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Und wieder Kom Ombo: Bemalte Reliefs entdeckt

Die Arbeiten zum Senken des Grundwasserspiegels am Kom Ombo Tempel haben schon wieder zu einer Entdeckung geführt. Diesmal wurden zwei altägyptische „Malereien“ gefunden, meldet die Egypt Today. Eine soll Pharao Sethos I darstellen, die andere Ptolemäus IV.

Foto: Antikenministerium Ägypten
Foto: Antikenministerium Ägypten

Wenn man die Fotos betrachtet, sind es wohl eher kolorierte Reliefs als Malereien, aber so ganz schlüssig ist der Text der Egypt Today nicht, zumal dort zusätzlich zu goldfarbenen Reliefs auch unbemalte Sandsteintafeln mit Hieroglyphen abgebildet sind. Ob es sich hier einfach um eine schlechte Übersetzung handelt, ob die Sandsteintafeln die Rückseiten der Farbreliefs sind oder ob der Text zu den Hieroglyphentafeln schlicht fehlt, lässt sich nicht sagen, da die entsprechende Meldung auf der ministeriumseigenen Facebookseite leider nur auf Arabisch erschien.

Das erste Relief, das König Sethos I vor den Göttern Horus und Sobek stehend darstellt, ist 2,30 x 1 m groß und 30 cm dick. Es war in zwei Teile zerbrochen, die unter dem Bild befindlichen Inschriften sind jedoch in sehr gutem Zustand. Das zweite Reliefbild war in noch mehr Teile zerbrochen und ist zusammengesetzt sogar 3,25 x 1,15 m groß. Es zeigt Ptolemäus IV mit einem Stab in der Hand, seine Frau Arsinoe III hinter ihm, beide stehen vor der Dreiheit des Tempels. Auf beiden Darstellungen scheint über den beiden Königen als Schutzsymbol eine geflügelte Sonne.

Nachtrag vom 4.10.18

Der Fund könnte historisch wichtig sein, teilte Peter Brand, Professor für alte Geschichte an der Universität von Memphis, Tennessee, der LiveScience mit. Das Bild von Sethos I vor den Göttern Sobek und Horus scheint aus der frühen Regentschaft des Königs zu stammen. Es beweist, dass schon in der 19. Dynastie der Kult um diese beiden Götter in Kom Ombo praktiziert wurde. Und das war 1000 Jahre vor dem Bau des heute bekannten Tempels, in dessen Nähe diese bemalten Inschriften nun gefunden wurden.

Für noch bedeutsamer hält Brand den Sandsteinblock mit dem Bildnis von ebenfalls Sethos I vor Horus und Sobek, der darunter mit mehreren Reihen von Hieroglyphen versehen ist (s.o.). Anhand des Fotos könne man leider den Text nicht entziffern, aber es könnte sein, dass es sich um ein königliches Dekret oder eine Widmung an einen früheren Tempel von Sobek und Horus handelt. Da auch im nördlich von Kom Ombo gelegenen Gebel el-Silsila eine Inschrift von Sethos I gefunden wurde, hatte der König vielleicht eine Reise von Theben aus in den Süden gemacht und dabei mehrere Inschriften hinterlassen.

In dem langen Hieroglyphentext kommt laut Professor Aidan Dodson von der Universität Bristol mindestens einmal der Name Haremhab vor. Dieser war unter Tutanchamun zum obersten Heerführer aufgestiegen. Warum sein Name in einer Inschrift von Sethos I erwähnt wird, ist noch unkler. Vielleicht ging es um ein Bauprojekt, das unter Haremhab begonnnen und unter Sethos I vollendet wurde, vermutet Dodson.

Weiterhin hat er entdeckt, dass die beiden Sandsteintafeln mit den Hieroglyphen vermutlich zusammengehören und einmal eine einzige große Tafel waren. Dazu muss man sich das Stück auf dem unteren Foto um 90° gedreht vorstellen. Die senkrechten Spalten wären dann waagerechte Zeilen und die obere Rundung passt laut Dodson genau zu der unteren Rundung der Tafel mit den Figuren und den darunter stehenden Hieroglyphen (kleines Foto oben).
Eine entprechende Fotomontage beider Stücke, die das „beweisen“ soll, findet sich auf der Twitterseite von Owen Jarus, dem Autor des erwähnten LiveScience-Artikels.

Foto: Antikenministerium Ägypten

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