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Frau mit 70 Haarextensions und weitere haarige Funde aus Amarna

Vor 3300 Jahren fand in Echnatons alter Hauptstadt Achetaton (heutiges Amarna) eine Frau eingebettet in einer Matte ihre letzte Ruhe. Sie wurde nicht mumifiziert, doch sind ihre menschlichen Überreste durch den heißen Wüsstensand Ägyptens konserviert worden. So auch ihre Haare, die ein kleines Kunstwerk an sich sind. Nahezu 70 Haarextensions sind in unterschiedlichen Schichten und Höhen auf ihrem Kopf befestigt worden.

Die Archäologin Jolanda Bos bei ihrer Arbeit Foto: Jolanda Bos,  Lonneke Beukenholdt
Die Archäologin Jolanda Bos bei ihrer Arbeit
Foto: Jolanda Bos, Lonneke Beukenholdt

Wurden die Haare der unbekannten Dame extra für ihre Beerdigung so aufwendig frisiert oder trug sie die Frisur schon Zeit ihres Lebens, ist eine der wichtigsten Fragen, worüber Jolanda Bos, Archäologin des Amarna Projects Bos in der LiveScience rätselt. Die Forscher gehen mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass die Haare eines Toten noch vor seiner Beerdigung frisiert wurden. Ob die Menschen aus Amarna solche Haarextensions in ihrem alltäglichen Leben getragen haben könnten, muss noch weiter erforscht werden. Zumindest trugen viele weitere Schädel, die von Jolanda Bos untersucht wurden, ebenfalls Haarverlängerungen, darunter ein Schädel mit Extensions aus grauem und schwarzen Echthaar. Vermutlich gab es genügend Leute, die ihr eigenes Haar für die Haarverlängerungen anderer spendeten, so Bos im Journal of Egyptian Archaeology.

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Von schwarzem lockigen Haar bis braunem glatten Haar

Jolanda Bos untersuchte 100 ausgewählte Schädel, die erst kürzlich in Amarna gefunden wurden (siehe auch den Bericht Rettung für die Nordgräber und den Großen Aton-Tempel). 28 von ihnen hatten noch ihre Haare. Die Haarvariationen waren breit gefächert, von sehr lockigem schwarzen Haar bis mittelbraunem glatten Haar, was auf eine ethische Vielfalt in Amarna hinweisen könnte. Die Schädel mit den braunen Haaren trugen ihre Haare oft in Ringeln oder Spiralen um den Ohren, was, so Bos Vermutung, zu dieser Zeit in Amarna angesagt war. Warum gerade die Menschen, die hier lebten, diesen Stil mochten ist ungewiss. Das wollen Jolanda Bos und ihr Team aber anhand ihrer Aufzeichnungen noch herausfinden.

Viele Haarextensions trug auch diese Frau aus Amarna. Auf den Haaren sieht man noch die Überreste eines Tuches, das eventuell als Schädelkappe verwendet wurde Foto: Jolanda Bos,  Lonneke Beukenholdt
Viele Haarextensions trug auch diese Frau aus Amarna. Auf den Haaren sieht man noch die Überreste eines Tuches, das eventuell als Schädelkappe verwendet wurde
Foto: Jolanda Bos, Lonneke Beukenholdt

Schwäche für Zöpfe

Die Menschen hier hatten auch eine Schwäche für Zöpfe, die mit einer simplen Frisiertechnik zusammengebunden wurden. Alle Zöpfe in den Frisuren bestanden aus drei Strähnen, die meisten 1cm breit, mit weiteren Strähnen von ungefähr 0,5cm breite wenn sie stramm geflochten waren, wie Bos in dem Artikel schreibt.

Kurzhaarfrisuren bevorzugt

Die Menschen in Amarna trugen ihr Haar am liebsten kurz. Die meisten Zöpfe fielen gerade mal bis auf die Schultern und waren nicht länger als 20cm. Das längste Haar was Bos untersucht hatte, bestand aus mehrschichtigen Extensions mit einer Länge von ungefähr 20cm.

Farbe (?) und Fett fürs Styling

Bei dieser Frau sieht es so aus als ob ihre grauen Haare rot-orange gefärbt wurden. Ob sie ihre Haare wirklich gefärbt hat, sollen weitere Untersuchungen zeigen Foto: Jolanda Bos,  Lonneke Beukenholdt
Bei dieser Frau sieht es so aus als ob ihre grauen Haare rot-orange gefärbt wurden. Ob sie ihre Haare wirklich gefärbt hat, sollen weitere Untersuchungen zeigen
Foto: Jolanda Bos, Lonneke Beukenholdt

Bos fand in jedem Haar Rückstände von Fett, das für das Styling der Haare genutzt wurde und das geholfen haben könnte, das Haar auch nach dem Tod zu fixieren. Ob das Fett von Tieren stammt, müssen weitere Untersuchungen zeigen. Das Tuch, das auf jedem Schädel lag, könnte dafür genutzt worden sein, ein Teil des Kopfes zu bedecken.

Bei einer Frau sieht es so aus als ob ihre grauen Haare mit einer orange-roten Farbe überzogen sind. Ob die Dame ihr graues Haar gefärbt hat und wenn ja, ob sie dies mit Henna tat, sollen weitere Untersuchungen zeigen. Gefärbtes Haar war durchaus üblich im alten Ägypten, so Jolanda Bos, die auf ihrer Webseite „Wearable Heritage“ und auf ihrer Facebook-Seite ihre Arbeit und Forschungsergebnisse vorstellt.

Jolanda Bos teilte mir auf Anfrage mit, dass noch nicht sicher gesagt werden kann, ob unter den untersuchten Schädeln auch Männer mit Haarextensions sind. Es sei manchmal sehr schwierig Schädel mit Haaren gleichzeitig zu präservieren und zu untersuchen, so Jolanda. Die Untersuchungen an den Schädeln aus Amarna sind also lange noch nicht abgeschlossen.

Man darf mit Spannung erwarten, welche weiteren Geheimnisse das nördliche Gräberfeld lüften wird, auf dem die Archäologen 2015, mit Unterstützung von Amarna Trust (ihr könnt auch immer noch für das Projekt spenden), ihre Ausgrabungen beginnen werden.

 

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