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Eingeweide von Mumien sollen Allergikern helfen

Nein, es geht nicht um „Mumia“, das aus Mumien gewonnene Pulver, dem man eine heilende Wirkung zusprach, und das man noch vor 100 Jahren in deutschen Apotheken kaufen konnte. Es geht auch nicht darum, aus den Eingeweiden von Mumien irgendeinen Wirkstoff zu erhalten (welches Museum würde das schon zulassen). Neueste Forschungen versuchen vielmehr, einen Parasitenbefall nachzuweisen und daraus Erkenntnisse für die Tätigkeit des Immunsystems zu gewinnen.

Dr. Piers Mitchell von der Cambridge Universität untersuchte Mumien aus Ägypten, Südafrika und dem Sudan, aber auch Funde aus aus vorzeitlichen Friedhöfen sowie versteinerte Fäkalien. Dabei fand er Würmer und Überreste von abgelegten Eiern einiger Parasiten. Seine Ergebnisse verglich er mit Informationen aus aller Welt, um auch Aussagen über die Wanderung der Parasitenarten machen zu können.

Insgesamt identifizierte er 16 Parasitenarten, von welchen die frühen afrikanischen Menschen häufig befallen waren. Etwa 10 dieser Arten wurden im Laufe der Zeit auch in andere Erdteile getragen, darunter mit dem Spulwurm, dem Bandwurm, dem Leberegel und der Toxoplasmose auch solche, die heute noch vorkommen.

Der Befall mit Parasiten kann uns viel über den Gesundheitszustand vergangener Gesellschaften sagen, meint Dr. Mitchell. Darüber hinaus könnten diese Befunde der Vergangenheit aber auch eine Auswirkung auf die Gesundheit der Zukunft haben können, glaubt er. Denn Parasitenerkrankungen, wie Würmer, Egel oder auch Malaria würden stets vom menschlichen Immunsystem bekämpft. Der dabei wichtige Antikörper Immunglobulin E (IgE) sei aber auch einer der Indikatoren für allergische Erkrankungen, die sich z.B. in verstopften Nasennebenhöhlen oder sogar Asthma manifestieren können.

Dr. Mitchell hält es für denkbar, dass die steigende Zahl der Allergien damit zusammenhängt, dass die Menschen in unserer „sauberen ersten Welt“ eben nicht mehr von Parasiten befallen werden. Das IgE unseres Körpers hat somit „nichts mehr zu tun“ und produziert deshalb allergische Reaktionen. Das würde auch erklären, warum man in Gebieten mit schlechten hygienischen Verhältnissen erheblich weniger Allergien findet. Als Beweis für diese These könnte man stark allergische Patienten absichtlich mit Würmern infizieren, um dann zu sehen, ob der Kampf des IgE gegen die Parasiten die allergischen Symtome mildert.

Ob die alten Ägypter nun besser dran waren, weil sie „nur“ Würmer und dafür keinen Heuschnupfen hatten, sei dahingestellt. Es ist jedenfalls erstaunlich, wie viele wissenschaftliche Erkenntnisse wir heute aus Mumien ziehen können, nur weil die alten Ägypter glaubten, ihren Körper ins jenseitige Leben mitnehmen zu müssen, und ihn deshalb für die Ewigkeit konservierten.

Quelle: The Irish Times (Nachtrag: 16.03.14: Link nicht mehr verfügbar)

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