Nun steht uns vielleicht doch die erhoffte Sensation im Tal der Könige bevor. Die Ergebnisse der Radarscans lassen berechtigte Hoffnungen aufkommen, dass sich hinter der Nord- und der Westwand von Tutanchamuns Grabkammer geheime Kammern oder Durchgänge befinden.
Wie der Antikenminister Mamdouh el-Damaty auf einer Pressekonferenz heute Morgen bekannt gab, ist er nach anfänglichen 50-60%, mittlerweile zu 90% sicher, dass es in Tutanchamuns Grab noch unentdeckte Hohlräume gibt. Die anfänglichen Infrarot-Messungen und die Radarscans der letzten beiden Tage lassen die begründete Hoffnung zu, dass Ägypten vor einer Weltsensation steht.
Was in den letzten beiden Tage passiert ist, hat die National Geographic, die mit einem Kamerateam vor Ort war, zusammengefasst.
Der Reporter vor Ort berichtet von einer gespenstischen Stille, als der japanische Radarexperte Hirokatsu Watanabe zum ersten Mal sein Gerät die Westwand entlang führte (wie so etwas aussieht konnt ihr in dem Video der National Geographic sehen). An einer Stelle zeigte das Gerät anstelle des natürlichen Felsgesteins ein gänzlich anderes Material an.
Das gleiche Ergebnis an der Nordwand. Der Übergang von dem Felsgestein zu dem unnatürlichen Material wurde auf dem Gerät nicht stufenweise angezeigt sondern fing ganz abrupt an. Eine vertikale Linie genau an der Stelle, an der Reeves den Durchgang vermutet und der parallel zu der Vorkammer führt. So als ob die Vorkammer wie ein Korridor durch die Grabkammer weitergeht. Dahinter zeigte das Radargerät einen Hohlraum an.
Nachdem Watanabe geendet hatte, kontrollierte er die farbigen Balken auf seinem Gerät und bestätigte, dass dies offensichtlich ein Eingang wäre. Es sei sehr offensichtlich, dass dort was wäre. Nachdem er die Wand erneut gescannt hat, bestätigte er noch einmal seine Ergebnisse. Die Frage von Reeves, ob er noch einmal einen Durchgang machen wollte, verneinte er mit der Begründung, dass die Daten gut wären.
Wie geht es nun weiter?
Auf der Pressekonferenz bremste der Antikenminister die Erwartungen noch ein wenig. Watanabe benötige nun noch einmal einen Monat, um die Ergebnisse genau auszuwerten. Erst dann kann eine genaue Aussage getroffen werden.
Als nächstes sollen noch thermografische Scans in Tutanchamuns Grab durchgeführt werden. Damit soll überprüft werden, ob die Kartuschen an der Nordwand wirklich ursprünglich Nofretetes Name enthielten, wie Reeves vermutet.
Wenn sich der Verdacht weiter erhärtet, will el-Damaty in der Wand der so genannten Schatzkammer ein Loch bohren lassen. Die Kammer grenzt an einem eventuellen Korridor in der Nordwand und besitzt keine bemalte Szenen, die zerstört werden könnten. Durch das Loch kann dann eine kleine Kamera geführt werden. Wenn man dort Artefakte sehen würde, müsste sich das Antikenministerium Schritt zwei überlegen. Und der würde darin bestehen, die Nordwand der Grabkammer vorsichtig abzutragen, um einen Zugang zu dem Bereich zu erhalten.
Es bleibt also weiterhin spannend. Wenn die Ergebnisse der Radarscans bestätigt werden, befindet sich hinter der Nordwand entweder ein bisher noch unberührtes Grab (wenn nicht Nofretete, dann wahrscheinlich jemand anderes aus Tutanchamuns Familie) oder es handelt sich einfach nur um einen unvollendeten Gang, den die Arbeiter aufgrund Tuts plötzlichen Tod schnell schließen mussten. Dann würden alle Augen auf den Hohlraum in der Westwand gerichtet sein. Denn dort könnten sich vielleicht wirklich noch unentdeckte Schätze, wie Papyrusrollen, die nicht unter den zahlreichen Grabbeigaben von Tut waren, befinden.
Ein Filmteam der National Geographic war übrigens auch vor Ort. Die Untersuchungen werden in einer neuen Doku nächstes Jahr gezeigt