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Wochenrückblick – Neuer Termin für’s GEM / Mumie im Scanner / Ägypten in Zypern & mehr

Kein Jahresrückblick, sondern zum Ende des Jahres 2021 ein erneuter Wochenrückblick. Dieses Mal berichten wir über einen neuen Eröffnungstermin für das Grand Egyptian Museum (GEM), die Zukunft mit E-Tickets, eine neue Ausstellung im Luxor-Museum, Ägyptens erfolgreiche Jagd nach illegalem Antikenschmuggel, ein ägyptischer Anhängern auf Zypern, die Mumie Amenophis I. unter dem 3D Scanner und Bier wie Haferbrei.

Eröffnung des GEM im 2. Quartal 2022?

Zur Zeit läuft in Dubai die Expo 2020, auf der Mostafa Waziri, Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung, diese Woche im ägyptischen Pavillon einen Vortrag hielt. Neben verschiedenen archäologischen Funden und derzeitigen Ausgrabungen in Ägypten, kam Waziri auch auf das neue Grand Egyptian Museum (GEM) zu sprechen. Er erklärte, dass die Bauarbeiten an dem GEM nun beendet seien. Auch die Restaurierungsarbeiten an den Ausstellungsstücken seien mittlerweile abgeschlossen und man habe mittlerweile damit begonnen, die Ausstellungsräume mit Objekten zu füllen. Das neue Grand Egyptian Museum soll laut Waziri im 2. Quartal 2022 eröffnen. Hoffen wir das Beste!

Blick ins GEM
Bild: Tourismus- und Antikenministerium Ägypten

Zugang mit E-Tickets

Wir hatten bereits darüber berichtet, dass zur Zeit der Karnak- und Luxortempel mit einem elektronischen Ticketsystem ausgestattet wird. Auch das Tal der Könige wird die nächsten Wochen auf das elektronische System umgestellt werden. Vor dem Pyramidenareal wurden schon das entsprechende Eingangssystem installiert, worüber man mit einem E-Ticket mit integriertem QR-Code automatisch das Gelände betreten kann. Insgesamt 13 dieser elektronischen Türen sind an beiden Eingangsbereichen des Pyramiden-Bezirks installiert worden.

Das Antikenministerium verspricht sich viel von der Digitalisierung im Eingangsbereich der Stätten. Das System ermöglicht, die Anzahl der Touristen zu zählen, die das Gebiet betreten und verlassen, die Einnahmen zentral zu steuern und die Anzahl der Touristen mit den erfassten Einnahmen abzugleichen.

Bei den Museen ist schon das National Museum of Civilization in Kairo, das Ägyptische Museum am Tahrir-Platz und das Sharm el-Sheikh Museum an die digitale Zukunft angeschlossen. Ägypten will in den nächsten Wochen und Monaten nach und nach alle Stätten auf das elektronische Ticket-System umrüsten.

Das neue Ticketsystem läuft an den Pyramiden schon
Bild: Tourismus- und Antikenministerium Ägypten

Neue Ausstellung im Luxor-Museum

Wer zur Zeit in Luxor ist oder die nächsten Wochen dort hinreisen wird, der sollte die neue Sonderausstellung im Luxor-Museum besichtigen. Dort werden zur Zeit die Grabbeigaben von Amenhotep Huy präsentiert. Die Ausstellung umfasst insgesamt 155 Objekte, die von der spanischen Mission im Grab von Amenhotep Huy aus der 18. Dynastie entdeckt wurden.

Jährliche Parade an der Sphingen-Allee

Angestachelt vom großen Erfolg der Parade an der Sphingen-Allee (wir berichteten) hat sich das Tourismus- und Antikenministerium dazu entschlossen, die Parade in Zukunft einmal im Jahr in Luxor zu veranstalten. Wie und in welcher Form und ob die jährlichen Paraden dann auch vor Publikum stattfinden werden, ist bislang noch nicht bekannt.

Ägyptens Kampf gegen Antikenschmuggel

Nich ganz ohne Stolz berichteten die ägyptischen Medien darüber, dass die ägyptische Regierung seit 2011 insgesamt mehr als 30 000 illegal ausgeführte Antiquitäten wieder zurück nach Ägypten gebracht hat. Darunter seien alleine im Jahr 2021 insgesamt 5300 Objekte gewesen. Eine extra dafür einberufene Expertenkomission beobachtet weltweit verschiedene Auktionen von ebay bis hin zu den großen Auktionshäusern. Noch letzte Woche wurden 36 ägyptische Objekte zurück nach Ägypten gebracht, die im Jahr 2014 illegal per Seefracht von Alexandria nach Valencia verschifft wurden.

Ägyptischer Schmuck auf Zypern

Der auf Zypern gefundene Anhänger
Bild: Peter Fischer, Teresa Bürge

Obwohl wir ja schon lange wissen, dass Ägypten gute Handelskontakte weit über seine Grenzen hinaus pflegte, sind auch kleine ägyptische Funde außerhalb des Landes immer spannend. In zwei bronzezeitlichen Gräbern auf Zypern wurde altägyptischer Schmuck entdeckt, der auch von Königinnen der 18. Dynastie getragen wurde. In den 3000 Jahre alten Gräbern in der antiken Stadt Hala Sultan Tekke lag ein Anhänger aus reinem Gold in Form einer Lotusblüte mit eingelegten Edelsteinen.

