Im Ägyptischen Museum Kairo eröffnete am vergangenen Mittwoch Antikenminister El-Enany höchstpersönlich und im Beisein von Ägyptologen, Regierungsmitgliedern und der Presse eine neue Ausstellung. Was kann so wichtig sein, dass das Ministerium alles zusammentrommelt, was Rang und Namen hat? Natürlich: goldene Schätze aus dem Grab des Tutanchamun! Und noch dazu welche, die noch niemals zuvor ausgestellt waren.
Laut der Ahram Online hat man dieses Datum sorgsam ausgesucht, um sowohl das 115-jährige Bestehen des Museums am Tahrir-Platz zu feieren, als auch den 60. Jahrestag der Wiedereröffnung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) Kairo.
Tuts goldener Jagdschmuck
Es handelt sich um ca. 60 Goldblech-Applikationen, die einmal Streitwagen, Zaumzeug, Pfeilköcher und Bogenkasten des Königs schmückten. Howard Carter hatte die Stücke 1922 in der Vorkammer und der Schatzkammer des Grabes gefunden, wo sie zerbrochen auf dem Boden verstreut gelegen hatten. Sie hatten sich allerdings in einem erbärmlich schlechten Zustand befunden, und so wurden sie von Carter zwar registriert und fotografiert, wanderten danach jedoch direkt ins Magazin, das Lager des Kairoer Museums, und wurden dort schlicht vergessen und niemals wissenschaftlich untersucht.
Deutsches Know-How
Laut der Neckar-Chronik war es der Tübinger Altorientalist Peter Pfälzner gewesen, der sich an die alten Schwarzweiß-Fotos erinnerte, als er im syrischen Qatna ganz ähnliche Goldbleche fand. Am Ende war es eine Gemeinschaftsproduktion des DAI Kairo, des Römisch-Germanischen Zentralmuseums (RGZM) in Mainz, der Universität Tübingen und des Ägyptischen Museums Kairo, die es möglich machte, die Stücke hervorzuholen und für die Präsentation aufzuarbeiten. Finanziert wurde das Ganze übrigens hauptsächlich vom Deutschen Auswärtigen Amt und der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Restaurator mit Tut-Erfahrung
Nach 3200 Jahren in Tuts Grab und weiteren 95 Jahren, die sie in Kartons im Kairoer Museumsarchiv gelegen hatten, waren die Stücke allerdings so beschädigt und fragil, dass sie den Wissenschaftlern quasi unter den Händen zu zerbrösen drohten. Sie mussten daher erst aufwändig restauriert und haltbar gemacht werden. Und hier kommt ein weiterer deutscher Experte ins Spiel, dessen Name uns noch von der sensationellen Wiederherstellung von Tuts Bart in Erinnerung ist: Christian Eckmann, Restaurator des Mainzer RGZM, und einer der führenden Metallrestauratoren der Welt.
Bereits in unserer damaligen Berichterstattung über Tuts Bart, den Arbeiter 2014 beim Reinigen der Ausstellungsvitrine von der berühmten Totenmaske abgebrochen hatte, erwähnten wir, dass sich Christian Eckmann wegen der Arbeit an den Goldblechen sowieso in Kairo befunden hatte, und er sich daher sofort um den abgebrochenen Bart kümmern konnte. Mehrere Jahre also haben die Restaurierungsarbeiten gedauert, bis die 60 „Goldstücke“ nun ausstellungsreif waren.
Die Ausstellung der Goldbleche soll noch bis Ende Dezember andauern, danach sollten die Stücke ins Grand Egyptian Museum (GEM) auf dem Gizeh-Plateau gebracht werden, wo sie dann Teil der großen Tutanchamun-Ausstellung werden. Wer also demnächst in Kairo bzw. in Gizeh ist, kann sich in der Ausstellung davon überzeugen, dass nur etwa die Hälfte der Bleche traditionelle ägyptische Motive zeigt, wie z.B. den Pharao beim Erschlagen der Feinde. Die andere Hälfte soll vorderasiatische Motive darstellen, bpsw. Tierkämpfe, was laut Peter Pfälzner für die pharaonische Ikonographie äußerst ungewöhnlich sei.
Danke für den Hinweis , von wann bis wann ist den die Ausstellung in Kairo ?
Nach unseren Informationen hat die Ausstellung am vergangenen Mittwoch begonnen und geht noch bis Ende Dezember.
Was die Wissenschaft schon alles kann. Ich finde es erstaunlich, wie diese alten Werkzeuge und Gegenstände nach einer so langen Zeit noch so gut erhalten sind. Da müssen die Restauratoren eine sehr gute Arbeit leisten. Top Beitrag!
Ich bin immer wieder begeistert über die Arbeiten unseres RGZM aus meiner Heimatstadt Mainz.
Danke für die Beiträge die sehr informativ sind. G.Ott- Mainz