Chr., zeigt eine Elefantenherde, von denen ein Elefant einen kleinen Elefanten in seinem Körper trägt. Eine absolut außergewöhnliche Art der Darstellung einer schwangeren Elefantenkuh, meint Darnell. Einen solchen Fund habe man sich zu Beginn der diesjährigen Arbeitssaison wirklich nicht vorstellen können, sagt Darnell – er sei regelrecht geschockt gewesen.
El-Kab, ein durchaus lohnendes Ziel
Uns ist es sehr recht, wenn es demnächst in El-Kab neben den Felsengräbern, der alten Stadtmauer, einigen kleineren Tempeln und den bereits bekannten Inschriften und Graffitis eine weitere Sehenswürdigkeit zu besuchen gibt. Es verirren sich ja leider nur sehr wenige Individualtouristen überhaupt an diese ca. 60 km südlich von Luxor liegende Stätte.