Prächtig dekorierte Sarkophage mit religiösen Szenen, die für ein Weiterleben nach dem Tod sorgen sollten. In den Museen der Welt konnten wir derartige Exemplare schon mehrfach bewundern. Während die Sarkophage in der Blütezeit Ägyptens äußerst filigran bemalt wurden, gingen einige Künstler ihrem Handwerk in späteren Epochen eher schludrig nach. Ein Sarkophag aus der Perserzeit zeigt dies in einem besonderen Ausmaß. Die Malereien darauf sind schon fast stümperhaft und die religiösen Szenen müssten einem ägyptischen Priester den Magen umgedreht haben. Doch die außergewöhnliche Bemalung hatte einen Grund und Schuld war die Herrschaft der verhassten Perser in Ägypten.
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Gayle Gibson, Ägyptologin am Toronto’s Royal Ontario Museum, die den Sarkophag während eines Vortrages vorstellte, nahm seine Bemalungen genauer unter die Lupe. In der Hauptszene ist der Verstorbene auf einem Totenbett zu sehen, das laut Aussage Gibsons in der Livescience aus einem Vogel mit einem menschlichen Kopf besteht, der Ba genannt wurde. Hier handelt es sich aber augenscheinlich um einen Fehler (der Livescience), denn das Bett besteht aus dem Körper eines Löwen und dem Kopf eines Horusfalken, was auf den ersten Blick ebenfalls ungewöhnlich ist, aber vielleicht auf die Herkunft des Sarkophages hinweisen könnte. Mehr dazu später.
Der Ba-Vogel müsste eigentlich über dem Verstorbenen kreisen, doch hier hält ein anderes, seltsames Geschöpf schützend seine Flügel über den Sarginhaber.
Eine geflügelte Schlange mit Hathor-Krone
Über dem Verstorbenen fliegt eine geflügelte Schlange mit einer Krone, die aus zwei Hörnern und einer Sonnenscheibe besteht. Eine Krone, die in der Regel von der Göttin Hathor oder Isis getragen wird. Eine geflügelte Schlange mit einer Hathor-Krone über dem Totenbett sei schon sehr merkwürdig, so Gibson.
„alberne“ Horussöhne
Unter dem Totenbett stehen vier Kanopen mit den Köpfen der vier Horussöhne, die laut Gibson recht „albern“ aussehen. Zumindest tragen zwei von ihnen, genau wie andere Götter auf dem Sarkophag, merkwürdige Kopfbedeckungen, die ich nicht so recht zu deuten weiß (falls einer eine Idee hat, bitte unten kommentieren 😉 )
Fischköpfe statt Horusköpfe
Auch der auf dem Sarkophag gemalte Halskragen hat ein seltsames Erscheinungsbild. Der Künstler wollte als Gegengewichte eigentlich Köpfe des Gottes Horus malen, doch gut getroffen sind sie nicht. Für Gibson sehen sie eher aus wie Fischköpfe.
Mehen-Schlange in zwei Hälften
Die Mehen-Schlange, die sich am Fußende des Sarkophages schlängelt, endet an einer Stelle und beginnt wieder an einer anderen. Sehr merkwürdig für eine schützende Gottheit, wie Gibson süffisant bemerkt. Die Mehen-Schlange soll sich in der Mythologie eigentlich schützend um den Sonnengott Re bei seiner gefährlichen Fahrt durch die Unterwelt schlängeln.
Ob es einfach Faulheit, schlechte Planung oder Zeitmangel war, der den Künstler dazu veranlasst hat, die Schlange nicht komplett um den Fußbereich zu zeichnen und so der Mumie den entsprechenden Schutz zu gewährleisten, kann nur spekuliert werden.
Ein unkonzentrierter Künstler
Etwas unkonzentriert war der Künstler am Fußende, als er ein Was-Zepter an falscher Stelle malte und dieses anschließend mehr schlecht als recht wieder herauskratzte.
