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Erbaut von „pragmatischen“ Ägyptern – Grabkapelle in Theben-West ausgegraben

Bei Grabungsarbeiten am Grab des Beamten Horhotep im Assasif (Theben-West) stießen Archäologen auf eine ungewöhnliche Entdeckung. Eine Lehmziegelkonstruktion im Vorhof des Beamten könnte eine seltene Grabkapelle mit einem Kalksteinaltar gewesen sein. Die 4000 Jahre alte Kapelle in der Nähe des Hatschepsuts-Tempels wäre die erste bekannte Konstruktion dieser Art aus dem Mittleren Reich

Der Grabungsleiter Patryk Chudzik von der polnischen Mission des Archäologischen Instituts der Universität Breslau beschrieb den Fund als „sehr wichtig“, denn er enthält viele Informationen über die Ausstattung privater Grabkomplexe aus dem Mittleren Reich.

Kalksteinaltar und Keramikgefäße

In der aus Lehmziegeln bestehenden Grabkapelle fanden die Archäologen Fragmente eines Kalksteinaltars, auf dem die Speise- und Trankopfer für die Verstorbenen gelegt wurden. Die Opfer legten die Hinterbliebenen in Keramikgefäße, deren Scherben überall im Vorhof verstreut lagen.

Chudzik betonte, dass der Fund das erst dritte Beispiel einer derartigen Struktur in der thebanischen Nekropole wäre aber es wäre das erste Mal, dass die Überreste eines Altars und Opfergaben gefunden wurden.

„Pragmatische“ Ägypter

Bei der letzten Ruhestätte des Horhotep (TT314), der in der 12. Dynastie unter den Pharaonen Amenemhat I. and Senwwosret I. seinen Dienst verrichtete, handelt es sich vermutlich um ein unvollendetes Grab. Ausgrabungen brachten unbenutzte Ziegel ein paar Meter unterhalt der Kapelle zu Tage, die für eine weitere Verarbeitung aufgereiht wurden. Der Holzpflock eines Arbeiters, der für die Markierung gerader Linien verwendet wurde, gehört ebenfalls zu den Funden des polnischen Teams.

Chudzik hält die Ägypter wegen dieser Funde für sehr „pragmatisch“. Sie besuchten den Verstorbenen, opferten und beteten für ihn in einem unvollendeten Grab, während sich die noch ungebrauchten Grabziegel in ihrer Nähe stapelten. Es gäbe weitere Beispiele dieser Art in der Nekropole von Theben, wie das benachbarte Grab MMA 512, in der ebenfalls eine Bestattung in einem nie vollendetem Grab stattfand.

15m tiefes Loch im Vorhof

Eine weitere Überraschung versteckte sich ebenfalls im Vorhof von Horhoteps Grab. Während ihrer Grabungsarbeiten stolperten die Archäologen über ein 15m tiefes Loch, das zu einem Grabschacht von einem von Horhoteps Verwandten oder engen Gefährten führt. Es war damals durchaus üblich, dass untergeordnete Beamte innerhalb des Grabkomplexes ihres Vorgesetzten bestattet wurden, so Chudzik. Tief im Grabschacht fanden die Archäologen einige Uschebtis, menschliche Knochen, Mumienbinden, einen Feuerstein-Hammer und Fragmente von Keramiken.

Im Dezember diesen Jahres rückt das polnische Team erneut an, um weitere Funde und Erkenntnisse über Horhoteps Grab zu erhalten.

Die Ausgrabungen fanden von Dezember 2013 bis Februar 2014 statt. Die polnische Presse hatte bereits im Juni darüber berichtet. Das Al-Tahrir News Network berichtete erst jetzt darüber.

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