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Neun-Punkte-Plan zur Aufwertung der Pyramiden

Die großen Pyramiden von Gizeh, das einzig verbliebene der sieben Weltwunder, waren zu allen Zeiten ein Touristenmagnet – sogar für Leute, die sich für das alte Ägypten gar nicht interessieren. Doch wer schon einmal da war, der hat am eigenen Leib erfahren, dass der Besuch kein Zuckerschlecken ist. Aufdringliche Händler, falsche Führer, kein Schatten und manch andere Unwägbarkeit können heftig auf die Urlaubsstimmung drücken. In seinem Onlinemagazin „Egyptian Streets“ macht sich der Ägypter Mohamed Khairat Gedanken darüber, wie ein zeitgemäßes Touristenangebot aussehen müsste.

In einer Art Neun-Punkte-Plan zeigt Khairat die größten Probleme auf und macht Verbesserungsvorschläge. Wir stellen hier kurz und knapp seine neun Ideen vor:

1. Die Belästigung der Besucher unterbinden

Sowohl vor als auch hinter dem Ticketschalter warten fliegende Händler und manchmal gar Betrüger darauf, den Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Der ehrliche Händler zieht dabei den Kürzeren, denn die Touristen sind bald so entnervt, dass sie nur noch eines wollen: schnell ein Foto machen und dann nichts wie weg!

2. Saubere Toiletten und Ruhezonen

In der heutigen Zeit reicht es einfach nicht mehr, irgendwo ein paar Dixieklos aufzustellen. Wer möchte, dass Touristen mehrere Stunden auf dem Areal bleiben, sich wohl fühlen, Führungen mitmachen, evtl. noch einen Kamelritt wagen, der muss auch saubere Sanitäranlagen (auch für Behinderte) und Ruhezonen mit etwas Schatten oder Klimatisierung anbieten.

3. Ein Besucherzentrum

Um dem Eingangsbereich die spartanische „Bahnhofsatmosphäre“ zu nehmen, sollte ein größerer Bereich entstehen, der Souvenirshops, Cafés und Toiletten enthält und in dem freundliches, mehrsprachiges Personal auf die Fragen und Wünsche der Besucher eingehen kann.

4. Offizielle Führungen

Wer nicht mit eigenem Führer anreist, der hat die Auswahl aus einer großen Anzahl Einheimischer, die sich zum Teil ungefragt einfach selbst zum Führer hilflos aussehender Touristen machen und hinterher ein horrendes Entgelt dafür verlangen.

5. Eine offizielle Preisliste

Während eine kleine Tafel bei der Aussichtsplattform besagt, dass Pferde- oder Kamelritte nur 5 ägyptische Pfund kosten sollten, wird Touristen oft das Zehn- oder Zwanzigfache dafür abgenommen, teilweise mit erpresserischen Mitteln. Eine offizielle, überall sichtbare Preistafel würde das verhindern und für mehr Ruhe sorgen.

6. Umgebung säubern

Manche Bereiche an und um die Pyramiden muten wie eine Müllkippe an. Das ist einem Weltkulturerbe einfach nicht angemessen. Es fehlen Papierkörbe und Mülleimer – und die Kultur, sie auch zu benutzen.

7. Ein kleines Museum

Immer wieder heißt es, man habe viel mehr Antiquitäten, als man ausstellen könne. Allein im Ägyptischen Museum in Kairo stapeln sich im Lager tausende Stücke, die niemand je sieht. Ein kleines Museum mit Stücken, die einen Bezug zu den Pyramiden oder den Grabstätten haben, könnte nicht nur die Kulturtouristen interessieren, sondern vielleicht auch andere Touristen motivieren, mal ein größeres Museum zu besuchen.

8. Ein großer Basar

Wenn die Händler ihre aufdringlichen Verkaufsversuche unterlassen sollen, muss man ihnen andere Möglichkeiten geben, ihre Waren an den Mann oder die Frau zu bringen. Ein großer marktähnlicher Platz, mit Bewirtung und Toiletten, an dem verschiedenste Händler und Handwerker ihre Waren anbieten können, ohne dafür die Touristen verfolgen zu müssen, wäre eine Lösung.

9. Abend- und Nacht-Events

Die Sound-and-Light-Show muss nicht die einzige Abendveranstaltung bleiben. Auch Führungen und Kamelausritte können bei Dunkelheit ein besonderes Erlebnis sein. Von einem kleinen Essen oder einem Glas Tee oder Wein mit Ausblick auf die beleuchteten Pyramiden einmal ganz zu schweigen.

Soweit also die Vorschläge in der Egyptian Streets. Neun gute Gedanken, gegen die wohl kaum einer etwas haben wird. Manches, wie das Besucherzentrum und den Bazar, kennt man in ähnlicher Form schon vom Tal der Könige oder dem Karnaktempel. Und tatsächlich fühlt man sich dort ein bisschen weniger verfolgt und übers Ohr gehauen.

Vielleicht ist es wirklich an der Zeit, dass die Antikenbehörde merkt, dass es nicht reicht zu sagen: „Hier sind die Pyramiden – und dort ist das Tickethäuschen!“, sondern dass Besucher heutzutage auch eine moderne Infrastruktur rund um eine Sehenswürdigkeit erwarten. Die derzeitige Lage ist einem Weltwunder und Weltkulturerbe jedenfalls nicht angemessen.

Seit der 2011er Revolution mit der nachfolgend verschlechterten Sicherheitslage sind auch an den Pyramiden die Besucherzahlen spürbar zurückgegangen. Vielleicht wird ja im Zuge der Eröffnung des Grand Egyptian Museum, das unweit der Pyramiden gebaut wurde, bald auch etwas für den Pyramidenkomplex getan.

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