Archäologische Stätten, Museen, Magazine und nicht zuletzt die Antikenbehörde hatten im letzten Jahr mächtig unter dem „Fluch des Pharao“ zu leiden, wie die Al-Ahram Weekly in einem Artikel treffend schreibt.
Nach dem Beginn der Revolution am 25.01.11 wurden archäologische Stätten, Magazine und Museen Opfer von Vandalen, Plünderern und Dieben. Unvergessen ist die Plünderung des Ägyptischen Museums Kairo. Am 28. Januar drangen Vandalen durch ein Dachfenster in das Museum ein und stahlen 48 Artefakte. 29 von ihnen konnten innerhalb kürzester Zeit wieder zurückgebracht werden.
Auch vor den Magazinen, die überall im Land verteilt sind, machten die Diebe nicht halt. Besonders schlimm hat es das „Qantara East“ Magazin im Sinai getroffen, aus dem 800 Objekte gestohlen wurden. Nur 292 Objekte sind bisher wieder aufgetaucht. In Dahschur, wo das New Yorker Metropolitan Museum of Art ihre Ausgrabungsobjekte im De Morgan Magazin lagert, überwältigen Plünderer gleich zweimal die Wächter. Opfer von Plünderungen wurden auch die Magazine in Abusir, in Gizeh, Tell el-Basta und Wadi Al-Feiran nahe Sharm El-Sheikh.
Manch ein Ägypter versuchte, das schnelle Geld mit Hilfe von illegalen Ausgrabungen zu machen. Unter anderem in Alexandria, Ismailia, Saqqara, Beheira, Sharqiya, Abusir and Daschur, wurden illegale Ausgrabungen gemeldet. Baukonstruktionen, wie Friedhöfe und Häuser, errichteten Bewohner auf archäologischen Stätten. So geschehen nahe der Pyramide des Merenre oder in Sakkara. Hier kam es auch zu schlimmen Zerstörungen. Vandalen drangen in das Grab des Hetepka in Sakkara ein und stahlen beschriftete Blöcke und Teile der Scheintür. In Tell al-Maskhuta in der Nähe von Ismailia zerstörten Unverbesserliche das Grab von Kenamun – das einzige Grab aus der 19. Dynastie, das sich in Unterägypten befindet. Ebenso komplett zerstört wurde das Grab von Impy in der Nähe des Sphinx auf dem Gizeh-Plateau. In Abusir stahlen Grabräuber beschriftete Blöcke aus dem Grab des Ptahshepses.
In Nechen, nördlich von Edfu konnten Diebe gerade noch davon abgehalten werden, ihr Unwesen zu treiben. Spektakulär war die Gefangennahme von mehreren Plünderern in Assuan, die versuchten, eine mehrere Tonnen schwere Statue von Ramses II. zu stehlen. In Abydos haben Ägypter eine zeitlang jede Nacht illegale Ausgrabungen durchgeführt. Gräben, manche bis zu fünf Meter tief, haben tiefe Spuren hinterlassen und die Stätte stark in Mitleidenschaft gezogen.
Doch nicht nur antike Stätten, sondern auch islamische und andere wichtige Bauwerke, wie das kürzlich abgebrannte Wissenschaftliche Institut mit der Description de l’Égypte wurden zum Opfer der Revolution.
Mehrere Streiks erschütterten die ägyptische Altertümerverwaltung (SCA). Der langjährige Leiter der SCA, Zahi Hawass, der vor allem durch seine Medienauftritte weltberühmt wurde, musste schließlich seinen Hut nehmen (ob freiwillig oder unfreiwllig?… Man weiß es nicht…). Zwei weitere folgten in schnellen Abständen, bis schließlich Mustafa Amin der Generalsekretär der SCA wurde. Doch auch unter ihm hielten die Rufe nach mehr Beschäftigung und besserer Bezahlung in der Altertümerverwaltung an. Schließlich entschloss sich die neue Übergangsregierung dann doch, das Antikenministerium (MSA) wieder aufleben zu lassen und ernannte Mohamed Ibrahim, einen Archäologieprofessor an der Ain Sham Universität, zum neuen Antikenminister.
Welche neuzeitliche Bauwerke aus den letzten Jahrhunderten Opfer der Revolution wurden, und weitere Informationen über die Irrungen und Wirrungen der SCA/MSA im letzten Jahr, könnt ihr bei der Al-Ahram Weekly nachlesen.