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Proteine verraten die Krankheiten 4200 Jahre alter Mumien

Ein internationales Forscherteam hat Haut- und Muskelgewebe von 4200 Jahre alten Mumien auf bestimmte Proteine hin untersucht und dabei Hinweise auf Krankheiten gefunden, die zum Tod dieser Menschen geführt haben könnten. Die vor wenigen Tagen im Wissenschafts-Journal »Philosophical Transaction of the Royal Society A« veröffentlichte Studie zeigt, dass die Mumien an Entzündungen, bestimmten Immunreaktionen und vermutlich auch an Krebs litten.

Untersucht wurden drei Mumien des Ägyptischen Museums Turin, die laut Museumsunterlagen aus dem Mittleren Reich stammen. Die nun zeitgleich durchgeführte Radiocarbon-Datierung der Leinentücher macht jedoch die erste Zwischenzeit (etwa 22.-21. Jh.v.Chr.) als wahrscheinlichere Zeitperiode aus. Für eine der Mumien beginnt das durch die Datierung ermittelte Zeitfenster sogar im davor liegenden späten Alten Reich, endet allerdings auch in der ersten Zwischenzeit.

Die Mumien wurden in Friedhöfen bei Assiut und Gebelein gefunden, wo von 1911-13 und 1920 eine italienische Grabungsdelegation unter Ernesto Schiaparelli und Giovanni Marro tätig war. Aus Assiut stammen die weibliche Mumie der Khepeshet und die vermutlich männliche Mumie des Idi. Beide gehörten der Oberschicht an und wurden in dekorierten Holzsärgen begraben, in denen auch Grabbeigaben, wie Kopfstützen, Bögen und eine Totenmaske (bei Khepeshet) gefunden wurden. Identität und Geschlecht der Mumie aus Gebelein sind nicht bekannt; sie wurde in einem ausgehöhlten Baumstamm bestattet und entstammte somit bestimmt keiner höheren Gesellschaftsschicht.

230 Proteine gefunden

Da sich die drei Mumien ohnehin in keinem guten Erhaltungszustand befinden, erlaubte man dem Forscherteam aus Australien, Frankreich, Italien und Südkorea, vier Proben aus der Haut und eine aus einem Muskel zu biopsieren. In diesen Gewebeproben wurden dann mehr als 230 Proteine gefunden, die meisten davon Kollagene und Keratine, die als besonders langlebig gelten.

Die Forscher gehen davon aus, dass jedes Protein, das nach so langer Zeit noch in deutlich messbarer Größenordnung in einer Mumie nachgewiesen werden kann, zu Lebzeiten in hoher Konzentration im Gewebe vorhanden gewesen sein muss.

Kopf der Mumie Khepeset, Ägypt. Museum Turin, Foto: Raffaella Bianucci
Kopf der Mumie Khepeset, Ägypt. Museum Turin, Foto: Raffaella Bianucci

Bauchspeicheldrüsenkrebs und Tuberkulose

Bei der Dame Khepeshet wurde eine Proteinsignatur rund um die Serinprotease »Cathepsin G« gefunden, die eine schwere Immunreaktion auf vermutlich eine Entzündung der Atemwege anzeigt. Die Forscher vermuten hier eine bakterielle Infektion der Lungen. Khepeshet könnte also z.B. an Tuberkulose erkrankt sein, was durchaus auch zu ihrem Tod geführt haben könnte.

Auch Idi litt an einer lebensbedrohlichen Krankheit. Haut- und Muskelgewebe zeigten viele Proteine, die eine ernste Entzündung und die entsprechende Immunreaktionen belegen. Insbesondere im Muskelgewebe wurden die Proteine DMBT-1 und Transglutaminase gefunden, was auf Bauchspeicheldrüsenkrebs hindeuten könnte.

An der dritten Mumie aus Gebelein ließen sich keine Proteine finden, die Rückschlüsse auf Krankheiten erlaubt hätten. Die Forscher vermuten, dass das daran liegen könnte, dass diese Mumie in einem offenen Baumstamm, anstatt in einem geschlossenen Sarkophag, bestattet wurde. Dadurch war die Mumie den Elementen und der Witterung ausgesetzt, was den Proteinzerfall befördert haben könnte.

Mangelzustände als Auslöser?

Die Autoren der Studie vermuten, dass es während der 1. Zwischenzeit, einer Periode politischer Umwälzungen und Instabilität, die aber auch von einer ausgeprägten Dürre gekennzeichnet war, zu Hungersnöten und eventuell auch zu Wasserengpässen gekommen sein könnte, wodurch das Immunsystem der Menschen geschwächt wurde. Infektionskrankheiten wie Malaria, Tuberkulose oder Leishmaniose, ebenso wie intestinaler (Darm-) Parasitenbefall könnten die Folge gewesen sein. Wenn eine solche Unterversorgung über einen längeren Zeitraum angedauert habe, könnte dies auch Krankheiten wie Cholera, Typhus und akute Atemwegsinfekte hervorgerufen haben.

Quelle:
Identification of proteins from 4200-year-old skin and muscle tissue biopsies from ancient Egyptian mummies…

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