Der Ausgrabungsleiter Peter Fischer von der Universität Gothenburg in Schweden datiert den Goldschmuck aus der Zeit von Echnaton und Nofretete. Die meisten gefundenen altägyptischen Objekte in dieser Region stammen aus dieser Zeit um 1350 v. Chr., wie Abgleiche mit ähnlichen Funden aus Ägypten verraten. Zu den aus Ägypten importieren Objekten auf Zypern gehören Goldschmuck und Skarabäen oder aber auch Überreste von Fischen aus dem Niltal.

Mumie Amenophis I. gibt spannende Einblicke

Auch Zahi Hawass sorgte diese Woche wieder einmal für Aufsehen, als er die Ergebnisse seiner Untersuchung an der Mumie Amenophis I. präsentierte. Die Mumie des Pharaos wurde so aufwendig und kompliziert eingewickelt und seine Totenmaske mit Girlanden aus Rittersporn geschmückt, dass man sich bisher nicht getraut hatte, die Mumie auszuwickeln und genauer zu untersuchen. Das ist mit der heutigen Technik auch glücklicherweise nicht mehr notwendig. Zusammen mit der Radiologieprofessorin an der Universität Kairo, Sahar Saleem, untersuchte Hawass die Mumie mit einer hochmodernen 3D-Röntgenuntersuchung.

Dabei kam heraus, dass der Pharao im Alter von 35 Jahren starb. Er war 1,69m groß, hatte gute Zähne, die oben etwas hervorstanden, und er war beschnitten. Saleem beschreibt sein Aussehen mit einem schmalen Kinn, einer kurzen, schmalen Nase und lockigen Haaren – seinem Vater Ahmose I. nicht unähnlich.

Auch die Einbalsamierungsmethode gibt einige spannende Einblicke: Amenophis I. wurde mit gekreuzten Armen einbalsamiert. Das Gehirn wurde ihm nicht entfernt, im Gegensatz zu seinen Nachfolgern, bei denen das Gehirn während der Einbalsamierung entfernt wurde. Unter seinen Mumienbandagen liegen 30 Amulette und ein einzigartiger goldener Gürtel mit goldenen Perlen. Wir werden in den nächsten Wochen in unserem „Das Who-is-who der Mumien“ detailliert über die Untersuchungsergebnisse berichten.

Bier-Porridge

Zum Jahresausklang wird ja gerne einmal zu tief ins Glas geschaut. Auch die alten Ägypter tranken gerne mal einen über den Durst. Bier gehörte gar zu den Grundnahrungsmitteln der alten Ägypter. Dass Bier, zumindest in der Frühzeit der ägyptischen Geschichte, mehr Nahrung als Getränk war, darüber sind sich Forscher der Dartmouth Universität in Großbritannien einig. Sie analysierten Überreste von Malzextrakten in Bierkrügen aus Hierakonplis und fanden dabei heraus, dass die Menschen vor 5800 Jahren das Gerstengetränk in einer dicken Form ähnlich einem Brei schlürften. Das Bier war wahrscheinlich trüb und/oder süß und von der Konsistenz her wie „dicker Haferbrei“ so die Forscher. Na, dann Prost…

Wir wünschen allen Lesern ein frohes, neues Jahr 2022! Und für das neue Jahr hoffentlich wieder viele weitere, spannende Entdeckungen aus Ägypten!

6 Gedanken zu „Wochenrückblick – Neuer Termin für’s GEM / Mumie im Scanner / Ägypten in Zypern & mehr“

  1. „ Das Gehirn wurde ihm nicht entfernt, eine Methode, die bei königlichen Mumien erst nach seinem Tod zum Einsatz kam.“ Dieser Satz überrascht mich. Wurde bei königlichen Mumien des Alten und Mittleren Reiches das Gehirn also nicht entfernt? Und woher weiß man das: sind so viele Mumien aus Altem und Mittleren Reich überhaupt erhalten oder steht das in den Pyramiden/Totentexten? Oder ist dieser Satz andersrum zu verstehen: erst ab Amenophis wurde das Gehirn nicht mehr entfernt?

  2. Hallo Hans,
    das war von mir missverständlich ausgedrückt. Ich habe den Absatz noch einmal abgeändert. Vielen Dank für den Hinweis

  3. Vielen Dank für eure immer wieder interessanten Beiträge im
    letzten Jahr und ich freue mich auf dieses Jahr.Dann fällt die Eröffnung des GEM tatsächlich in die 100-Jahrfeier der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun- wie bereits orakell.Das ist so spannend! Jeannette

  4. Ich möchte nicht besserwisserisch daherkommen, aber nach meinem Gutdünken jährt sich die Entdeckung des Tutch-Grabes erst im November zum 100. Mal. Dieses Datum halte ich auch für wesentlich wahrscheinlicher als das 2. Quartal, allein schon wegen Corona und dem Ende des Ramadan.

  5. Sehr interessante Beiträge, mein Dank dadür.
    Mich würde interessieren, wie die Ausstellung im jetzigen Ägyptischen Museum aussieht. Sind dort alle Exponate noch zu sehen? Irgendwann wird der Umzug ja stattfinden und wird das Museum geschlossen sein.
    Wir wollen Anfang März Kairo besuchen und natürlich auch das Ägypt. Museum.

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