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Wochenrückblick: Gegen den Antikenminister und für mehr Abgaben von Touristen

Diese Woche war einiges los in Ägypten, weshalb es mal wieder Zeit für einen Wochenrückblick ist. Kritik musste sich diese Woche der Antikenminister gefallen lassen, den viele am liebsten von seinem Stuhl sägen würden. Seine Waffenlieferung an Sicherheitsleute in Wadi as-Subu‘ klingt angesichts der anhaltenden Berichte über Plünderungen und illegale Bauten in Ägypten schon geradezu hilflos bis lächerlich. Immerhin konnte die Antikenpolizei bei einem Bewohner in Memphis einen Naos-Schrein sicherstellen und das Tourismusministerium überlegt, wie sie den Touristen mehr Geld aus der Tasche locken könnte. Und im Moment braut sich ein Shitstorm über einem Team von deutschen Experimentalarchäologen zusammen. Aber dazu morgen mehr.

Mehr Sicherheit in Wadi as-Subu‘

Wie Ahram Online berichtet, schickte das Ministerium diese Woche Waffen zu zehn Sicherheitsleuten, die für die Bewachung des Tempelgeländes von Wadi as-Subu‘ (erbaut von Ramses II.) am Nassersee im Süden Ägyptens zuständig sind.

Die Waffenlieferung war notwendig gewesen, um dort weitere Versuche, die Stätte zu plündern, zu vermeiden, so der Antikenminister Mohamed Ibrahim. Er wies aber Gerüchte zurück, dass dort bereits geplündert worden sei und sprach nur von ein paar gestohlenen elektrischen Kabeln und Lampen.

Wadi as-Subu‘ ist sicherlich ein Anfang, aber warum reagiert das Ministerium so spät und tut sonst nichts für den Schutz der anderen archäologischen Stätten? So reißen die Berichte und Bilder über Plünderungen und Raubgrabungen in ganz Ägypten nicht ab. Laut der Facebook-Seite Egypt’s Heritage Task Force ist es im Moment in Gebelein bei Esna besonders schlimm. Die „Landmafia“ soll dort das gesamte archäologische Gebiet stark beschädigt haben.

Unterschriftenaktion gegen Antikenminister

Die Tamarod-Bewegung, die auch für die Revolution gegen die Muslimbruderschaft verantwortlich war, versucht, den Antikenminister seines Postens zu entheben. Laut eigener Aussagen haben sie bereits 4 000 Unterschriften für die Absetzung des umstrittenen Antikenministers gesammelt. Die meisten Unterschriften stammen von Mitarbeitern des Ministeriums und Archäologen, die frisch von der Uni kommen. Sie prangern u.a. schlechte Arbeitsbedingungen an, bemängeln aber auch Ibrahims fehlendes Konzept gegen die Plünderungen und illegalen Bebauungen auf archäologischem Gebiet. Den ganzen Artikel findet ihr bei der Daily News Egypt

Naos-Schrein bei einem Bewohner in Memphis entdeckt

Immerhin konnte die Antikenpolizei eine Erfolgsmeldung diese Woche verbuchen. In einer Wohnung in Memphis entdeckten die Behörden einen Schrein aus dem Alten Reich. In ihm standen vier 9-19 cm hohe Statuen, die vielleicht den Grabherrn in den verschiedenen Stationen seines Lebens darstellen. Sie tragen verschiedenfarbige Perücken, und eine Statue könnte den Grabherrn als Kind zeigen. Woher der Schrein stammt und ob er eventuell illegal ausgegraben wurde, wollen laut Ahram Online nun die Behörden klären.

Freiwilligen-Dollar von Touristen

Eine Quelle im Finanzministerium plapperte diese Woche aus, dass im Antiken- und Tourismusministerium die Rechtmäßigkeit eines „Freiwilligen-Dollars“ überprüft wird, der pro Nacht von jedem Hotelgast eingezogen werden könnte. Das, was wir vielleicht „Kurtaxe“ nennen würden, soll dem Ägyptischen Museum oder dem ansässigen Governement zugeführt werden, wie Egypt Independent berichtet.

2 Gedanken zu „Wochenrückblick: Gegen den Antikenminister und für mehr Abgaben von Touristen“

  1. In Deutschland verlangt jedes Drecksnest eine Kurtaxe, daher finde ich es nur in Ordnung und sogar dringend notwendig, dass Ägypten dies einführt, schliesslich ist der Tourismus in Ägypten eine der wichtigsten Einnahmequellen und es kostet sehr viel Geld, die antiken Stätten, zu erhalten.

  2. Wenn es wirklich dort ankommt, wo es gebraucht wird, bin ich gerne bereit einen Dollar oder auch mehr pro Nacht zu bezahlen. Meine Befürchtung ist aber, dass es irgendwo in der Verwaltung oder in der Regierung versickert, wie es beispielsweise beim Ägyptischen Museum jahrzehntelang der Fall gewesen ist.

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