Keine Fälschung
Der private Sammler Mike Sigler erstand den Sarkophag im August 2013 von der Edgar L. Owen Galerie, die diesen im Auftrag eines Sammlers verkaufte. Dieser hatte ihn 1980 auf dem europäischen Kunstmarkt erstanden. Mehr über seine Vergangenheit konnte nicht mehr herausgefunden werden.
Sigler bat die Ägyptologin Gayle Gibson ihn näher zu untersuchen. Die Mumie war nicht mehr vorhanden, doch Inschriften auf dem Sarkophag verraten uns den Namen des Inhabers: Denit-ast oder Dent-ast hieß der Inhaber, der vermutlich eine Dame war. Weitere Ägyptologen, denen Gibson den Sarkophag zeigte, glaubten zuerst an eine Fälschung. Die religiösen Szenen und die Maltechnik waren einfach zu merkwürdig. Also wurde der Sarkophag vom „Center for Applied Isotope Studies“ an der Universität Georgia und vom Mikroskopierer William Randle näher untersucht.
Doch durch die Radiocarbon-Methode konnte festgestellt werden, dass der Sarkophag in der persischen Epoche Ägyptens angefertigt wurden. Der Sarg besteht zudem aus Sykomorenholz und die blaue Farbe aus Ägyptisch Blau, was beides typisch für das antike Ägypten ist. Der Sarkophag stammt also zweifelsfrei aus dem alten Ägypten, so Gibsons Überzeugung.
Vielleicht verrät das Totenbett mit dem Falkenkopf mehr über die Herkunft des Sarkophages. Während ihrer Recherchen stießen sie auf einen Sarkophag aus der Römerzeit, der ein Schlangenbett mit dem Kopf eines Falken zeigt. Er stammt zweifelsfrei aus Edfu, wo der Horus-Tempel steht und der Falkengott in seiner Form als Behdeti verehrt wurde. Vielleicht stammt der Sarkophag hierher oder aus einer anderen Stadt, wo Falkengottheiten verehrt wurden. Doch sind dies nur Vermutungen, wie mir der Besitzer des Sarkophages auf Anfrage mitteilte.
Perser verschleppten ägyptische Künstler
Die merkwürdigen Darstellungen auf dem Sarkophag haben einen ernsten Hintergrund. Während der persischen Eroberung Ägyptens (Die erste Herrschaft der Perser in Ägypten war ca. 525 – 401 v. Chr., die zweite ca. 342 – 332 v. Chr.), wurden die besten Künstler Ägyptens nach Persien deportierten, wo sie in Persepolis und Susa für ihrer Unterdrücker zwangsarbeiten mussten.
Der persische König Dareios I. prahlte in seinen Inschriften, dass sein Palast in Susa von ägyptischen Künstlern errichtet wurde. Der griechische Geschichtsschreiber Diodor (60 v. Chr. – 30 n. Chr.), erzählt in seinen Berichten von Kambyses, Eroberer Ägyptens, der von Ägypten sowohl kostbare Metalle als auch Künstler nach Persien brachte.
Gute Künstler in Ägypten, die auch noch einigermaßen bezahlbar waren, waren zur Zeit der persischen Herrschaft entsprechend Mangelware.
Was passiert mit dem Sarkophag?
Sigler ist daran interessiert, den Sarkophag in Zukunft an ein Museum zu spenden. Das wäre wirklich wünschenswert, denn es wäre zu schade, diesen besonderen Sarkophag im privaten Bereich eines Sammlers zu wissen. So schlecht er auch bemalt ist: Seine Besitzerin wird trotzdem oder gerade deswegen nach ihrem Glauben weiterleben, denn ihr Name ist nicht vergessen.
mein erster Gedanke war, dass hat ein Kind gemalt. Es kennt zwar in etwa die Dinge aber nicht wirklich die Bedeutung. Mag doch sein, dass es die Arbeit von einem Lehrling war und nicht so genau geschaut wurde, ob alles 100 % korrekt war.
möglicherweise stellen die seltsamen Gebilde auf den Köpfen
der beiden Horusöhne eine Art Federkrone dar.