Die Tourismus- und Antikenpolizei verhaftete im Bezirk Qena kürzlich vier Männer, die auf eigene Faust Ausgrabungen in Nag Hammadi durchgeführt hatten. Sie hatten eine Felswand entdeckt, die mit Hieroglyphen beschriftet war. Die Antikenbehörde des Bezirks Qena hat diese Wand nun untersucht und ihre Echtheit bestätigt. Die beschriftete Felswand ist aus Sandstein und trägt Inschriften aus der ptolemäischen Zeit, darunter auch Kartuschen des Königs Ptolemäus IV., der den Beinamen Philopator (der den Vater liebt) trug und der Ägypten von 221-204 v.Chr. regierte.
Die illegalen Grabungen fanden nach ersten Meldungen etwa 200m entfernt von einem Hathor-Schrein in der Region Hu/Hiw statt. Hier war im alten Ägypten das religiöse Zentrum des 7. oberägyptischen Gaus, auch Bat-Gau oder „Gau der weiblichen Seele“ genannt. Hier wurden die Göttinnen Hathor und die Lokalgöttin Bat verehrt. Bat war eine Fruchtbarkeitsgöttin, die z.B. von kinderlosen Frauen angebetet und um Hilfe gebeten wurde und deren Kult besonders in der ptolemäischen Epoche auflebte.
Nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen soll eine archäologische Mission dorthin geschickt werden, um die Stätte weiter zu erforschen. Die Behörde für Altertümer geht davon aus, dass an dieser Stelle, von der man bisher dachte, dass hier nur noch Ruinen stehen, nun doch noch weitere wichtige Funde gemacht werden können.
Die Stadt Nag Hammadi wurde im letzten Jahrhundert bekannt, als dort einige frühchristliche Schriften entdeckt wurden, die sogenannten Nag-Hammadi-Schriften. Sie waren 1945 von Bauern beim Graben gefunden worden. Die insgesamt 47 Schriften sind in koptischer Sprache geschrieben und enthalten u.a. eine Version des Thomasevangeliums. Heute sind sie im Koptischen Museum Kairo zu bewundern.