„Riesenwirbel in Ägypten um Gizeh Splitter“ betitelt der Focus heute den Aufruhr um ein herausgemeißeltes Stück aus der Cheopspyramide, das ein deutscher „Experimentalarchäologe“ mutmaßlich ohne Wissen der Antikenbehörde herausgemeißelt hat und spricht gar von einer neuen Belastung zwischen der ägyptischen Altertümerverwaltung und Deutschland neben dem Streit um Nofretete.
Noch mal kurz zur Erinnerung: Der Chemnitzer Dominique Görlitz will zusammen mit dem Autor Stefan Erdmann recherchieren, ob die rot aufgetragene Schrift im Innern der Cheopspyramide wirklich aus der Antike oder aus der Neuzeit stammt. Ihre dafür notwendige Probe hackte Görlitz mit Hammer und Meißel rabiat aus der Pyramide (wir berichteten: „Deutscher Experimentalarchäologe erhitzt Gemüter in Ägypten„) (Das Video auf youtube ist mittlerweile “aufgrund des Urheberrechtsanspruchs von NuoVViso Filmproduktion nicht mehr verfügbar”. Auch auf der Internetseite von Görlitz lässt sich das Video nicht mehr abspielen.)
Generalstaatsanwaltschaft eingeschaltet und Konsequenzen gezogen
Das ägyptische Antikenministerium will diese Aktion nicht ungestraft lassen und hat den Generalstaatsanwalt dazu aufgefordert, gegen die Hobby-Archäologen zu ermitteln. Die Pyramide sei kein „Steinbruch“, in der jeder Hobbyforscher sich einfach ein paar Brösel mitnehmen könnte, so der Antikenminister Mohamed Ibrahim. Er drohte sogar damit, Interpol einzuschalten.
Konsequenzen aus dieser Aktion gab es schon: Ibrahim setzte ein generelles Verbot für alle privaten Besuche in archäologischen Stätten, die nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind, in Kraft. „Damit reagierte er nach Angaben seines Ministeriums auf die negativen Erfahrungen, die man mit den deutschen Wissenschaftlern gemacht habe.“, wie der Focus in einem Artikel schreibt.
Diene nur der Forschung
Görlitz ist sich indes keiner Schuld bewusst, wie der Focus in einem weiteren Artikel berichtet. Es würde letztendlich doch nur der Forschung dienen, so Görlitz. Sie hätten sich sogar beim Gizeh-Plateau angemeldet. Aber auf die Frage hin, wer ihnen die Erlaubnis erteilt hat, in einem sonst für Besucher unzugänglichen Teil der Pyramide zu gehen, wollte er sich nicht äußern. Er meinte nur, dass er ungern weiteres Öl ins Feuer gießen würde.
Probe nicht verwertbar?
Beim Fresenius-Institut, zu dem die Proben geschickt wurden, ist man sich ebenfalls keiner Schuld bewusst. Sie hätten nur von Herrn Erdmann ein „paar Krümel in der Tüte“ bekommen und hätten nichts mit der Entnahme der Probe zu tun. Die Splitter werden gerade beim Fresenius-Institut untersucht, doch ist es schwierig, aufgrund der geringen Größe (sie sollen nur maximal zwischen 4x2mm gewesen sein) und dem daher geringen Anteil an Kohlenstoff, das Alter durch die Radiocarbonmethode weiter zu bestimmen.
Doch schuldbewusst? – Proben illegal außer Landes gebracht
Der Spiegel schreibt indes, dass sich die Forscher sehr wohl einer Schuld bewusst sind und sich schriftlich entschuldigt hätten und auch Geld dafür bezahlen wollen. Das heraus“kratzen“ wäre eine spontane Aktion gewesen, die so nicht geplant gewesen wäre. Er hätte einfach nicht nachgedacht, so Görlitz. Im Spiegel erzählt auch eine deutsche Ägyptologin, dass es illegal ist, antike Proben aus Ägypten auszuzführen. Solche Proben dürfen nur mit Genehmigung außer Landes gebracht werden, wenn eine Untersuchung in Ägypten selbst nicht möglich ist.