Im Dezember wurde der Blog „Egyptological“ Opfer einer Cyberattacke, im Zuge derer die URL „egyptological.com“ auf eine fremde Seite umgeleitet wurde. Die ursprüngliche Meldung, dass es sich bei den Angreifern um Islamisten handelte, wurde inzwischen dementiert (siehe Nachtrag unten).
Obwohl die Blogbetreiber, Andrea Byrnes and Kate Phizackerley, in ersten Verhandlungen mit den Angreifern klarstellen konnten, dass es sich bei Ihrem Blog um wissenschaftliche Beiträge zum alten Ägypten handelte und nicht um eine politische Seite, konnten sie mit den Hackern keine Einigung erzielen. Diese kündigten sogar an, die Angriffe fortsetzen zu wollen.
Der Angriff war wahrscheinlich Teil der sogenannten „tit-for-tat“ (wie Du mir, so ich Dir) Hacker-Angriffe, deren Ziel es ist, die Internetseiten politisch oder religiös anders Denkender vom Netz zu nehmen. In der Vergangenheit waren insbesondere arabische und israelische Seiten Opfer solcher gegenseitiger Attacken. Dass nun auch Seiten, die sich mit dem alten Ägypten befassen, Ziele dieser Cyberattacken sind, muss uns Europäer verwundern, da wir mit dem Interesse an der Geschichte Ägyptens keine politische oder religiöse Haltung verbinden.
Die Seite „Egyptological“ war eigentllich eher eine Art regelmäßig erscheinendes elektronisches Journal, in dem häufig auch Gastautoren mit wissenschaftlichen Untersuchungsergebnissen und Vorab-Veröffentlichungen zu finden waren. Die Seite ist nun bereits seit Mitte Dezember offline. Zusätzlich hat Kate Phizackerley jetzt auch noch ihren eigenen Blog „News from the Valley of the Kings„, der uns vor einem Jahr regelmäßig mit News zum Grab KV64 versorgte, geschlossen, um ihn nicht auch zum Ziel eines Angriffs zu machen.
Die Blogbetreiber von „Egyptological“ haben angekündigt, dass sie die Seite wieder online bringen wollen, sobald sie alle beteiligten Rechner neu aufgesetzt haben (um mögliche Viren zu löschen) und alle Inhalte wieder bei einem Provider hochladen konnten. Vor Ende Januar kann jedoch nicht mit der Rückkehr des Blogs gerechnet werden.
Dass Ägypten in einer Krise steckt, die sich auch in einer mangelnden Sicherheitslage bemerkbar macht, können wir fast täglich in den Nachrichten sehen. In politisch und moralisch unsicheren Zeiten versucht eben jede Gruppierung, die eigene „Weltanschauung“ durchzusetzen, oder sie zumindest demonstrativ zur Schau zu tragen. Dass es darunter auch Kräfte gibt, die sich den Kampf gegen das antike Ägypten auf die Fahne geschrieben haben, wird dem Tourismusgeschäft sicher nicht weiterhelfen. Jeder, der in der jetzigen Situation nach Ägypten reist, sollte sich dessen bewusst sein und ein Augenmerk auf die eigene Sicherheit legen!
Nachtrag am 23.1.13:
Nachdem mehrere Meldungen im Internet über diesen Hackerangriff erschienen sind, hat Kate Phizackerley gestern einige klärende Worte in ihrem Blog dazu veröffentlicht. Besonders wichtig ist es ihr zu betonen, dass die Seite „Egyptological“ immer unpolitisch war und allen Religionen respektvoll gegenüber gestanden habe. Sie wisse nicht, welche Motivation die Hacker gehabt hätten und wolle darüber auch nicht spekulieren, insbesondere, da einige der Angreifer (nicht alle) sehr nett gewesen seien. Eine Nähe zu einer bestimmten Religion hätten diese auch nicht angegeben. Nähere Angaben zu den Motiven oder den Gesprächen mit den Hackern möchte sie nicht geben, damit die Angelegenheit nicht doch noch politisiert wird. Abschließend fügt sie noch an, dass auch ihr Blog zunächst geschlossen bleiben wird, da sie ihre freie Zeit wohl eher in Web-Sicherheit, denn in Archäologie stecken werde.
Wir wünschen ihr (und uns), dass sowohl ihr Blog als auch „Egyptological“ bald wieder online gehen können, da wir in der Vergangenheit viele Informationen daraus gezogen haben.
Hallo „Selket“, ich finde es schlimm, dass Du Dir nicht zu schade bist, mittlerweile kein Thema mehr auszulassen, um vor einem Urlaub in Ägypten zu warnen. Wann warst Du denn zum letzten Mal hier, um Dir selbst ein Bild zu machen? Im November sprach der Spiegel von mehreren Tausend Demonstarnten in Luxor – es waren maximal 500 und alle friedlich. Nicht alles, was geschrieben wird, stimmt…
Was mit Egyptological passierte, ist schlimm. Aber in Deutschland werden ständig Websites und Kundenkonten gehackt. Sollten die Deutschen Deutschland also aus Sicherheitsgründen besser verlassen?
Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg wäre eine Vogel-Strauß Politik zu betreiben und solche Dinge einfach unterm Tisch fallen zu lassen. Letztendlich sind es ja die Aufschreie in den Medien und in den Blogs, die die Ägypter zum Handeln bewegen. Erst nachdem in der Presse rege über die Probleme in Dahschur diskutiert wurde, hat sich der Antikenminister eingemischt und Abhilfe versprochen. Leider häufen sich im Momemt derartige Meldungen, weshalb wohl leider der Eindruck entstanden ist, Ägypten möglichst zu meiden. Und gerade wenn Leute wie du, Claudia, auch abhängig sind vom Tourismus, ist die ganze Situation natürlich besonders bitter. Aber genauso wie wir über neue Touri-Highlights berichten werden, die hoffentlich den ein oder anderen Wiederholungstäter wieder ins Land ziehen werden, werden wir auch weiterhin über die nicht so dollen Ereignisse schreiben – auch sehr emotional, zugegeben. Aber das ist einfach der Aufregung darüber geschuldet, dass wegen solchen dummen Aktionen von Islamisten und Ägyptern, die kein Respekt vor ihrer Kultur haben, die archäologischen Stätten und wie hier, die Berichterstattung, massive gestört werden und das Land einfach nicht zu Ruhe kommt (und daher Touris Ägypten leider auch meiden)
Sonst kann ich nur bestätigen, was Claudia auch geschrieben hat. Gerade in Luxor ist es sehr ruhig und es gibt überhaupt keinen Grund nicht nach Ägypten zu reisen. Wie hier auch schon einige geschrieben haben: Von solch Idioten lassen wir uns schon mal gar nicht abschrecken! Jetzt erst recht!
Liebe Claudia, da ich den Beitrag geschrieben habe, möchte ich auch etwas zu Deiner Kritik sagen, obwohl Selket sich ja schon selbst geäußert hat.
Der Seite selket.de vorzuwerfen, sie versuche, Leute von einem Ägyptenurlaub abzuhalten, finde ich abstrus. Sowohl der Blog als auch die Reiseseite haben immer auch die Absicht, den Lesern die Schönheit des Landes nahe zu bringen und Ihnen sogar zu vermitteln, dass man auch ohne Pauschalreise, also quasi „auf eigene Faust“, das Land entdecken kann.
Ich sehe natürlich auch, dass die Zahl der „kritischen“ Beiträge hier in letzter Zeit zugenommen hat. Dass wir aber „keine Gelegenheit auslassen“, um vor einer Reise zu warnen, ist doch sehr übertrieben. Du beziehst Dich vielleicht nur auf die letzten 3 Artikel, und darunter waren zugegeben 2 kritische. Aber blättere mal weiter zurück: Unter den letzten 20 Beiträgen waren es dann auch nur diese 2, die sich kritisch mit der Sicherheitslage auseinandersetzen.
Und da diese kritischen Artikel beide von mir (und eben nicht von Selket) waren, möchte auch ich gerne betonen, dass ich mich bei meinem Ägypten-Urlaub im letzten Jahr zu keiner Zeit unsicher gefühlt habe. OK, am Tahrir-Platz war ich sehr vorsichtig, denn zu der Zeit hatte das Auswärtige Amt auch eine Reisewarnung für Kairo (und speziell für den Tahrir-Platz und das Fernsehzentrum) herausgegeben. Aber es gab nicht eine einzige unangenehme oder gefährliche Situation.
Trotzdem halte ich es für richtig – und sogar für ein Muss – dass auf selket.de über die ganze Situation in Ägpten berichtet wird. Sowohl über die schönen als auch über die evtl. unangenehmen Seiten. Es wäre fahrlässig, den Lesern nur News von neu entdeckten oder neu eröffneten Sehenswürdigkeiten zu berichten, verbunden mit dem Aufruf: „Fahrt mal alle hin!“. Gerade, weil wir dazu auffordern, nach Ägypten zu reisen, müssen wir auch über die Dinge berichten, die derzeit kritisch zu sehen sind. Dennoch sind diese kritischen Berichte eben nur ein sehr kleiner Teil. Der weit überwiegende Teil der Beiträge preist die Schönheit des Landes, weist auf sehenswerte Stätten hin und soll Lust auf Ägypten machen. Denn genau DAS ist die Intention der Seite!!!
Heute bekam ich eine Mail von Kate Phizackerley („News from the Valley of the Kings“) mit dem Titel: „Correcting Rumours“. Darin ist zu lesen: „There seem to be suggestions that Andrea and I know the affiliation of those who hacked us. We don’t and by policy I haven’t speculated. Part of the reason for my reticence is that some, although not all, of the hackers have been polite to us. In particular, at no point did the hackers claim association with any religion.“ Also keine Islamisten…! Und – änderst Du nun Den Titel dieses Beitrags oder gibt es einen Widerruf?
Ihr Beitrag ist auch zu lesen unter: http://www.kv64.info/2013/01/correcting-rumours.html
Vielen Dank für den Hinweis, Claudia. Schön, dass Kate Phizackerley sich noch einmal selbst zu der Affäre geäußert hat.
Ich habe den Begriff „Islamisten“ natürlich aus der Überschrift herausgenommen und auch einen Nachtrag unter meinen Artikel geschrieben, in dem ich Kates aufklärende Worte zusammenfasse.
Danke fürs Mitdenken!